Anklage: Opfer am Boden gegen Kopf getreten
Zwei 22-Jährige nach nächtlicher Schlägerei angeklagt – Vorwurf: Versuchter Totschlag
KEMPTEN - Wegen versuchten Totschlags müssen sich vor der Großen Strafkammer des Kemptener Landgerichts zwei 22 Jahre alte Männer verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dass sie in der Nacht zum 1. Juli vergangenen Jahres am Illerufer in Kempten einen 24 Jahre alten Syrer zusammengeschlagen haben. Als der Mann schon am Boden lag, hätten sie ihn nochmals mit den Füßen getreten. Der 24-Jährige habe einen Schneidezahn verloren, eine Platzwunde und eine geschwollene Nasenwurzel erlitten, heißt es in der Anklageschrift.
Die aus der Untersuchungshaft vorgeführten jungen Männer räumten am gestrigen ersten Verhandlungstag die Vorwürfe grundsätzlich ein. An jenem Abend hatten sich offensichtlich viele junge Leute an der Iller in Kempten aufgehalten. Einige feierten den Ferienbeginn oder ihren Schulabschluss. Mindestens eine Flasche Jägermeister und eine Flasche Wodka hätten sie zusammen im Laufe des Abends getrunken, sagte einer der Angeklagten.
Als eine 22-Jährige zu später Stunde ihr Handy vermisste, habe man dieses zunächst gesucht – aber nicht gefunden. Daraufhin fiel der Verdacht auf den 24-jährigen Syrer. Dieser könnte das Mobiltelefon gestohlen haben, vermuteten die jetzt Angeklagten. „Ohne nachvollziehbaren Grund“sei es dann zu der handfesten Auseinandersetzung gekommen, heißt es in der Anklageschrift. Zunächst hätten die jungen Männer dem 24-Jährigen mehrere Faustschläge verpasst. Dann sei dieser zu Boden gegangen. Das inzwischen 25 Jahre alte Opfer sagte vor Gericht über einen Dolmetscher: „Am Boden liegend, traten mehrere Personen mit Füßen auf mich ein.“Durch Tritte gegen den Kopf sei sein Zahn ausgeschlagen worden. Er habe „etwa zehn Schläge auf den Hinterkopf erhalten.“Er habe das Bewusstsein verloren und sei erst im Krankenhaus wieder zu sich gekommen. Bis heute leide er noch an Schulterbeschwerden und befinde sich in hausärztlicher Behandlung. Die beiden Angeklagten entschuldigten sich bei dem 25-Jährigen. Nach der Schlägerei hatten sich die beiden Männer rasch vom Tatort und dem Opfer entfernt. Ein Mann habe sie von weiteren Tätlichkeiten abgehalten, heißt es in der Anklageschrift. Einer der beiden Schläger sei dann aber doch nochmals zurückgegangen, „um zu schauen, wie es ihm geht und ob er überhaupt noch lebt“, sagte sein Freund vor Gericht.
Als Zeugin schilderte gestern die 22-Jährige, sie habe gesehen, wie das Opfer zu Boden ging und die beiden Angeklagten zugetreten hätten. Der am Boden liegende Mann habe sich nicht mehr bewegt. Ob es mehrere Tritte waren, wollte Vorsitzender Richter Gunther Schatz wissen. Es sei auf jeden Fall mehr als nur einer gewesen, antwortete die junge Frau.
Einem der Angeklagten wird zusätzlich eine Schlägerei zu Last gelegt, die sich im Mai vergangenen Jahres in Kempten ereignet haben soll. Damals hatte er laut Anklageschrift einen Kontrahenten an der zentralen Bus-Umsteigestelle getroffen. Diesen habe er „ohne rechtfertigenden Grund mit der Faust ins Gesicht geschlagen“. Zwei Passanten trennten die Streithähne zunächst, der Angeklagte soll seinen Kontrahenten aber erneut attackiert haben.
Die Verhandlung gegen die beiden Männer wird am 7. März fortgesetzt.