Mini-Solaranlage für die Steckdose
Bislang waren Photovoltaikanlagen teuer und fest installiert – Neue mobile Lösungen sind für Mieter attraktiv
Die Sonne als Energiequelle zu nutzen, ist für viele Hausbesitzer schon längst selbstverständlich. Solarstromanlagen zieren viele Dächer. Seit kurzem haben Mieter von Wohnungen die Möglichkeit, Mini-Solaranlagen auf dem Balkon anzubringen. Großer Vorteil der Geräte ist ihr unkomplizierter Aufbau und der geringe Platzbedarf.
Die Technik ist ansonsten die gleiche wie bei den Dach-Anlagen: In beiden Fällen produzieren Solarmodule aus Sonnenenergie Strom. „Im Solarmodul wird die Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt“, erklärt Marcus Vietzke von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) in Berlin. Der Gleichstrom wird im Wechselrichter wiederum in Wechselstrom umgewandelt, der in das Wohnungs- oder Hausnetz eingespeist wird. Die Geräte im Hausnetz benutzen dann vorrangig den Sonnenstrom – und erst wenn dieser
nicht zur Verfügung steht, greifen sie auf das übliche Stromnetz zurück. Der Stromzähler dreht sich also langsamer, wenn die Sonne scheint.
Allerdings darf man nicht die gleichen Erträge wie bei Anlagen vom Dach erwarten. „Klassische Solaranlagen auf Dächern fangen bei etwa 15 Modulen an, häufig sind es mehr“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft in Berlin. „Der Trend geht deutlich zu Solarstromanlagen, die große Teile beziehungsweise das ganze Dach bedecken und mit einem Batteriespeicher kombiniert werden.“Oft werde der Strom dann zusätzlich für die Wärmepumpe oder für das Laden von Elektroautos genutzt.
Eine typische Photovoltaikanlage für den Balkon besteht hingegen aus ein bis zwei Modulen. Die kleinsten Vertreter leisten circa 150 Watt, die größten rund 600 Watt. Mit den Höchstwerten lassen sich im Schnitt 570 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen, erklärt Vietzke. „Dies entspricht knapp 20 Prozent des Stromverbrauchs des deutschen Durchschnittshaushalts.“
Neue Zielgruppe
Daher rät nicht nur Vietzke, sondern auch Körnig: Wer als Hausbesitzer die Möglichkeit hat, sollte die fest installierte Dachanlage der Mini-Variante vorziehen. Vietzke ergänzt: „Solange die Steckdosen-Solaranlage zusammen mit der fest installierten nicht die bürokratische Grenze von zehn Kilowatt Spitzenleistung überschreitet, kann sie aber durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein.“
Dafür sind die kleinen Anlagen für die Steckdose aber etwas für eine neue Zielgruppe. Denn ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass die Nutzer sie selbst installieren können. Auch bei einem Umzug sind sie schnell ab- und wieder angebaut. „Damit sind sie auch für Mieter interessant, die ihren eigenen Strom erzeugen und verbrauchen wollen“, sagt Brandis. „Das ist für viele durchaus faszinierend.“
Die Installation ist unkompliziert. Im Prinzip werden die Geräte einfach an eine Steckdose angeschlossen. „Gemäß der neuen Norm DIN VDE 0100-551-1 dürfen sie in jeden Stromkreis angeschlossen werden“, erklärt Vietzke. „Für einen normgerechten Anschluss muss dieser Stromkreis eine Einspeisesteckdose aufweisen, die mit der maximalen Einspeiseleistung gekennzeichnet ist. Hersteller können aber auch Geräte anbieten, die an vorhandene Steckdosen angeschlossen werden.“
Nicht nur bei der Leistung, sondern auch bei den Kosten sind die Unterschiede bei Dach- und Balkonanlagen groß. „Einsteiger-Photovoltaikanlagen fürs Dach beginnen bei 6000 Euro inklusive Installation“, berichtet Branchen-Experte Körnig. „Steckdosen-Solargeräte in guter Qualität mit Modul, Wechselrichter, Befestigungssystem und Anschlussleitung gibt es inklusive Versandkosten schon ab 440 Euro“, ergänzt Vietzke. Das bedeutet: „Balkonanlagen amortisieren sich nach sechs bis sieben Jahren.“
Abstimmung mit Netzbetreiber
Wer ein Solargerät auf dem Balkon installieren möchte, muss sichergehen, dass der Stromzähler nicht rückwärts läuft. Das würde passieren, wenn die Anlage mehr Strom einspeist als im Haushalt verbraucht wird. „Rechtlich sind Verbraucher auf der sicheren Seite, wenn sie einen Zähler mit Rücklaufsperre haben“, erklärt Brandis.
Dies kann durch eine Abstimmung mit dem Netzbetreiber oder dem Messstellenbetreiber sichergestellt werden. Kundenfreundliche Netzbetreiber stellen dafür ein einseitiges Anmeldeformular zur Verfügung und erheben keine Kosten für den Zählerwechsel. Für alle anderen Netzbetreiber ist seit Mai 2019 ein bundesweit einheitliches Anmeldeverfahren verpflichtend. (dpa)