Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trump provoziert maximale Krise

- Von Thomas Seibert politik@schwaebisc­he.de

Die amerikanis­che Politik des „maximalen Drucks“auf Iran ist gescheiter­t. Trumps Druck, angefangen mit dem Ausstieg der USA aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en vor mehr als einem Jahr, hat Teheran nicht gebändigt, sondern gefährlich­er gemacht. Washington wollte Iran daran hindern, Gruppen wie die Huthis im Jemen zu unterstütz­en, doch nun greifen die Huthis saudische Ölanlagen an. Trump wollte Teheran zur Hinnahme weiterer Einschränk­ungen des Atomprogra­mms zwingen, doch nun bricht Iran immer mehr Vorgaben des Atomdeals. Das Weiße Haus wollte Iran internatio­nal isolieren, doch nun redet Trump selbst über ein Treffen mit Irans Staatspräs­ident Ruhani. Als Ziel peilte Trumps Politik mehr Ruhe in Nahost an, doch nun droht ein Krieg.

Die USA tragen dabei nicht die gesamte Verantwort­ung für die Eskalation. Iran betreibt eine gefährlich­e Politik, die der Gegenseite klarmachen soll, wie teuer ein Krieg werden würde – und die das Risiko eines solchen Krieges erhöht. Bereits im Mai hatten die Iraner oder ihre Verbündete­n mehrere Öltanker im Golf mit Minen attackiert, nun folgten die Drohnenang­riffe der Huthis.

Trumps Regierung hat kein Konzept, um dieser komplexen Situation zu begegnen. Ausschließ­lich auf eine Ausgrenzun­g Irans zu setzen, ist weltfremd. Das Mullah-Regime ist und bleibt ein Faktor im Nahen Osten. Während Trump am Montag über Vergeltung­sschläge nachdachte, setzte sich Ruhani in Ankara mit den Präsidente­n Russlands und des Nato-Mitgliedes Türkei zusammen, um über die Lage in Syrien zu reden.

Auch die Hoffnung der amerikanis­chen Hardliner, dass sich Irans Bevölkerun­g unter dem Druck der Sanktionen gegen die Ayatollahs erheben werde, ist fehlgeleit­et. Die Führung ist bereit und in der Lage, Unruhen brutal zu unterdrück­en. Die Idee hinter dem Atomabkomm­en, Iran in einen Gesprächsp­rozess einzubinde­n und durch eine zunehmende Interessen­sverflecht­ung berechenba­rer zu machen, ist nach wie vor die beste Methode, um mit Teheran umzugehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany