Pause aus Zeitmangel
Fürs Erste keine Wettkämpfe mehr von Savchenko/Massot, aber volle Terminkalender
MÜNCHEN - Das Wort „Pause“erklärt der Duden als „Ruhezeit“oder „Unterbrechung“. Aljona Savchenko und Bruno Massot sind kein Nachschlagewerk, sondern ein Eiskunstlaufpaar. Das Paar, das SportDeutschland angerührt hat mit seiner Olympiagold-Kür in Pyeongchang, mit seiner Weltmeisterschaftsgold-Kür in Mailand nur fünf Wochen später. Aljona Savchenko und Bruno Massot, das gaben sie am Donnerstag in München bekannt, werden eine Wettkampfpause einlegen. Will heißen? „Wir wollen uns das offen lassen“, sagte Aljona Savchenko. Sicher allerdings sei: „Dieses Jahr werden wir nicht an Wettkämpfen teilnehmen.“Und Olympia 2022? Würde Peking nicht reizen – die dann sechsten Winterspiele für die dann 38-Jährige, die zweiten mit Bruno Massot (dann 33)? Aljona Savchenko lächelt. „Deswegen sagen wir, es ist eine Pause. Pause heißt: Es könnte sein – ja –, dass wir zurückkommen. Ich denke, alles ist möglich.“
Nur halt 2018/19 nicht. Da nämlich fügen sich die Dinge so, dass eine Wettkampfvorbereitung, wie sie Aljona Savchenko und Bruno Massot vorschwebt – „hundertprozentig“–, schlicht nicht zustandekommen würde. Gold will versilbert sein, das ist im Eiskunstlauf mitnichten verwerflich, aber ziemlich aufwendig. In 14 deutschen Städten wird „Holiday on Ice“seine neue Attraktion von Ende November an präsentieren, bis 3. März tourt die Revue durch die Eisarenen. Diverse andere Schaulauf-Auftritte füllen Terminkalender (und Ränge); da mangelt es, ganz banal, an Zeit für Grand-Prix-Konkurrenzen und die WM 2019 im japanischen Saitama.
Aljona Savchenkos Tag müsste ohnehin 36 Stunden haben. Energiebündel, Kämpfernatur, Stehaufweibchen ist sie, deshalb hat nun auch noch ein erstes Engagement als Trainerin Platz in ihrem Leben. In Mailand wollte sie die US-Meister Alexa Scimeca Knierim und Chris Knierim nach deren 15. Platz trösten, man tauschte sich aus, „und so kam es zu Arbeit“. Zu Trainerarbeit, wechselweise wohl in Oberstdorf, nach wie vor Aljona Savchenkos Wahlheimat Das Goldpaar am Donnerstag im Olympiastützpunkt Bayern.
und Wohlfühlort, und Chicago. Stress? Iwo: „Ich brauche dieses Wettkampfgefühl, ich brauche ein Ziel. Deswegen will ich auch mein Wissen weitergeben. Das ist für mich interessant, Menschen zu entwickeln und dieses Potenzial, das viele Menschen haben, rauszukitzeln.“
Irgendwie haben sie auch Bruno Massots Potenzial rausgekitzelt seit April 2014. Olympiasieger ist der gebürtige Franzose jetzt, getragen, geformt auch von einem wohl einmaligen Team mit seiner Partnerin, dem ruhig-verständnisvollen Alexander König und dessen Mit-Trainer JeanFrançois Ballester. Zu dem, ins eidgenössische La Chaux-de-Fonds, zieht es Bruno Massot nun. Auch er will sich erste Trainersporen verdienen, an den „Holiday“-Programmen feilen, zudem wird er im Herbst Vater, nächstes Jahr steht die Hochzeit an. „Für mich ist die Pause nicht so hart. So vieles passiert!“
Auch bei Alexander König. Der ist, lange geplant, Anfang des Monats aus dem Allgäu nach Berlin zurückgekehrt, der Familie wegen. Auf dem Eis hat der 51-Jährige seither „Annika Hocke und Ruben Blommaert meinen Rat und meine Zeit gewidmet“, den Olympia-16., die „noch einen großen Schritt nach vorne gehen können“. Gefragt bleibt die König’sche Expertise auch, weil Berlin künftig Paarlaufzentrum der Deutschen Eislauf-Union sein soll. Austausch mit Oberstdorf inklusive, der erste Workshop des Quartetts Savchenko, Massot, König, Ballester ist für August vorgesehen.
Bis Peking ist es noch lang. Und nichts unmöglich.