Ein Friedhof für Tiere in der Stadt?
Brachliegende Grabflächen im Randbereich des Friedhofs könnten umgewidmet werden
KEMPTEN - Vier Friedhöfe werden in Kempten von der Stadtverwaltung betreut. Vier städtische Friedhöfe, auf denen eines immer sichtbarer wird: Die Gräber, in denen Verstorbene in einem Sarg ihre letzte Ruhestätte finden, werden weniger. Erdbestattungen machen laut Thomas Klett vom städtischen Rechtsamt gegenüber den Urnenbeisetzungen nur noch 20 Prozent aus. Ob auf dem Zentralfriedhof, dem Friedhof in Sankt Mang, Heiligkreuz oder in der Eich – es gibt immer mehr große Grabflächen, die brachliegen. Besonders auf dem Zentralfriedhof in der Rottachstraße. Das brachte CSU-Stadtrat Peter Wagenbrenner auf eine Idee. Er schlägt vor, die ungenutzten Randbereiche in einen Tierfriedhof umzuwidmen.
Das Thema Tierfriedhof stand eigentlich nicht auf der Tagesordnung während der jüngsten Zusammenkunft der Stadträtinnen und Stadträte im Ausschuss für öffentliche Ordnung. Doch als Thomas Klett schilderte, dass Erdbestattungen immer weniger gewünscht sind, dadurch große Grabflächen ungenutzt sind, brachte Wagenbrenner seinen Vorschlag einer Umnutzung in die Runde. Auf einem Tierfriedhof hätten nicht nur Tierbesitzer die Möglichkeit, ihre Wegbegleiter zu besuchen. Die Stadt könnte Gebühren verlangen und damit den „Haushalt bereichern.“Ungenutzte Flächen gebe es mittlerweile genug am Rande des Zentralfriedhofs.
Doch genau um diese Bereiche ging es bereits vor fünf Jahren. Damals hat der Ausschuss für öffentliche Ordnung verfügt, für einige Randbereiche des Friedhofs, die bereits große Lücken aufweisen, künftig keine neuen Grabstätten mehr zuzulassen. Damals schon war dieser Teil des 80 000 Quadratmeter großen Friedhofs – auch bedingt durch Überschwemmungsgefahr durch die Iller
– nur zu 50 Prozent belegt. Die freien Flächen, erinnert sich Rechtsreferent Wolfgang Klaus, wollte man „für die Natur aufarbeiten“. Ganz im Sinne einer ökologischen Friedhofsnutzung.
Die Nutzung als letzte Ruhestätten für Tiere müsse rechtlich geprüft werden. Denn der Zentralfriedhof sei ebenso wie die anderen Friedhöfe ausschließlich der Beisetzung menschlicher Leichname gewidmet. So will es das Bestattungsrecht – und das sei Landesrecht.
Doch nicht nur die Gesetzeslage gilt es abzuklären. FDP-Stadtrat Dominik Spitzer wünscht sich, in der nächsten Ausschusssitzung auch über alternative Orte zu diskutieren, sollte ein Friedhof für Tiere an dieser Stelle nicht möglich sein.
Denn wer sein verstorbenes Haustier
auf einer Art Friedhof beerdigen will, hat in Stadt und auf dem Land keine Möglichkeit. Zwar ist es laut Klett gesetzlich erlaubt, die Asche von toten Kleintieren im eigenen Garten (sofern kein Natur- und Wasserschutzgebiet) zu vergraben. Doch das will und kann nicht jeder Tierbesitzer. Viele hätten gern einen Ort, an dem sie Hund, Katze, Hase oder Hamster noch besuchen können. Diese Erfahrung macht zumindest Alexander Pankratz, Chef des Unternehmens „Angelus Tierbestattungen“mit Sitz in Sonthofen und Kempten. Zu ihm kommen Menschen, die ihrem Haustier einen würdigen Abschied bereiten wollen. Doch wer für sein Tier eine Erdbestattung wünscht, müsse bis nach München fahren.
Ein Tierfriedhof in Kempten hätte deshalb laut Pankratz durchaus eine „praktische Berechtigung“und wäre „eine Bereicherung für die Region“. Tiere hätten nun mal einen anderen Stellenwert als früher, würden oft als Familienmitglied gesehen. Stilvoller Abschied von einem treuen Wegbegleiter werde deshalb immer mehr gewünscht. Sogar eine kleine Trauerhalle kann sich Pankratz dazu vorstellen. Doch das ist Zukunftsmusik. Denn der Vorschlag Wagenbrenners stieß im Ausschuss auf geteiltes Echo. Bürgermeister Klaus Knoll (Freie Wähler) fand ihn „gut“. Tiere auf einem Friedhof, auf dem Menschen liegen, würde dagegen bei Bärbel Haggenmüller (Bündnis 90/Die Grünen) das „Erinnerungsempfinden irritieren“.