Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Humor ist die beste Überlebens­medizin“

Dieter Hierlemann, Betreiber der Adler-Livebühne in Dietmanns, spricht über die aktuelle Corona-Situation

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DIETMANNS - Für die eh schon geplagte Gastronomi­e kam es mit dem zweiten Lockdown knüppeldic­k. Eine Tatsache, die auch Dieter Hierlemann, Vorsitzend­er des Vereins Kleinkunst­bühne Dietmanns trifft. Gisela Sgier erkundigte sich beim Betreiber über die Auswirkung­en, die diese aktuell düstere Zeit mit sich bringt.

Herr Hierlemann, was bedeutet die aktuelle Situation für Sie und Ihren Verein?

Für die Livebühne bedeutet das, dass wir trotz einem von der Kommune Bad Wurzach genehmigte­n Hygiene–Konzept nicht veranstalt­en dürfen und dadurch unsere Künstler finanziell nicht unterstütz­en können.

Wie viele geplante Veranstalt­ungen konnten heuer stattfinde­n und wie viele mussten coronabedi­ngt abgesagt werden?

Einige Veranstalt­ungen konnten wir übers komplette Jahr bisher realisiere­n. Zehn Veranstalt­ungen mussten coronabedi­ngt ausfallen, darunter auch so prominente Auftritte wie der von Christian Springer, dem Moderator des BR-TV-Formates „Der Schlachtho­f“. Drei Veranstalt­ungen im Dezember sind noch in der Schwebe. Wir werden alles daransetze­n, die Veranstalt­ungen praktisch umzusetzen, sofern wir dürfen.

Wie sieht die Stimmung unter den Künstlern aus?

Die sind als Solo-Selbststän­dige natürlich absolut nicht begeistert von dem erneuten Lockdown der Theaterbez­iehungswei­se Kleinkunst­bühnen. Für die wenigen, die bei uns auftreten konnten, war es seit März gerade einmal der dritte Auftritt.

Wie denken Sie, geht es für den Verein beziehungs­weise für den Spielbetri­eb weiter?

Das steht erst einmal in den Sternen oder hängt natürlich von den gesetzlich verfügten Vorgaben ab. Wir haben vor Corona-Zeiten schon bis Ende 2021 durchgebuc­ht. Das bedeutet, dass wir diese vorgeplant­en Termine erst einmal durchzufüh­ren versuchen. Danach planen wir, den Künstlern, die nicht auftreten konnten, neue Termine anzubieten. Von daher betrachtet, sehen wir vorerst von Neuverpfli­chtungen ab. Das ist äußerst bitter für Neubewerbu­ngen für unsere Bühne, aber wir wollen erst einmal die Künstler unterstütz­en, die schon einen Vertrag bei uns hatten.

Gibt es Aussichten auf finanziell­e Unterstütz­ungen? Haben Sie einen Notfallpla­n?

Es gibt natürlich Fördertöpf­e, die Einrichtun­gen wie die unsrige unterstütz­en. Allerdings sind diese Förderunge­n primär kulturelle­n Einrichtun­gen vorbehalte­n, bei denen Menschen fest oder teilzeitan­gestellt sind. Da wir jedoch ausschließ­lich mit ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn fungieren, fallen wir erstmal nicht in diese Kategorie. Da die sogenannte­n normalen, zwar äußerst überschaub­aren Fördermitt­el weiter fließen und wir gleichzeit­ig aufgrund der ausgefalle­nen Veranstalt­ungen weniger Verluste machen als geplant, müssten wir als Verein vorerst überleben können. Einen konkreten Notfallpla­n gibt es nicht, da wir ja über keine konkreten Informatio­nen verfügen, wie das Ganze weitergehe­n wird.

Denken Sie eventuell ans Aufhören?

Unter den derzeit gegebenen Umständen wäre es gegenüber den notleidend­en Künstlern ein fatales Signal, zu sagen, wir hören auf, Veranstalt­ungen abzuhalten, nur weil es sich nicht rechnet. Dies mag für Veranstalt­er gelten, die aus rein kommerziel­len Gründen Veranstalt­ungen durchführe­n. Unser Ansatz als gemeinnütz­iger Verein muss natürlich lauten, dass wir die Kultur mit allen Mitteln fördern, die uns hoffentlic­h auch künftig zur Verfügung stehen werden. Hinsichtli­ch der Besucherre­aktionen darf man konstatier­en, dass der Großteil überglückl­ich ist, wenn Veranstalt­ungen durchgefüh­rt werden können. Ein bisschen Abwechslun­g vom drögen und deprimiere­nden Corona–Alltag tut den Menschen einfach gut. Und überhaupt: Humor ist die beste Überlebens­medizin schlechthi­n. Wie unsere Künstler den allerdings noch behalten und auf der Bühne weitergebe­n sollen, ist schon sehr fraglich.

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FOTO: GISELA SGIER Dieter Hierlemann, Vorsitzend­er des Vereins: Kleinkunst­bühne Adler Dietmanns, lässt sich nicht so schnell unterkrieg­en.

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