Das Navi versteht keinen Dialekt
Wer die Sprachsteuerungen mit Allgäuerisch überfordert, kommt nicht weit
REGION WANGEN - Die Sprachsteuerung – ein sinnvolles technisches Gimmick, das Benutzern das Leben erleichtern soll. Bei Handys und Navigationsgeräten gehört sie längst zum Standard. Seit einigen Jahren erobert auch ein technisches Gerät namens Alexa die Wohnungen. Der „smarte Lautsprecher“spielt auf Wortbefehl Musik ab, bedient Lichtschalter und beantwortet unter anderem Fragen. Doch nicht jeder, der seine technischen Geräte durch Worte steuert, spricht einwandfreies Hochdeutsch. Wie reagiert technisches Equipment auf Allgäuer Dialekt und lokale Hotspots? Wir haben einen Versuch gewagt.
Navigationssystem: Wer einmal versucht hat, hektisch an einer roten Ampel sein Reiseziel ins Navi zu tippen, hat die Sprachsteuerung lieben gelernt. Nur nicht im Allgäu. Die Mulzer Föhre auf dem Mariaberg findet das Gerät zwar noch problemlos. Wer aber auf den Blender will, landet nach über sechs Stunden Fahrt in einem kleinen Vorort der Hansestadt Bremen. Auf der Suche nach dem Großen Loch wird der arme Allgäuer an einen Badesee nahe Husum geschickt.
Pech hat ebenfalls, wer auf der Fahrt ein Bedürfnis bekommt. Auf den Suchbegriff „öffentliche Toiletten“erscheinen rund um Kempten zwar zahlreiche Treffer. Beim „nägschdn Haisl“teilt einem die Computerstimme freundlich mit, dass keine Ergebnisse gefunden wurden. Wiederholungen ändern daran auch nichts. Das gleiche Ergebnis bringen auch Suchen nach „Stuagard“, „Datschiburg“und „Maustadt“.
Ähnlich schlecht sieht es für hungrige Allgäuer aus. Die nächste „Wirtschaft“ist laut Navi im 35 Kilometer entfernten Oberstdorf. Wer daraufhin nach einer „Boaz“sucht, wird gefragt, ob er „Boards“, „Whats“oder „Wraps“sucht. Immerhin ist Letzteres thematisch ja ein Treffer.
Handy: Nicht immer sind die Hände frei oder sauber genug, um auf dem Handy zu tippen. Gerade beim Kochen kann sich die Sprachsteuerung als Segen erweisen. Wer aber wissen will, wieviel „Weißlacker denn etzad ind Kässpätzn ghert“wird warum auch immer auf den Wikipedia-Eintrag des Kärntner Kirchplatzes verwiesen. Auf den Befehl „Liacht oh“wird nicht die Taschenlampe aktiviert, sondern nach dem entsprechenden Kontakt im Telefonbuch gesucht.
Auch nicht zielführend ist es, das Handy zu befragen, ob man „ohne Kittl dussa Hennabrupfa kriagt“. Hier landet der Suchende auf dem Stadtplan der Kommune Gummersbach.
Die einfachere Nachfrage „wia s Wetter dussa isch“führt immerhin zur Wetterprognose der Gemeinde Döse am Wattenmeer. Die Suche nach einem „Skilift ohne Gelbfiaßler im Allgäu“bringt mit einer Auflistung mit
61 Liftbetrieben immerhin regionale Ergebnisse. Als Geheimtipp empfiehlt die Computerstimme das populäre Walmendingerhorn. Den Zusatz „ohne Gelbfiaßler“scheint das Gerät wohl überhört zu haben.
Alexa: Schwierig wird es für Allgäuer mit Dialekt auch beim Sprachsteuerungssystem für die eigenen vier Wände. Das Gerät grüßt nach einem „Servus“zwar freundlich zurück. Auf ein „Griaß di“teilt es einem aber mit, dass es den Sprecher nicht versteht. Wer versucht, auf allgäuerisch seine Musik auszuschalten, scheitert ebenfalls. Die Antwort auf „dua a mol hofele und mach den Krach staad“ist eindeutig. „Entschuldigung, ich kenne das nicht“, teilt einem die kleine schwarze Box mit. Die Empfehlung, die Sprache des Geräts zu ändern, erhält, wer wissen will, was die Maß Bier auf der Allgäuer Festwoche kostet.
Auf den Befehl Weißlacker auf die Einkaufsliste zu setzen, wird der Sprecher informiert, dass Mais hinzugefügt wurde. Noch nicht einmal das Wort „Graffl“ist dem OnlineLautsprecher bekannt. Als echtem Allgäuer stellt sich so gesehen die Frage, „ob ma des neumodisch Zuig“wirklich braucht.