Baum in Kempten fällt um und verfehlt Haus knapp
Ein Mann kann sich gerade noch retten – Anwohner fürchten, dass bald ein größeres Unglück passiert
KEMPTEN - Plötzlich rauschte es wie wild. Emma Walleitner dachte, eine Schneelawine stürzt vom Dach. „Ich bin an sämtliche Fenster gerannt und dann habe ich es gesehen: An der Seite vom Galgentobel ist ein Baum umgefallen.“Über den Bach, auf Walleitners Grundstück im Kemptener Norden. Die Äste streiften das Hausdach. Walleitners Sohn, der ebenfalls in dem Anwesen in der Kolpingstraße lebt, habe sich gerade noch durch einen Sprung retten können. „Er war gerade gekommen“, erzählt seine Mutter. „Wenig früher, dann wäre er drunter gewesen. Er hat fünf Schutzengel gehabt.“Doch nun fürchtet die Familie, dass ein weiterer der großen Bäume umfallen könnte – und ein Unglück passiert.
„Seit mindestens 15 Jahren betteln wir bei der Stadt, dass sie den Galgentobel endlich ausputzt“, sagt die 96-Jährige. Dabei gehe es ihr nicht darum, alles abzuholzen. „Man muss den Tobel mal durchforsten und wegmachen, was wirklich weg muss.“Ihr zufolge stehen weitere vier „bedrohliche Bäume“in der Nähe ihres Grundstücks.
Die Wurzeln würden nicht tief in den Untergrund reichen, der Boden liefere kaum Halt, ergänzt ihre Tochter Karin Bierbaumer. Aufgrund der Hanglage wachsen einige Bäume schief. „Wir fühlen uns bedroht“, PR−ANZEIGE sagt auch sie. Damit Emma Walleitner aus dem Haus kam, mussten zunächst die Äste des Baumes abgesägt werden. Dieser zerstörte den Zaun des Anwesens. Ob etwas am Dach kaputt ist, könne man noch nicht sagen, sagt sie. Was, wenn einer der anderen Bäume auf das Haus fällt? Diese Frage stellt sich Walleitner jetzt. „Dann muss ich hoffen, dass ich gerade zufällig im Keller bin.“Mehr allerdings hofft sie, dass es gar nicht erst soweit kommt und die Bäume, die drohen umzufallen, gefällt werden. Allerdings bedauert die 96-Jährige: „Leider ist es im Leben immer so, dass zuerst etwas passieren muss.“
Nach Angaben Walleitners stehen die Bäume auf städtischem Grund. Das bestätigte Andreas Weber, Sprecher der Stadt Kempten. Er teilte mit, dass an dem Baum äußerlich keine Mängel festzustellen seien. Die Stadt beschäftigt sich nun mit dem Vorfall. Noch ist allerdings unklar, warum der Baum umkippte.
Betriebshof prüft den Baumbestand das ganze Jahr über
Weber wies zunächst grundsätzlich darauf hin, dass der städtische Betriebshof das ganze Jahr über den Baumbestand prüfe. Dabei arbeite er auch mit externen Fachfirmen zusammen. Zudem beschäftige die Stadt eigene Baumpfleger.
Ein Mitarbeiter der Stadtgärtnerei sei nach dem Sturz des Baumes vor Ort gewesen. „Die Bewertung erfolgt“, sagte Weber – auch im Hinblick auf weitere Bäume, die in dem Tobel stehen. „Sobald Ergebnisse vorliegen, wird gehandelt.“Was das konkret heißt, konnte er noch nicht sagen. Er sicherte jedoch zu, dass sich die Stadt um den Vorfall kümmere.
Die Anwohner fürchten indes, dass ein weiterer Stamm umkippt und ein größeres Unglück passiert. Der Baum wurde mitsamt Wurzeln aus dem Boden gerissen. Deswegen gehen die Anwohner davon aus, dass die groß gewachsenen Pflanzen, die zum Teil die Häuser überragen, in der Erde zu wenig Halt haben.