Eine bedrohte Minderheit
Die Jesiden wurden immer wieder verfolgt
RAVENSBURG (clak) - Die Angriffe der Terrororganisation „Islamischer Staat“(IS) auf jesidische Dörfer im Nordirak hat das vertraute Leben Zehntausender Menschen zerstört. Die Islamisten gingen mit größter Brutalität gegen die Jesiden vor, sie ermordeten Männer, Frauen und Kinder, die nicht rechtzeitig fliehen konnten. Mehr als 6000 Menschen wurden entführt, bis heute werden nach Angaben der jesidischen UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad noch rund 3000 Frauen und Kinder im Irak vermisst. Sie wurden versklavt und verkauft, viele von ihnen mussten zwangsweise zum Islam konvertieren. Die Vereinten Nationen sprechen inzwischen von einem andauernden Völkermord an den Jesiden.
Gewalt und Verfolgung – das erlebt die jesidische Glaubensgemeinschaft, zu der weltweit schätzungsweise zwischen 200 000 und 800 000 Menschen zählen, seit Jahrhunderten. Immer wieder sahen Muslime in ihnen – wegen der Verehrung des Engels Melek Taus – Teufelsanbeter und versuchten wiederholt, sie zum Islam zu bekehren. Um dem zu entgehen, flohen Jesiden auch schon in früheren Zeiten in Länder wie Armenien, Georgien und Deutschland.
Dass die vor dem IS geflohenen Jesiden in ihre Heimat zurückkehren können, ist nicht absehbar. Die Lage im Nordirak hat sich nach dem Unabhängigkeitsreferendum deutlich verschlechtert, die Dörfer im ShingalGebirge sind seither weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem misstrauen die Jesiden ihren früheren Nachbarn, weil sie zum Teil mit dem IS sympathisiert haben.