Deutschlands Fußballer im Losglück
WM-Gruppengegner sind Mexiko, Schweden und Südkorea – Russland bestreitet Staatsdoping
MOSKAU (dpa/AFP/SID) - Die ersten Hürden auf dem Weg zur Titelverteidigung bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland jagen Bundestrainer Joachim Löw keine Angst ein. Mexiko, Schweden und Südkorea – so heißen kommenden Sommer die Gruppengegner der Auswahl des Deutschen FußballBundes (DFB). Der Schwarzwälder nahm das Ergebnis der Auslosung am Freitagnachmittag im Moskauer Kreml-Palast mit einem Lächeln zur Kenntnis. „Erschrocken bin ich sicherlich nicht. Es wird spannend, auch in der Gruppe“, sagte der Bundestrainer. „Es gibt für uns keinen Grund, nervös zu sein.“
Zum Losglück hinzu kam die für Löw und seine Mannschaft besonders wichtige Nachricht, dass dem DFB-Team die befürchteten langen Reisen nach Kaliningrad oder Jekaterinburg zumindest in der Gruppenphase erspart bleiben. Einziger kleiner Haken: Auf seinem angestrebten Weg bis ins Moskauer Endspiel am 15. Juli könnte Deutschland schon im Achtelfinale auf den Mitfavoriten Brasilien treffen. In der Vorrunde spielt das Team am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko, am 23. Juni in Sotschi gegen Schweden und abschließend am 27. Juni in Kasan gegen Südkorea. Die WM eröffnen wird Gastgeber Russland am 14. Juni in der Hauptstadt Moskau im renovierten Luschniki-Stadion gegen Außenseiter Saudi-Arabien.
Vor der farbenfrohen Gala vor 1400 Zuschauern hatte Witali Mutko, der Chef des WM-Organisationskomitees, für Aufsehen gesorgt. Der russische Vize-Premierminister, ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin und einst selbst Sportminister, hatte in einer fast 15-minütigen Wutrede im Kreml erneut alle Dopingvorwürfe zurückgewiesen. Ein staatlich gelenktes Dopingsystem habe es in Russland nie gegeben, ein solches System werde es auch nie geben. Die Vorwürfe und Spekulationen zielten nur darauf ab, Russland zu diskreditieren, so Mutko.
Tatsächlich besagen die Fakten das Gegenteil. Aufgrund der Hinweise auf staatlich gelenktes Doping wurden inzwischen zahlreiche russische Athleten gesperrt, mehrere davon lebenslang. Im sogenannten McLaren-Report, auf den sich die Urteile beziehen, ist von mehr als 1000 russischen Athleten die Rede, die zwischen 2011 und 2015 vom Betrugssystem profitiert haben sollen, darunter auch 34 Fußballer – inklusive des gesamten WM-Kaders des Jahres 2014.
MOSKAU (SID/dpa) - Joachim Löw plauderte im Moskauer Kreml entspannt mit seinen Trainerkollegen aus aller Welt, die WM-Auslosung hatte den Bundestrainer nicht aus der Ruhe gebracht. Mexiko, Schweden und Südkorea – mit den Gegnern, die er später beim „gemütlichen Abendessen“an der Seite von Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel zu analysieren hatte, konnte Löw zufrieden sein. Der Weg zum fünften Stern wird für den Weltmeister 2018 in Russland zwar kein Spaziergang, es hätte aber auch weitaus schlimmer kommen können.
„Erschrocken bin ich sicher nicht“, sagte Löw im Moskauer Machtzentrum über die „sportlich sehr interessanten Gegner“. Als Weltmeister müsse sein Team aber, „egal, in welcher Gruppe wir sind, weiterkommen“. In Erinnerung an das schmerzvolle 4:4 gegen Schweden nach 4:0-Führung 2012 war er zum Scherzen aufgelegt: „Wir wollen diesmal 5:0 führen, um zu gewinnen.“
Am 17. Juni (17 Uhr) bekommt es Löws Mannschaft im Moskauer Luschniki-Park zunächst mit Mexiko zu tun. „Das wird ein hervorragender Startschuss“, sagte DFB-Präsident Grindel. Am 23. Juni (20 Uhr) ist in Sotschi Italien-Bezweinger Schweden der Gegner, am 27. Juni (16) geht es in Kasan gegen Außenseiter Südkorea.
„Jetzt“, sagte Löw, „kennen wir unseren Weg durchs Turnier“– und der würde als Gruppensieger über Sankt Petersburg und Samara zu Halbfinale und Endspiel zurück ins Luschniki führen. Die Mitfavoriten Frankreich, Spanien und Argentinien sowie Europameister Portugal befinden sich in der „oberen“Turnierhälfte und sind erst im Halbfinale mögliche Gegner. „So weit denken wir erst mal noch nicht“, versicherte Löw. Weil der „deutsche Weg“klar ist, wird der DFB in Kürze die Quartiersfrage klären. Moskau oder Sotschi – Löw wird mit Manager Bierhoff in den nächsten Tagen in Klausur gehen.
Zuvor waren die 1400 geladenen Gäste mit Highlights der WM-Geschichte und russischer Folklore auf die Ziehung eingestimmt worden. Löw verfolgte das Geschehen aus der vierten Reihe. Als Ehrengast und der ewige WM-Torschützenkönig und 2014er-Weltmeister Miroslav Klose die WM-Trophäe in den Saal trug, blickte er interessiert auf die Bühne. Russlands Staatspräsident Wladimir Putin versprach ein „großartiges Turnier“. Was denn auch sonst.