Biber-probleme und schlechtes Image
Landwirte aus der Region erzählen, womit sie zu kämpfen haben
Überschwemmte Wiesen durch Biberdämme, zu wenig Akzeptanz in der Bevölkerung und Tiefpreise am Verbrauchermarkt: Mit diesen Problemen haben Landwirte aus der Region zu kämpfen. Das erklärten sie bei einem Besuch von Josef Rief, dem Cdu-bundestagsabgeordneteten des Wahlkreises Biberach.
Der Kögelhof ist eine Landwirtschaft ohne Vieh: Hier wird Mais, Gras und Durchwachsene Silphie – eine gelb blühende hochwachsende Pflanze – in Energie verwandelt. „Ich habe während der Ausbildung gemerkt, dass Viehhaltung nicht so mein Ding ist, ich bin eher der Techniker“, sagt Hermann Müller. Seit 2004 betreibt er die Biogasanlage, 2020 kam ein Wärmespeicher dazu. „Damit soll per Fernwärme das neue Baugebiet am Brunnenweg in Mochenwangen versorgt werden.“
Aktuell werde unter anderem das Schulzentrum mit Energie versorgt. Der in der Anlage erzeugte Strom wird über eine Börse gehandelt, die Preise ändern sich permanent, je nach Stromverbrauch und Angebot. Steht zum Beispiel die Sonne am Himmel, sinken die Preise, weil die Solarzellen höchste Leistung bringen.
Mit dem Umstieg von Milchvieh auf Biogas wollte Hermann Müller seine Landwirtschaft zukunftsfähig machen. Doch nicht nur die konventionelle Milchviehhaltung kämpft mit vielerlei Herausforderungen.
Da wäre beispielsweise der Biber, der in der Gegend überhandnimmt, finden die Landwirte. Konrad Rothenhäusler, Landwirt im Ruhestand aus Staig, Fronreute, erklärte: „Durch die Biberdämme läuft das Wasser langsamer, der Bach verschlammt. Außerdem stehen unter Umständen die anliegenden Wiesen und Äcker im Wasser.“
Hier wäre extensive Weidehaltung möglich, bestätigte Günter Schwegler, dessen Angusrinder am Buchseehof, ebenfalls Fronreute, manchmal auf sehr nassen Wiesen grasen. Die Angusrinder nehmen aber wiederum keine Rücksicht auf geschützte Pflanzen. Mit dem Biber gibt es in der Gegend immer wieder Konflikte. So haben im Frühjahr 2021 Unbekannte einige Biberdämme entlang des Krummensbaches in direkter Nachbarschaft zerstört.
Sorge macht den Anwesenden auch das Misstrauen, das der Landwirtschaft insgesamt entgegengebracht werde. Die Öffentlichkeit verlange nach mehr Tierwohl, und auch die Schuld am hohen Co2-ausstoß werde oft in der Tierhaltung gesucht. Doch die Zusammenhänge seien vielen nicht ausreichend bekannt. Hohe Auflagen, die dem Landwirt Kosten verursachen und gleichzeitig niedrige Verbraucherpreise, vor allem in Deutschland, sind herausfordernd.
Während der Corona-pandemie habe man immerhin wieder mehr Wertschätzung für die deutschen Produkte erkennen können, über diese Entwicklung freuen sich Politiker und Landwirte.
„Tierschutz und Klimaschutz muss über die Grenzen gehen“, sagte Rief. Es gehe nicht, dass hierzulande die Zahlen in der Tierhaltung nach unten gezwungen würden und gleichzeitig Fleisch aus dem Ausland importiert werde.
Um Beschlüsse durchzusetzen brauche man in der Politik jedoch
Mehrheiten, so Josef Rief, man müsse also nach Kompromissen suchen. Er wolle der Tierhaltung eine Zukunft geben, denn „Ernährung ist ein grundlegendes Bedürfnis, und Deutschland darf nicht in völlige Abhängigkeit von anderen Eu-staaten geraten.“
Joachim Kapler, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands Allgäu-oberschwaben, verdient sein Geld mit Kartoffeln und Milchvieh. Er plädiert für Lernbauernhöfe und offene Betriebe, denn „wir brauchen mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für die Leistung der landwirtschaftlichen Betriebe.“
Aktuelle Bildungspläne und Schulbücher sind laut Kapler oft wenig geeignet, die Kinder über die aktuelle Situation der Landwirtschaft und Ernährungslage in Deutschland zu belehren. Informationen seien zu einseitig oder gar falsch. Josef Rief ermutigte die Landwirte, das Gespräch zu suchen: „Wer aktiv ist, ist immer im Vorteil, Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen ist keine Lösung.“Die geplante Neuordnung der Agrarpolitik in der Europäischen Union bezeichnete Rief als Chance für Baden-württemberg. Vor allem für kleine Betriebe werde sie Vorteile bringen.