NSU-Ausschuss beschäftigt sich mit Laichinger Mord
Kurdischstämmiger Mann wurde 2011 erschossen – Verbindungen zum NSU wurden ausgeschlossen
STUTTGART/LAICHINGEN - Der NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag geht dem bislang ungeklärten Mord an einem Laichinger Blumenhändler nach. Am kommenden Montag befragt das Gremium dazu in Stuttgart den damaligen leitenden Ermittler Alexander Dürr. „Ich werde darauf verweisen, was damals auch schon kundgetan wurde“, sagte Dürr am Freitag auf Nachfrage.
Anfang Oktober 2011 war ein kurdischstämmiger Händler nahe seines Ladens auf offener Straße in Laichingen im Alb-Donau-Kreis mit mehreren Schüssen getötet worden. Nach zweieinhalb Jahren wurde der Fall ungelöst zu den Akten gelegt. Vermutungen, wonach der „Nationalsozialistische Untergrund“(NSU) etwas mit dem Fall zu tun haben könnte, bewahrheiteten sich in den Ermittlungen nicht. Dürr könne vor dem Untersuchungsausschuss auch nicht mehr sagen als das, was bereits gegenüber der Öffentlichkeit gesagt wurde, so der Kriminaloberrat.
Die Sonderkommission „Blume“aus Ulm, die Dürr leitete, war zeitweise mit 50 Beamten im Einsatz. Ende 2011 war eine Tatverdächtige aus dem familiären Umfeld des Opfers wieder freigelassen worden. Anhaltspunkte für einen rassistischen oder politisch motivierten Hintergrund hätten sich nicht ergeben, hieß es damals. Insgesamt wurden bei den Ermittlungen mehr als 600 Vernehmungen, auch in der Türkei und Frankreich, geführt und deutlich mehr als 100 Spuren überprüft.
Den Rechtsterroristen des NSU werden zehn Morde von 2000 bis 2007 – an Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und an der Polizistin Michele Kiesewetter in Heilbronn zugerechnet. Die Behörden – auch in Baden-Württemberg – hatten jahrelang nicht erkannt, dass es sich um eine rechte Terrorzelle handelte. Der NSU flog im November 2011 auf. Deren mutmaßliches Mitglied Beate Zschäpe muss sich derzeit vor dem Oberlandesgericht in München verantworten. Die mutmaßlichen NSUMitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sind hingegen tot.
Der Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, welche Verbindungen des rechtsterroristischen NSU zu Baden-Württemberg bestanden und ob es hier Helfer und Unterstützer gab. Deshalb soll am Montag auch die aus dem Südwesten stammende NPD-Politikerin Edda Schmidt in dem Gremium befragt werden. Zudem geht es den Abgeordneten auch noch einmal um den Mord an Kiesewetter. Der Ausschuss will Hinweise überprüfen, wonach kurz vor dem Mord auf der Heilbronner Theresienwiese ein zweites Polizeiauto gesehen worden sein soll. Kiesewetter und ihr Streifenkollege waren während einer Pause in ihrem Dienstwagen angegriffen worden. Der Streifenpartner wurde schwer verletzt.
Dürr sagt zum ersten Mal aus
Alexander Dürr ist seit 2012 nicht mehr bei der Polizei in Ulm, sondern stellvertretender Leiter des Institutsbereichs Ausbildung der Hochschule für Polizei am Standort Biberach. Für ihn ist es das erste Mal, dass er vor dem NSU-Untersuchungsausschuss aussagen muss. „Ich weiß noch nicht, was ich sagen werde. Ich weiß aber auch noch nicht, was sie wissen wollen“, so Dürr. Ob noch weitere Zeugen im Laichinger Fall befragt werden, ist nicht bekannt.