Fasten auf Allgäuerisch
WANGEN - Auch in der Kirchengemeinde Wangen macht man sich so seine Gedanken zum Fasten. Eine alte Urkunde zum Fasten ist im Archiv aufgetaucht und ein nicht ganz ernst gemeinstes Fazit wird gezogen: Was das Fasten in unserer Gegend angeht, spiegelt uns eine alte Urkunde aus dem Pfarrarchiv in Wangen St. Martin. Sie ist von 1436, ein Lederpergament, beschrieben und gesiegelt und an die Einwohner der Dekanate Lindau, Isny, Missen, MissenWilhams gerichtet. Betroffen sind dadurch die Gläubigen der Wangener, Argenbühler, und Kißlegger Pfarreien. Ausgeschlossen fühlen dürfen sich die werten Leser aus den Pfarreien Amtzell, Pfärrich und Karsee, da sie nicht diesem historischen Sprengel angehören.
Papst Eugen IV. erlaubt darin den Benannten „…in der Fastenzeit und an Fasttagen Milcherzeugnisse zu besitzen, zu gebrauchen und zu essen, da in dieser Gegend außer Hafer fast kein Getreide wächst und auch kein Öl gewonnen wird und da die Einwohner die meiste Zeit des Jahres wegen Weinmangels Wasser trinken müssen (collata celitus ligandi atque selvendi).
Nun, dass wir nicht als Weinbauregi- on bekannt waren und sind, verdient ein mildes Lächeln. Auf völliges Unverständnis aber stößt die Erlaubnis zum Besitz von Milcherzeugnissen, da sie heutigentags nicht unter ein Fastenedikt fallen. Doch damals fiel der Verzehr aller aus „Großvieh- und Geflügelhaltung gewonnenen Nahrungsmitteln wie Schmalz, Fett, Milch, Butter, Käse und Eier" unter das Fastengebot. (vrgl.: Dr. Werner Mezger, Das große Buch der Schwäbisch-Allemannischen Fasnet, Stuttgart 7 999, 5.8.)
Humoriges Fazit
Wir dürfen also im Blick auf die päpstliche Fastenerleichterung etwas selbstmitleidig feststellen: Aber nun, da wir mit bestem Gewissen und päpstlich erlaubt Milcherzeugnisse und Eier in der Fastenzeit essen dürfen (die Nichtallgäuer und die Christen der Amtzeller, Pfärricher und Karseer Pfarreien sollten zukünftig dabei ein schlechtes Gewissen haben?), können wir ganz der Schrift gemäß leben: Mt 6, 16: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten".