Zuber zieht den VfB Stuttgart mit
Leihspieler rettet gegen Hoffenheim einen Punkt und lebt das vor, was Weinzierl erwartet
STUTTGART - Ganz so überschwänglich wie sein Chef wollte Markus Weinzierl dann doch nicht in die Jubelarien auf Steven Zuber einsteigen. Er sei „ein wissbegieriger, ehrgeiziger Profi, der alles für den Erfolg gibt und uns mit seinen Toren unheimlich hilft“, sagte Stuttgarts Trainer über den Schweizer Mittelfeldspieler, der mit seinem Tor (66.) dem VfB beim 1:1 (0:1) gegen die TSG Hoffenheim einen Punkt sicherte. Das klang bodenständig, realistisch und arbeitsam, so wie sich die Bad Cannstatter derzeit im Abstiegskampf präsentieren wollen. Doch scheint der in der Winterpause ausgeliehene Zuber, der gegen seinen Stammverein bereits sein fünftes Tor seit seinem Wechsel erzielte – und damit fünf mehr als zuvor in der Hinrunde für die TSG – genau die Art von Profi zu sein, die der VfB in seiner derzeitigen Situation benötigt.
„Irgendwie ist das auch kein Zufall. Wenn ich auf den Trainingsplatz schaue, ist Steven Zuber der, der am fleißigsten ist“, sagte Thomas Hitzlsperger: „Die Spieler sollen verstehen, dass es da einen Zusammenhang gibt. Je mehr ich reinstecke, desto mehr bekomme ich raus. Das sollte Ansporn sein“, appellierte der VfB-Sportvorstand. Auch Torhüter Ron-Robert Zieler stimmte mit ein: „Zuber ist ein richtig guter Typ – ich sehe ihn oft im Kraftraum.“
Der so viel Gerühmte selbst gab sich dennoch bescheiden. „Ich habe schon ein paar Mal erwähnt, dass in mir sehr viel Tatendrang schlummert“, sagte Zuber: „Ich bin froh, dass der endlich mal raus kann.“Dass der Drang sich beim Torjubel direkt vor den Gästefans entlud und so zum kleinen Aufreger wurde, war da schon beinahe der einzige Wermutstropfen im sonst recht aufbauenden Stuttgarter Spiel.
„Nicht ganz so glücklich“fand TSG-Trainer Julian Nagelsmann diese Aktion. Das sei aber überhaupt nicht gegen die Jungs von Hoffenheim gedacht gewesen, verteidigte sich Zuber bei Sky: „Ich stand einfach da.“Nach dem Spiel seien Missverständnisse aber direkt ausgeräumt worden, teilte ein TSG-Sprecher am Sonntag mit, denn: „Er war nach der Partie in unserer Kabine und hat auch den Austausch mit Trainer Julian Nagelsmann und Manager Alexander Rosen gesucht.“
Allgemein waren die Hoffenheimer jedoch nach dem Dämpfer im Kampf um die europäischen Plätze bedient. „Die Stimmung ist dementsprechend nicht gut“, gestand Abwehrspieler Stefan Posch: „aber der Punktgewinn ist für Stuttgart nicht unverdient.“Ähnlich sah es Nagelsmann: „Das schleppt sich schon durch die ganze Saison , dass wir es nicht schaffen, das zweite Tor zu machen.“Das erste gelang zumindest. Andrej Kramaric (42.) hatte sein Team in Führung gebracht und zog mit seinem 46. Erstliga-Treffer mit Club-Rekordhalter Sejad Salihovic gleich. Beide Teams hatten vor allem in der ersten Hälfte noch gute Möglichkeiten, neutralisierten sich jedoch und agierten auf ähnlichem Niveau. Dass hier ein Team vom Relegationsrang auf einen ChampionsLeague-Teilnehmer traf, war nicht offensichtlich.
„Das ist kein Zufall. Wenn ich auf den Trainingsplatz schaue, ist Steven Zuber der, der am fleißigsten ist.“
Thomas Hitzelsperger
Und so freuten sich Hitzlsperger und Weinzierl, der wieder auf sein endlich gefundenes Gerüst vertraute (einzig Mario Gomez kam neu in die erste Elf, wurde nach dem Seitenwechsel aber von Nicolas González ersetzt) über den Aufwind im Abstiegskampf, auch wenn der Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz (nun Schalke 04) weiterhin drei Punkte beträgt. „Wenn sie auch spät gekommen ist, haben wir jetzt die Stabilität und Entwicklung“, ist sich der Trainer sicher. Die Situation sei zwar immer noch „brutal schwer“, dennoch sei es „nun ein ganz anderes Bild wie noch vor Weihnachten. Wir haben nun gegen so Topvereine wie Dortmund und Hoffenheim eine konkurrenzfähige Mannschaft“.
Auch Hitzlsperger meinte: „Wir haben heute dort angeknüpft, wo wir gegen Dortmund aufgehört haben und das war sehr anständig. Wir werden jede Woche besser, besser und besser. Es sind immer kleine Schritte, aber wir haben heute gekämpft und hatten die Leidenschaft.“
Nicht zuletzt dank eines geborgten Hoffenheimers namens Zuber.