Bei Hiromi vermischen sich Jazz und Klassik auf brillante Art und Weise
Ist das noch Jazz? Oder schon Klassik? Für die japanische Pianistin Hiromi zählt nur, was das Herz bewegt. Auf ihrem neuen Album spielt sie mit einem Streichquartett.
Hiromi Uehara ist eine klassisch ausgebildete Pianistin, und das hörte man ihrem virtuosen Jazz schon oft an. So interpretierte die Japanerin auf dem bisher letzten Album „Spectrum“(2019) in atemberaubender Brillanz George Gershwins „Rhapsody in Blue“(1924) und legte dessen Jazz-kern frei.
Zwei Jahre nach diesem Solo-paradestück nun also eine konsequente Fortsetzung an der Schnittstelle zweier Musikgenres: „Silver Lining Suite“, das neue Album von Hiromi, präsentiert die 42-Jährige mit einem Streichquartett. „Ich glaube, es gibt nur zwei Genres“, sagt sie. „Das Genre, das mein Herz bewegt, und das Genre, dem dies nicht gelingt. Daher ist es mir egal, wo dieses Album eingeordnet wird.“
Die in neun Stücke gegliederte Suite für Klavier und Streicher nimmt klar Bezug auf die Zeit der Pandemie, mit Titeln wie „Isolation“oder „Uncertainty“(Unsicherheit). Mal driftet Hiromi in jazzige Improvisationen ab, dann wiederum verschmilzt das Klavierspiel mit den Klängen von Violine, Viola und Cello. Dass sie eine hervorragende Komponistin ist, beweisen aufs Neue ihre bewegenden Melodien und spritzigen Grooves.
Hiromi begann ihre Jazz-karriere sehr jung, das Debüt erschien mit Anfang 20. Ein Duett-album neben Piano-legende Chick Corea (2008), ein gefeiertes Trio-projekt mit Anthony Jackson (Bass) und Simon Phillips (Schlagzeug) sowie mehrere Solowerke folgten. Zuletzt wurde Hiromi eingeladen, bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Tokio aufzutreten, nach dem auch für sie sehr traurigen Corona-jahr „ein Silberstreif am Horizont“. Danach hat sie nun ihr neues Album benannt, das sie endgültig in die Meisterklasse der zeitgenössischen Jazz-pianisten führen dürfte. (dpa)
„Silver Lining Suite“über Telarc/concord.
von Hiromi