Eine Hilfsorganisation als Lebenswerk
Wilma Linke hat sich fast drei Jahrzehnte in Bolivien engagiert – Gründerin des „Freundeskreis La Paz“ist im Alter von 84 Jahren gestorben
- Es ist eine beeindruckende Lebensleistung: Mehr als vier Millionen Euro in bar und Dutzende Container mit Sachspenden hat Wilma Linke für Menschen in Bolivien gesammelt. Jetzt ist die Gründerin des gemeinnützigen „Freundeskreis La Paz“im Alter von 84 Jahren gestoben. „Zu sehen, wie sich die Lage im Land verbessert und Kinder und Jugendliche aktiv an ihrer Zukunft arbeiten, waren Momente, die einen wirklich glücklich machen“, sagte die Lindenbergerin über ihre ehrenamtliche Tätigkeit.
Fast drei Jahrzehnte lang hat sich Wilma Linke unermüdlich für die Menschen in Bolivien eingesetzt – ehrenamtlich. Das Werk beruhte auf dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wilma Linke sammelte Hilfsgüter für Kinder- und Jugendheime, Werkstätten, Berufsschulen oder medizinische Zentren. Ein Freundeskreis mit rund 20 Personen stand der Lindenbergerin zur Seite. Sie halfen vor allem beim Packen der mehr als 80 Schiffscontainer, die vom Westallgäu aus in das südamerikanische Land gingen. Darin befanden sich beispielsweise medizinische Geräte oder Maschinen. Alle Helfer arbeiteten ehrenamtlich ohne Aufwandsentschädigung.
Vor Ort in Bolivien kümmerte sich eine Partnerorganisation um die Hilfsprojekte. Sie ermöglichte unter anderem Jugendlichen eine Ausbildung, gab ihnen die Möglichkeit, Geld zu verdienen, bot Rechtsberatung und medizinische Hilfe. Ein Dutzend Mal überzeugte sich Wilma Linke auch direkt vor Ort, wie die Hilfsgüter verwendet wurden. Die
Flüge nach Südamerika bezahlte sie aus eigener Tasche. Regelmäßig informierte sie auch ihre Spender über den Fortgang der Projekte in dem südamerikanischen Land.
Die Not in Bolivien hatte die gebürtige Fränkin vor Ort erleben müssen. Ihr Mann, Wolfgang Linke, leitete von 1966 bis 1970 die deutsche Schule in La Paz, bevor er als Direktor an das Lindenberger Gymnasium kam. Weil sich Wilma Linke mit den verarmten, eingeborenen Familien in Bolivien verbunden fühlte, begann sie 1981 mit Flohmarktartikeln Hilfsgelder zu sammeln. Ziel war es, Kleinkindern eine Arztbehandlung zu ermöglichen. Die Sanitäterin und Schwesternhelferin beim Roten Kreuz sprach und schrieb Politiker an, von der kommunalen Ebene bis hinauf zum Bundespräsidenten. Und das mit großem Erfolg: Mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern sammelte sie mehr als vier Millionen Euro in bar und Hunderte von Tonnen an Hilfsgütern für die Bekämpfung der Kinderarmut in Bolivien.
23 Jahre nach der Gründung des „Freundeskreis La Paz“musste Wilma Linke aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Weil sie kein Nachfolger fand, übernahm die Welthungerhilfe Anfang 2009 den Verein. Mit ihrer Arbeit für andere Menschen war sie da längst „zu einer Institution in Lindenberg“geworden, wie es der damalige Bürgermeister Johann Zeh bei ihrer Verabschiedung formulierte. Für ihr Entwicklungshilfeprojekt hat die fünffache Mutter zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz und die Silberdistel der Heimatzeitung.