Chancen auf Ausbildungsplatz erhöhen
Zusammenarbeit zwischen Martinstorschule und Beruflichem Schulzentrum Wangen läuft seit über zwölf Jahren
Martinstorschule kooperiert seit Jahren mit dem Beruflichen Schulzentrum.
WANGEN - Mit seinem Beschluss zur Neuordnung des Ausbildungsangebots an beruflichen Schulen hat der Kreistag auch beschlossen, dass die Kooperation zwischen Martinstorschule und Beruflichem Schulzentrum Wangen (BSW) fortgesetzt werden kann. Dieses Modell zur beruflichen Orientierung von Schülern mit Förderbedarf wird bereits seit mehr als zwölf Jahren praktiziert. Erfolgreich, wie die Abschlusszahlen zeigen.
Die Diskussion der vergangenen Monate um die sogenannte regionale Schulentwicklung hat auch Ulrich Zumhasch aufmerksam verfolgt. Kein Wunder: Der Leiter der Martinstorschule kooperiert seit vielen Jahren mit dem Beruflichen Schulzentrum, um seine Schüler in eine Ausbildung zu bringen. Diese Zusammenarbeit wäre wohl zumindest schwieriger geworden, wenn der Standort Wangen, wie vom Landkreis ursprünglich empfohlen, einen Großteil des gewerblichen Bereichs verloren hätte. Der Kreistag entschied sich Ende Januar bekanntlich für eine abgeschwächte Variante, mit der die Kooperation nun ohne Abstriche weitergeführt werden kann.
Sie beginnt für die Martinstorschüler in der neunten Klasse. Im fachpraktischen Unterricht erwerben die Jungen und Mädchen am BSW in wöchentlich acht Schulstunden in den Bereichen Holz, Metall und Hauswirtschaft erste Kenntnisse, lernen überdies die dortigen Abläufe und einige Kollegen kennen. Ergänzt wird das Ganze durch Blockpraktika in Betrieben. Der Hauptunterricht bleibt an der Martinstorschule, die seit geraumer Zeit offiziell ein „Sonderpädagogisches Bildungsund Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen“ist.
In der zehnten Klasse bilden die Martinstorschüler, gegebenenfalls mit weiteren Schülern mit besonderem Förderbedarf aus der Gemeinschaftsschule, eine eigenständige, sogenannte VAB-Förderklasse (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf). Der Vollzeitunterricht an drei Tagen ist nun am BSW, durchschnittlich zwei Tage sind für Praktika vorgesehen. Die Martinstorschule begleitet das Ganze mit Mathe- und Computerunterricht. Berufsschullehrer begleiten die Förderschüler in den Betrieben oder unterstützen bei Bewerbungen. Ziel ist es, den Hauptschulabschluss zu machen und einen Arbeitsplatz zu finden.
Modell hat eine hohe Erfolgsquote
„Das Modell hat sich bewährt“, sagt Ulrich Zumhasch. „Wegen der gleichbleibenden Ansprechpartner bleibt den Schülern auch die emotionale Bindung. Außerdem stimmt die Gruppendynamik, weil sich die Schüler seit langem kennen. Es kommt so keine Unsicherheit auf, die für viele im Unterricht ein Hemmnis sein kann.“Dass bekannte Gesichter wichtig sind, kann Corinna Ibele nur bestätigen. Die 15-Jährige Neuntklässlerin freut sich jede Woche auf den Praxis-Unterricht am BSW: „Ich bin wirklich gerne hier, das sind meine beiden Lieblingstage.“Ein Blockpraktikum hat sie bereits in einem Kindergarten absolviert, ein zweites könnte im Bereich Altenpflege folgen: „Ich denke, ich werde im sozialen Bereich bleiben.“
Dass Corinna Ibele realistische Chancen auf einen Ausbildungsplatz hat, kann Raimund Trell anhand von Zahlen bestätigen. „90 Prozent der Neuntklässler machen weiter, 80 Prozent der Zehntklässler schaffen den Hauptschulabschluss, das ist eine hohe Erfolgsquote“, sagt der stellvertretende BSW-Schulleiter und Koordinator der Kooperationsklasse. Und: „Die allermeisten gehen in eine Ausbildung.“Der Fachkräftemangel in manchen Berufsbereichen wirke sich hier eher positiv aus, meint Ulrich Zumhasch: „Nach meinem Eindruck sind die Betriebe vielleicht toleranter und mehr bereit, die Schüler zu unterstützen, um Nachwuchs