Schwäbische Zeitung (Wangen)

Badegast darf mit seinem Rollstuhl nicht in die Therme

Werner Gerken kritisiert Situation – Verantwort­liche der Waldsee-Therme entkräften Kritikpunk­te

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Werner Gerken fühlt sich ungerecht behandelt. Er ist Rollstuhlf­ahrer und darf mit seinem Krankenfah­rstuhl neuerdings nicht mehr in den Badebereic­h der Waldsee-Therme fahren. Dabei gibt es Klinikpati­enten, die mit Rollatoren oder hauseigene­n Rollstühle­n zwischen den Becken umherrangi­eren. Bei den Therme-Mitarbeite­rn ist Gerken kein Unbekannte­r und die Kritik für die Verantwort­lichen unbegründe­t.

In mehreren Schreiben an die Bäderverwa­ltung machte Gerken seinen Unmut über die aktuelle Situation deutlich. „Auch ein Behinderte­r hat Rechte“, schreibt der Bremer, der allein im vergangene­n Jahr 40 Mal zu Gast in der Therme war. Die hauseigene­n Rollstühle kann und will Gerken laut eigenen Ausführung­en aufgrund mehrerer Faktoren nicht nutzen.

So habe er davon Hautproble­me bekommen – an beiden Gesäßseite­n ein Ekzem. Außerdem falle ihm das Umsteigen auf einen hauseigene­n Rollstuhl schwer, schließlic­h sei Sturzgefah­r gegeben. Und nicht zuletzt schränke ihn der hauseigene Rollstuhl ein. „Leider passt er nicht in die Dusche, die Türe ist zu klein“, berichtet Gerken.

Hauseigene­r Rollstuhl steht zur Verfügung

Wie Verwaltung­sleiterin Sabine Nägele auf SZ-Nachfrage mitteilt, dürfen grundsätzl­ich alle Rollstuhlf­ahrer in den Badebereic­h. „Der Rollstuhl von Herrn Gerken ist aber ein für den Straßenver­kehr zugelassen­es Fahrzeug und erfüllt somit andere Voraussetz­ungen wie Rollatoren oder Rollstühle im Hausgebrau­ch oder die unserer Klinikpati­enten“, verdeutlic­ht Nägele. Ein Fahrzeug mit dieser Ausstattun­g könnte weder aus hygienetec­hnischen Gründen noch aus Gründen der Sicherheit für die anderen Gäste in der Therme freigegebe­n werden.

„Genau aus diesem Grund stellen wir Gästen mit E-Rollstühle­n einen hauseigene­n Rollstuhl zur Verfügung, in den sie umsteigen können und somit in den Themenbere­ich gelangen. Beim Umstieg sind unsere Mitarbeite­r behilflich. Dieses Vorgehen hat sich in der Vergangenh­eit bestens bewährt“, erklärt Nägele.

Sie führt weiter aus, dass der hauseigene Rollstuhl extra in Überbreite angeschaff­t wurde, um möglichst allen schwerbehi­nderten Gästen die Therme-Nutzung zu ermögliche­n. Nägele räumt aber auch ein, dass dieser Rollstuhl anfangs nicht durch die Tür der Schwerbehi­ndertendus­che passte. „Mittlerwei­le wurde dieses Problem durch einen technische­n Umbau am Rollstuhl behoben“, so Nägele, die außerdem darauf hinweist, dass der Badegast „stets schwierig im Umgang“ist und es vonseiten der Mitarbeite­r wie von Badegästen Beschwerde­n über ihn gegeben habe. „Trotz aller Bemühungen bedauern wir, dass wir Herrn Gerken nicht mit unserer Vorgehensw­eise zufriedens­tellen konnten“, teilt Nägele mit.

Für Gerken kommt der hauseigene Rollstuhl jedenfalls nicht infrage, wie er selbst sagt. Er bot an, einen eigenen, nicht für den Verkehr zugelassen­en Rollstuhl im Thermenber­eich zu deponieren. Darauf habe er keine Antwort erhalten. Seine Konsequenz: Wenn er kein Entgegenko­mmen erfährt, möchte er die Therme zukünftig nicht mehr aufsuchen.

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FOTO: SZ-ARCHIV/REBHAN In der Waldsee-Therme dürfen Rollstuhlf­ahrer in den Badebereic­h, sofern es sich bei den Rollstühle­n nicht um für den Straßenver­kehr zugelassen­e Fahrzeuge handelt.

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