Eine kleine Geschichte der Zeit(messer)
Einblicke in die faszinierende Welt der Uhrmacherkunst in Bad Wurzach
BAD WURZACH - Ein kleines, feines, von außen eher unscheinbares Kleinod der Technik befindet sich mitten im Herzen Bad Wurzachs. Das Uhrenmuseum der Familie Westermayer in der Marktstraße präsentiert historische Uhren in allen Größen und Formen. Einmal wöchentlich, am Mittwochnachmittag, tauscht Monika Westermayer ihre Verkaufs- und Beratungstätigkeit gegen die der Museumsführerin ein.
Auf den ersten Blick sieht der Besucher lediglich Uhren. Eine große Turmuhr von etwa 1600 nach Christus, ohne Ziffernblatt und Zeiger, aber mit zwei dicken Wackersteinen als Antrieb. In einer hölzernen Vitrine werden historische Taschenuhren präsentiert und auf Regalen sind, für den Besucher völlig unbekannte Werkzeuge ausgestellt. Erst mit den lebhaften Erzählungen und Erklärungen von Monika Westermayer erschließen sich den Gästen die Zusammenhänge, der Technik und der großen Handwerkskunst der Uhrmacher. Ausstellungsstücke dürfen bei ihr nicht nur betrachtet werden; der Besucher darf sie auch in die Hand nehmen, die feinen Gravuren und Ziselierungen auf den Gehäusen erfühlen und mit Lupen die filigranen Uhrwerke bewundern.
Die Museumsführung ist auch eine kleine Zeitreise durch die Jahrhunderte. Monika Westermayer erzählt spannende Geschichten von den ersten Taschenuhren, teils sogar schon mit Schlagwerk, von den verschiedenen Techniken, die sich in den Uhrengehäusen verbergen und zeigt Schrauben und Zubehör, das mit bloßem Auge gar nicht erkennbar ist. Kuriositäten finden sich ebenfalls im Fundus des Museums. Ein Bratenwender – heute würde man Rotationsgrill dazu sagen – aus der Zeit um 1800 zum Beispiel. Das historische Exemplar wurde mit einem Uhrwerk betrieben und zeigte durch eine Glocke an, wann das Bratgut fertig gegart war.
Vor fünf Jahren, zum 125-jährigen Bestehen erfüllte sich die Familie Westermayer den großen Traum eines Uhrmachermuseums. Die ersten Ausstellungsstücke wurden bereits 1888 vom Urgroßvater der Familie aus der Schweiz nach Bad Wurzach gebracht. Mit Blick für das Besondere und der Leidenschaft zum Zeitmesser erweiterte die derzeitige Generation die Sammlung Stück für Stück und stellt sie in ihrem Ladengeschäft der Öffentlichkeit vor. Jedes Exponat hat seine eigene Geschichte, entweder schon bei der Herstellung oder wie es den Weg nach Bad Wurzach in das Museum gefunden hat.
Eine falsche römische Vier
In der eineinhalbstündigen Führung erfährt der Besucher nicht nur einiges über die Technik der Zeitmesser, vielmehr werden auch etliche Fragen drumrum geklärt. Warum haben römische Zifferblätter eine falsche Vier? Oder warum war um 1600 der Stundenzeiger länger als die Minute, wie und weshalb die ersten Stempeluhren in Villingen-Schwenningen entstanden sind und woher der Ausdruck „Zwiebel“kommt. Die Rolle der Museumsführerin ist mit Monika Westermayer bestens besetzt. Sie erklärt alles leicht verständlich und humorvoll und gibt ihr großes Wissen gerne an die interessierten Gäste weiter.