Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wirbel um das Todesspiel „Squid Game“

Die Serie aus Südkorea wird weltweit massenhaft gestreamt – Die düstere Geschichte soll Gesellscha­ftskritik sein

- Von Fabian Kretschmer

(dpa) - Keine Serie wird derzeit so häufig gestreamt wie die Netflix-produktion „Squid Game“aus Südkorea. In den neun Folgen wird die Geschichte vom Kampf ums Überleben auf die Spitze getrieben: Knapp 500 Menschen mit den unterschie­dlichsten Hintergrün­den, die sich alle hoch verschulde­t haben, treten in scheinbar harmlosen Kinderspie­len gegeneinan­der an, um ein Preisgeld in Millionenh­öhe zu gewinnen. Doch der makabere Wettbewerb duldet keine zweite Chance: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird umgehend getötet.

Internatio­nal hat die Serie ein riesiges Publikum begeistert, nicht nur im Westen, auch etwa in der Volksrepub­lik China. Auf der Online-plattform Weibo, einem Mikroblogg­ing Dienst vergleichb­ar mit Twitter, haben laut Medienberi­chten mehr als zwei Milliarden User den Hashtag zu „Squid Game“angeklickt. Dabei ist die Serie in Chinas streng regulierte­m Internet offiziell gar nicht erhältlich. Die ganz offensicht­liche Piraterie mit „Squid Game“entwickelt­e sich schlussend­lich zum diplomatis­chen Streitfall: Jang Ha-sung, Südkoreas Botschafte­r in Peking, hat laut Angaben des koreanisch­en Senders KBS von den chinesisch­en Behörden verlangt, gegen File-sharingsei­ten einzugreif­en, die die Serie illegal verbreiten.

Weltweit hat die Netflix-serie zudem zu einem deutlich gesteigert­en

Interesse am Erlernen der koreanisch­en Sprache geführt. Anfang Oktober gab das Unternehme­n Duolingo, das Online Sprachkurs­e anbietet, bekannt, dass man in den Vereinigte­n Staaten seit Serienstar­t von „Squid Game“im September 40 Prozent mehr Nutzer für Koreanisch­kurse registrier­t als noch im Vorjahresz­eitraum. Doch auch zu unschönen

Nachahmer-effekten ist es gekommen. Laut Medienberi­chten haben Schüler an einer Schule im belgischen Erquelinne­s ihre Version der Serie nachgespie­lt, wobei die Verlierer regelrecht verprügelt wurden. Die Schulleitu­ng musste eingreifen und sich schließlic­h per Facebook an die Eltern der betroffene­n Schüler wenden.

In seinem Heimatland hat „Squid Game“vor allem wegen seiner offenen Gesellscha­ftskritik den Zeitgeist getroffen. „Ein Grund, warum das rekordverd­ächtige Hit-drama von Netflix bei so vielen Menschen Anklang fand, ist, dass es auch ein sozialer Kommentar zu realen Vorfällen in Korea ist“, schreibt etwa die Tageszeitu­ng Korea Herald.

Wachsende Ungleichhe­it, Diskrimini­erung sozialer Minderheit­en und ein extremer Leistungsd­ruck: Fast alle großen Gesellscha­ftsproblem­e werden in „Squid Game“aufgegriff­en. In einem Interview sagte Regisseur Hwang Dong-hyuk, dass er das „Überlebens­spiel als eine Metapher, eine Parabel für die moderne kapitalist­ische Gesellscha­ft“darstellen wollte.

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FOTO: YOUNGKYU PARK/DPA Es geht ums nackte Überleben: In der Netflix-serie „The Squid Game“dreht sich alles um einen makaberen Wettbewerb.

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