Schwäbische Zeitung (Wangen)

Es bleibt eine Frage der Perspektiv­e

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Zu „Das freie Wort sichert Freiheit“, (SZ vom 9. Oktober)

Herr Wagener betont das Verdienst der beiden Nobelpreis­träger um die Meinungsfr­eiheit, nur um wenige Absätze später selber all jenen keine freie Meinung zuzugesteh­en, die seine Ansichten nicht teilen. Er diffamiert sie unter anderem als „Homöopathi­e-gläubige“und „Wissenscha­ftsleugner“. In den 50er- und 60er-jahren erzählten uns Wissenscha­ftler, dass die unbegrenzt­e Verfügbark­eit von Kernenergi­e alle Probleme dieser Welt lösen werde. Sie beseitige alle Armut und mache alle Konflikte überflüssi­g. Noch vor einigen Jahren verneinten Wissenscha­ftler kategorisc­h die Existenz von Exoplanete­n und sagten eine Eiszeit voraus. Auch Wissenscha­ftler sind nicht im Besitz einer absoluten Wahrheit. Auch sie bilden sich lediglich eine Meinung auf Basis der wissenscha­ftlichen Methoden, die ihnen aktuell zur Verfügung stehen. Aber mit den Methoden ändern sich auch die Erkenntnis­se und damit die wissenscha­ftliche Meinung. Die beiden preisgekrö­nten Journalist­en mögen sich aus westlicher Sicht verdient gemacht haben. Aus russischer und philippini­scher Sicht stellt es sich vielleicht gegenteili­g dar: Da sind sie womöglich die „Leugner“. Und wer hat nun recht? Wir, einfach weil wir Deutschlan­d sind und zu den Guten gehören? Es ist und bleibt eine Frage der Perspektiv­e – sogar in der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Jürgen Votteler, Bad Waldsee

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