Tierheimen geht das Geld aus
Einnahmen in Kempten, Immenstadt und Oberstdorf sind stark zurückgegangen
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Aufgrund der Corona-Pandemie stehen auch die Tierheime in der Region vor großen Problemen. Aufgrund der Schließung für den Besucherverkehr werden die Tiere in Immenstadt, Oberstdorf und Kempten nicht mehr vermittelt. Zudem brechen Spendengelder und Einnahmen ein.
„Wir sind von der Schließung stark betroffen“, sagt Iris Thalhofer vom Tierheim in Immenstadt. Zahlreiche Ehrenamtliche, die sich sonst regelmäßig um Katzen und Hunde kümmern, haben seit 16. März keinen Zutritt mehr. Um das Risiko zu mindern, sich anzustecken, gibt es jetzt zwei Teams mit jeweils vier Mitarbeitern. „Das verhindert, dass alle in Quarantäne müssen, falls sich einer ansteckt“, erläutert Thalhofer.
Auch finanziell trifft es die Einrichtung an der Unterzollbrücke. Der für Ende März geplante Flohmarkt und der für Ostern vorgesehene Basar mussten wegen der CoronaKrise abgesagt werden. „Pensionsreservierungen bis in den Juni wurden storniert“, sagt die Tierheimleiterin. Da die Einrichtung für Besucher geschlossen ist, seien auch keine Tiervermittlungen möglich, „sodass auch diese Einnahmen fehlen“. Doch die derzeit 46 Katzen, 18 Vögel, drei Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen bräuchten täglich Futter, Medikamente und tierärztliche Versorgung.
Und auch die Mitarbeiter müssen weiter bezahlt werden, „damit die Versorgung unserer Schützlinge sieben Tage in der Woche gesichert ist“, lässt Thalhofer wissen. Die monatlichen Kosten belaufen sich auf rund 15 000 Euro. Deshalb hofft die Tierheim-Leiterin auf noch mehr Spenden als bisher, um finanziell über die Runden zu kommen. „Wenn es gut läuft, hoffen wir, Anfang Mai wieder zu öffnen. Aber es wird wohl eher später werden.“Um den finanziellen Engpass bis dahin überbrücken zu können“, hat Thalhofer Soforthilfe beim bayerischen Staatsministerium beantragt. „Ich hoffe, dass auch Tierheime berücksichtigt werden“, sagt sie.
„Noch kommen wir finanziell über die Runden“, berichtet Erwin Rauh, stellvertretender Vorsitzender des Tierschutzvereins Kempten. Aber Geld- und Sachspenden für das Tierheim in der Dieslstraße seien in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Wenn die Corona-Krise weiter anhalte, „werden wir beim Tierschutzverband, der Stadt Kempten und den Gemeinden nach Zuschüssen fragen“, sagt Rauh. Neben Geldspenden „können wir Futter, Spielsachen und Kratzbäume immer gebrauchen“, lässt Tierheim-Leiterin Christina Helm wissen. Sie betreut mit ihren sechs Tierpflegern 40 Katzen, 13 Kaninchen, neun Hunde und vier Meerschweinchen.
Auf einen Zuschuss von ein paar tausend Euro vom Staat hofft auch
Udo Busche. Er hat bereits einen Antrag gestellt, aber noch keine Antwort erhalten. „Denn wir sind von den Auswirkungen des Coronavirus ebenfalls stark betroffen“, sagt der Leiter des Tierheims in Oberstdorf.
Dort gibt es zwei Ferienwohnungen, die an Gäste mit Tieren vermietet werden und fast das ganze Jahr über ausgebucht sind. „Diese Einnahmen brechen jetzt weg und fehlen, um die drei Mitarbeiter bezahlen zu können“, sagt Busche. Und auch die Touristen, die nach dem Besuch das Tierheim mit einer Spende unterstützen, „fehlen uns jetzt nach der Schließung“.
Die monatlichen Kosten belaufen sich auf rund 2600 Euro. Falls es keine staatliche Soforthilfe gibt, „müssen wir einen Kredit bei der Hausbank beantragen oder unser Konto überziehen“, lässt Busche wissen. Denn Kurzarbeit komme für seine Mitarbeiter – wie auch im Tierheim Immenstadt – nicht in Frage. „Die Tiere müssen ja versorgt werden“, betont der Chef der Oberstdorfer Einrichtung.
Dort gibt derzeit 17 Katzen, acht Meerschweinchen und sechs Hasen, jedoch keine Hunde. Deshalb appelliert Busche an die Oberstdorfer Hundehalter, sich untereinander abzusprechen, falls einer von ihnen am Coronavirus erkranken sollte und in einem Krankenhaus versorgt werden müsste. Denn dann sei die Versorgung der Tiere weiter gewährleistet.