Probleme frühzeitig erkennen und lösen
Familienstützpunkt: Hilfsangebot zeichnet sich durch einen intensiven Kontakt aus
LINDENBERG - Das Angebot ist offen für alle Familien im oberen Landkreis. Für Alleinerziehende und für Großfamilien, quer durch alle Schichten. Es soll eine unkomplizierte und vor allem leicht zugängliche Hilfestellung bei den verschiedenen Herausforderungen des familiären Alltags sein. Das Landratsamt Lindau hat in Kooperation mit der Stadt Lindenberg und der Arbeiterwohlfahrt den Familienstützpunkt Lindenberg/Westallgäu eingerichtet – und der hat seine Heimat nun in der Marktstraße 7, in den Räumen des früheren Modegeschäftes Adessa, wo sich seit September auch die Mittagsbetreuung der Grundschule befindet.
Lage und Ausstattung sind ideal: Die Räume liegen mitten in der Stadt, direkt neben der Schule – und die großen, inzwischen bunt gestalteten Schaufenster vermitteln auf Anhieb ein Gefühl der Offenheit. Das Angebot ist für jedermann, es ist kostenlos und niedrigschwellig. „Das Ziel ist es, Probleme frühzeitig zu erkennen. Wir wollen als Ansprechpartner und Leitplanke dienen. Diese Räume hier sind der Anlaufpunkt für Gespräche, aber die eigentliche Arbeit findet draußen in den Familien statt“, sagte Jugendamtsleiter Jürgen Kopfsguter bei der Inbetriebnahme des neuen Zuhauses. Er kleidet das Angebot in folgende Schlagworte: „Aufsuchen, aktivieren, loslassen in die Eigenverantwortung – und diesen Prozess bei Fragestellungen weiterhin begleiten.“
Familienstützpunkt gibt es seit gut einem Jahr
Den Familienstützpunkt gibt es in Lindenberg seit gut einem Jahr – und er hat schon gut 130 Familien unterstützt. In der Grundschule ist das Angebot zum Beispiel „fest etabliert“, sagt Schulleiterin Silvia Turnwald. Wenn etwa ein Lehrer bei einem Kind eine mögliche problematische Entwicklung erkennt, dann kann er den Familienstützpunkt einschalten. Die Mitarbeiterinnen Astrid Atmanspacher, Olga Zehrer, Anne Reichart und Ina Kaiser nehmen dann mit den Familien Kontakt auf „ohne die hemmende Autorität von Lehrern oder Schulleitung“(Turnwald).
Sie gehen in die Familien, sehen sich den Alltag an und schauen, wo sie unterstützen können – immer mit dem Ziel, die Eigenverantwortung der Eltern zu stärken. Beispielsweise bei der Hausaufgabenbetreuung oder der Freizeitgestaltung im Freien. Also eine Art Hilfe zur Selbsthilfe, ein fachlicher Anstoß, der nicht erst unterstützen soll, wenn die Krise schon da ist – sondern möglichst, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dieser intensive Kontakt ist die Besonderheit des Angebots.
Der Familienstützpunkt, der beispielsweise auch mit Vereinen, Kirchen, Jobcenter oder Kinderschutzbund vernetzt ist, ist aber nicht nur dazu da, bei sich anbahnenden Problemen zu helfen, die er von Schulen oder Kindergärten geschildert bekommt.
Oft kommen auch Familien von sich aus und suchen Rat. Beispielsweise die zugezogene Alleinerziehende,
die noch kein soziales Umfeld hat. Oder jemand, der nach einer Trennung plötzlich ohne Freundeskreis dasteht. Oder aber auch Flüchtlingsfamilien, die Hilfe bei der Integration brauchen. „Wir sind auch mal eine Art Großeltern-Ersatz“, sagt Atmanspacher. Sie und ihre Mitarbeiterin versuchen
auch, solche (Teil-)Familien durch gemeinsame Aktionen zusammenzuführen: Elternfrühstück, Hüttenaufenthalte, Vater-Kind-Schwimmen, Klettern, Grillen, Kochen, Schreinern – und in der Nähe der Stadtwerke hat der Familienstützpunkt sogar einen eigenen Waldspielplatz. Unter dem Motto „Alt trifft Jung“geht es auch regelmäßig ins Seniorenheim. Bei der Planung und Umsetzung der Aktionen werden die Eltern und ihre Bedürfnisse miteinbezogen. Über allen steht das Ziel, Erziehungsfragen im Alltag zu klären und die Familien zu stärken. „Wir haben festgestellt, dass durch die gemeinsamen Unternehmungen und Aktionen ein offener naher Kontakt entsteht und Vertrauen aufgebaut wird.
Bei allenfalls auftretenden Problemen werden wir dadurch frühzeitig eingebunden und können gemeinsam mit den Familien lösungsorientiert arbeiten“, so Atmanspacher. Und wenn nötig, dann vermittelt der Familienstützpunkt an weitere, bereits bestehende Beratungsstellen im Landkreis weiter – und kann dadurch „das bisherige Angebot runder machen“(Kopfsguter).
Kontakt: E-Mail: atm.familienstuetzpunkt@gmail.com sowie auf der eigenen Facebook-Seite.