Die Mischung macht’s
Energie-Händler aus Kempten stellt sich neu auf – E-Mobilität und Immobilienprojekte kommen hinzu
KEMPTEN - Nichts ist beständiger als der Wandel – das weiß jeder Unternehmer. Auch Marc Deisenhofer, Geschäftsführer der Firma Adolf in Kempten, kann davon ein Lied singen. Noch immer bildet der Verkauf von Heizöl und Treibstoff das Kerngeschäft des Kemptener Unternehmens. Doch zu diesem Flaggschiff gesellen sich inzwischen immer mehr Beiboote: Strom, Erdgas und Pellets hat Präg ebenso im Angebot wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Und es geht weiter: Künftig bietet die Präg-Gruppe Kunden auch Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und Energieberatung an. Außerdem will das Unternehmen mit Ablegern in Augsburg, Heidenau (Sachsen), Weimar, Leipzig und Wörrstadt (Rheinland-Pfalz) eigene Immobilienprojekte abwickeln.
Der Antrieb für diese Vielseitigkeit ist laut Deisenhofer nicht die Sorge vor einem Einbruch des Heizölund Sprithandels. Zwar werde sich die zunehmende Elektromobilität auch an den Zapfsäulen bemerkbar machen. „Der Verkehr wird aber nicht von heute auf morgen elektrisch ablaufen.“Dafür brauche es zahlreiche Veränderungen, bis hin zu einer ausreichenden Zahl an Ladestellen und deutlich größeren Batteriekapazitäten. „Derzeit haben wir bei Öl und Treibstoff stabile Absatzzahlen und gehen nicht davon aus, dass sich das bald ändert.“Präg betreibt ein eigenes Netz mit knapp 120 Tankstellen in mehreren Bundesländern – mehrheitlich in Kooperation mit Aral, an über 20 Standorten aber auch unter der Eigenmarke Pin.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr verkaufte Präg 877 Millionen Liter Treibstoff und Heizöl, ausgeliefert über die drei großen Tanklager in Kempten, Augsburg und Heidenau (Sachsen). Dennoch ist Deisenhofer klar: „Wir müssen Kunden einen Energie-Mix anbieten, um langfristig erfolgreich zu sein.“Kurzum: „Die Mischung macht’s.“
Ladestationen für Elektrofahrzeuge
Deshalb hat Präg seit einigen Jahren auch Strom und Erdgas im Sortiment und betreibt in Augsburg eines der größten Hochsilos für Holzpellets in Schwaben (Fassungsvermögen 7000 Tonnen). Von dort aus werden auch Allgäuer Kunden beliefert. Seit 2017 investiert Präg zudem in eigene Ladestationen für Elektrofahrzeuge. 15 gibt es bislang, neue Standorte werden gesucht – auch an Autobahnen.
Konzentrierte sich das Unternehmen mit seinen 200 Mitarbeitern bislang auf Energieerzeugnisse, so gehören künftig auch Engineering, technische Anwendungen und Dienstleistungen dazu. Konkret können Kunden seit neuestem eine Energieberatung buchen oder Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher planen, installieren und warten lassen. Jüngste Innovation ist der „Oilfox“– eine computergesteuerte Füllstandüberwachung für Öltanks. „Der Markt für all diese Angebote wird wachsen“, ist Deisenhofer überzeugt – und daher traut er auch den „kleinen Pflänzchen“im Unternehmen eine gute Zukunft zu.
Das gelte auch für die „Präg Komfortbau“, die Bauvorhaben auch außerhalb Schwabens projektieren soll. Schon früher habe man beispielsweise am Rand eigener Tankstellen Gebäude für Discounter errichtet – dieses Know-how will Präg nun strategisch nutzen, auch mit Blick auf Wohnraum für ältere Menschen und Studenten. Die neue Ausrichtung braucht Platz. Daher soll am Firmensitz Kempten bis 2020 ein Erweiterungsbau mit Büros und Schauraum entstehen. Kostenpunkt: fünf Millionen Euro.