Amtzeller bauen Vorurteile im Nahen Osten ab
Paul Locherer berichtet über die jüngste Reise der Delegation für das Projekt „Kommunales Know-How in Nahost“
AMTZELL (sz) - „Wenn ich in den Libanon reise, dann freue ich mich am meisten auf die Begegnung mit einem 16 Jahre jungen Libanesen, der zwar nur arabisch spricht, mir aber stets voller Stolz die sieben, von der EU geschenkten, schwarz-weißen Holsteiner Kühe zeigt, die wohlgenährt und blitzsauber im luftigen Stall stehen“, erzählte Paul Locherer, früherer Landtagsabgeordneter und Ex-Bürgermeister von Amtzell, laut Pressemitteilung bei einem von der SPD Amtzell organisierten Vortrag über das Libanon-Projekt der Gemeinde. Den größten Beitrag leiste das Projekt „Kommunales KnowHow in Nahost“aber in Sachen Verständnis und Vertrauen.
Er habe lebendig und voller Begeisterung berichtet, wie er und die anderen Mitglieder des Amtzeller Teams auf Schritt und Tritt falsche Vorstellungen korrigieren mussten. So sahen sie zum Beispiel, dass der Libanon zwar klein, vergleichbar dem Regierungsbezirk Schwaben, aber das reichste
Land im Nahen
Osten ist, weil es dort viel Wasser gibt, heißt es im Pressetext weiter.
Das Wetter sei mit dem im Allgäu vergleichbar, wenn man von der Mittelmeerküste absieht. Das Pflanzenwachstum sei üppig. Der Libanon könnte wieder, wie früher, ein attraktives Touristenziel sein: zum Skifahren genauso wie zum Baden, so Locherer, wenn dieses kleine Land sich nicht inmitten eines Spannungsfelds aggressiver Kräfte befände.
In der Amtzeller Partnergemeinde Rashiine, die etwa 4000 Einwohner und 600 Flüchtlinge versorgen muss, verspricht sich das Aktionsteam, das ehrenamtlich im Auftrag der Gemeinde handelt, von dem Aufbau einer kompakten und einfach zu handhabenden Biogas-Anlage den größten Effekt. Der Bioabfall würde geordnet entsorgt, vergoren und hygienisch aufbereitet. Daraus entstünde wertvoller Dünger und gleichzeitig elektrischer Strom, an dem es am meisten fehlt (die SZ berichtete). Natürlich reiche das vom Entwicklungshilfe-Ministerium bereitgestellte Geld dafür nicht aus, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Finanzierung von fast 500 000 Euro sei noch nicht gesichert.
Spontane Hilfe für Flüchtlingscamp
Nach Meinung von Paul Locherer würde sich die Situation im Libanon aber erheblich verbessern, wenn das Land mehr Absatzmöglichkeiten für seine Produkte in die EU bekäme.
Den größten Beitrag leiste das Projekt „Kommunales Know-how für Nahost“aber – so Locherer – zur Vertrauensbildung, zu mehr Verständnis und gegenseitiger Achtung und für den Frieden. Paul Locherer: „Wer sich im Libanon sicher und wohl fühlt, muss nicht nach Europa flüchten.“Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch spontan für ein vor kurzem abgebranntes Flüchtlingslager gesammelt, heißt es abschließend.