Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen sinkt
Baubranche fordert von neuer Regierung mehr Anstrengungen beim Wohnungsbau
WIESBADEN (AFP) - Angesichts sinkender Baugenehmigungen fordern Verbände von der neuen Bundesregierung größere Anstrengungen im Kampf gegen Wohnungsmangel. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, wurden vergangenes Jahr 7,3 Prozent weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Jahr zuvor. Insgesamt wurde der Bau von 348 100 Wohnungen genehmigt.
Die sinkenden Zahlen seien das Ergebnis bereits bekannter Engpässe, erklärte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko: „Zu wenig Grundstücke, zu wenig Planungsund Genehmigungskapazitäten und vielfach erschöpfte Kapazitäten am Bau.“Hier müssten Kommunen, Länder und die gerade vereidigte neue Bundesregierung jetzt dringend ansetzen. „Sonst wird der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in vielen Großstädten zum größten sozialen Problem der nächsten Jahre.“
Den Statistikern des Bundesamts zufolge ist ein Hauptgrund der deutliche Rückgang bei der Zahl der Genehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen. Dazu gehören unter anderem Flüchtlingsunterkünfte. Hier sanken die Genehmigungen um 41 Prozent oder 10 500 Wohnungen – das ist mehr als ein Drittel des gesamten Rückgangs im vergangenen Jahr.
Rückläufig waren allerdings auch die Baugenehmigungen von Neubauwohnungen in Wohngebäuden (minus fünf Prozent oder 15 900 Wohnungen) und für Wohnungen in Einfamilienhäusern (minus fünf Prozent oder 4700 Wohnungen). Auch in Zweifamilienhäusern war die Zahl der Baugenehmigungen rückläufig (minus 2,7 Prozent). Die Zahl der Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser blieb hingegen unverändert.
Dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zufolge habe auch der Vorzieheffekt durch die Verschärfung der Energieeinsparverordnung zu dem Minus 2017 geführt. Viele Bauherren hätten 2016 noch deren alte Regelungen nutzen wollen, woraufhin die Genehmigungen ein zweistelliges Plus und damit den höchsten Stand seit 1999 erreichten.
Mittlerweile fehlen in Deutschland laut GdW über eine Million Wohnungen. Die Zahlen an geplanten Wohnungen, insbesondere im preisgünstigen Segment, reichen dem Verband zufolge bei weitem nicht aus, um den hohen Nachholbedarf gerade in Ballungsregionen zu decken – und die tatsächlich gebauten Wohnungen bleiben sogar noch dahinter zurück. Schätzungen der Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) zufolge werden jährlich zehnt Prozent der genehmigten Wohnungen nicht gebaut.
Um die Versorgungslücke zu schließen, müsste laut IG BAU jede fünfte neue Wohnung eine Sozialwohnung sein. „Nicht nur Geringverdienerhaushalte finden keine Wohnung. Selbst, wer regelmäßig ein festes, aber niedriges Einkommen erarbeitet oder wer auch nur einen negativen Eintrag bei der Kreditauskunft hat, hat auf dem heutigen Wohnungsmarkt oft keine Chance mehr“, erklärte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger.
Er forderte, dass der Bund seine Mitverantwortung in diesem Bereich behält und weiterhin Fördermittel für den Sozialwohnungsbau in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Euro bereitstellt. Die Bundesländer sollten verpflichtet werden, diese Gelder zweckgebunden einzusetzen und sich ihrerseits im entsprechenden Umfang an der Finanzierung zu beteiligen, forderte Feiger.