Nach Unfall beim Funken ermittelt die Polizei
Holzteile verletzten im Oberallgäu zwei Frauen – Jetzt wird untersucht, ob sie zu nah beim Feuer standen
BAD HINDELANG-UNTERJOCH - Nach dem Unfall beim Funkenfeuer in Bad Hindelang-Unterjoch (Oberallgäu) mit zwei Verletzten hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Es gehe um die Frage, ob möglicherweise jemand wegen fahrlässiger Körperverletzung zur Rechenschaft gezogen werden könne, sagte Polizeisprecher Sven Hornfischer.
Das Unglück hatte sich am Sonntag gegen 20 Uhr ereignet. Etwa 300 Menschen waren zum Funkenplatz in dem 350 Einwohner zählenden Dorf gekommen. Wie in den Jahren zuvor hatten die Mitglieder des Vereins „Funkebauar Underjo“das Fest organisiert und den Funken aufgeschichtet. Etwa zehn Meter sei er hoch gewesen, schätzt ein Augenzeuge. Beim Anzünden stürzte ein Teil des Haufens in sich zusammen, Holzteile trafen eine 21 Jahre alte Frau aus Niedersachsen und eine 23- Jährige aus Nürnberg. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. Die 21-Jährige erlitt schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen im Beinbereich. Die Veranstaltung wurde nach dem Unfall sofort abgebrochen.
Nach ersten Ermittlungen der Polizei befanden sich die meisten Zuschauer an einem vorgesehenen Platz etwa 15 Meter vom Funken entfernt. Nun werde geprüft, ob der mögliche Gefahrenbereich in der Nähe des Feuers mit einer Flatterleine „richtig abgesperrt“worden sei, sagte Polizeisprecher Hornfischer. Oder ob die beiden Frauen eine Absperrung möglicherweise ignoriert hätten. Nach Angaben der Polizei müssen zahlreiche Zeugen vernommen werden.
Noch nie zuvor Zwischenfälle
Der Verein in Unterjoch organisiert seit Jahren den Funken und bisher war es noch nie zu Zwischenfällen gekommen. „Das sind engagierte junge Leute, die das Brauchtum pflegen“, sagt ein Unterjöchler. Nach dem Unfall seien Feuerwehr und Bergwacht schnell zur Stelle gewesen, sagte der Bad Hindelanger Hauptamtsleiter Karl-Heinz Rei- mund. Erleichterung herrscht mittlerweile im Rathaus und in der Touristinfo darüber, dass niemand lebensgefährlich verletzt wurde und die beiden Frauen nach Auskunft der Polizei voraussichtlich keine bleibenden Schäden davon tragen.
Vorzeitig angezündet
Funkenfeuer müssen von den Veranstaltern bei der Gemeinde gemeldet werden. „Auch die Rettungsleitstelle weiß genau, wo Funkenfeuer in der Region stattfinden, damit die Feuerwehren im Ernstfall schnell am Unfallort sind“, sagt Füssens Kommandant Thomas Roth. Er musste mit seiner Mannschaft in der Nacht auf Sonntag ebenfalls zu einem Funkenfeuer ausrücken – im Füssener Ortsteil Bad Faulenbach. Dort sollte das Feuer aber eigentlich erst am nächsten Tag brennen. Ein Unbekannter hatte den Scheiterhaufen samt Hexe vorzeitig entzündet.
Ohne Aufsicht sei ein solches Feuer gefährlich, sagt Thomas Roth. Menschen könnten sich verletzen, und ein unbemerkter Funkenflug könne einen Brand verursachen. „Deshalb haben wir es ausgemacht“, sagt der Kommandant. Am nächsten Tag musste neues Material gesammelt werden, um den Funken bis zum Abend wieder neu aufzubauen. So ging es auch den Funkenbauern im Oberstdorfer Ortsteil Tiefenbach. Auch dort wurde der Holzhaufen von Unbekannten vorzeitig angezündet.
Einen Unfall wie in Unterjoch habe es in Bad Faulenbach bisher nicht gegeben, sagt Tina Allgaier, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft (IG) Bad Faulenbach, die das Funkenfeuer organisiert. Um die Gefahr bei der Veranstaltung möglichst gering zu halten, achten IG-Mitglieder auf den Sicherheitsabstand und weisen Besucher darauf hin, ihre Kinder im Auge zu behalten, sagt Allgaier.