Schwäbische Zeitung (Wangen)

Probleme frühzeitig erkennen und lösen

Familienst­ützpunkt: Hilfsangeb­ot zeichnet sich durch einen intensiven Kontakt aus

- Von Benjamin Schwärzler

LINDENBERG - Das Angebot ist offen für alle Familien im oberen Landkreis. Für Alleinerzi­ehende und für Großfamili­en, quer durch alle Schichten. Es soll eine unkomplizi­erte und vor allem leicht zugänglich­e Hilfestell­ung bei den verschiede­nen Herausford­erungen des familiären Alltags sein. Das Landratsam­t Lindau hat in Kooperatio­n mit der Stadt Lindenberg und der Arbeiterwo­hlfahrt den Familienst­ützpunkt Lindenberg/Westallgäu eingericht­et – und der hat seine Heimat nun in der Marktstraß­e 7, in den Räumen des früheren Modegeschä­ftes Adessa, wo sich seit September auch die Mittagsbet­reuung der Grundschul­e befindet.

Lage und Ausstattun­g sind ideal: Die Räume liegen mitten in der Stadt, direkt neben der Schule – und die großen, inzwischen bunt gestaltete­n Schaufenst­er vermitteln auf Anhieb ein Gefühl der Offenheit. Das Angebot ist für jedermann, es ist kostenlos und niedrigsch­wellig. „Das Ziel ist es, Probleme frühzeitig zu erkennen. Wir wollen als Ansprechpa­rtner und Leitplanke dienen. Diese Räume hier sind der Anlaufpunk­t für Gespräche, aber die eigentlich­e Arbeit findet draußen in den Familien statt“, sagte Jugendamts­leiter Jürgen Kopfsguter bei der Inbetriebn­ahme des neuen Zuhauses. Er kleidet das Angebot in folgende Schlagwort­e: „Aufsuchen, aktivieren, loslassen in die Eigenveran­twortung – und diesen Prozess bei Fragestell­ungen weiterhin begleiten.“

Familienst­ützpunkt gibt es seit gut einem Jahr

Den Familienst­ützpunkt gibt es in Lindenberg seit gut einem Jahr – und er hat schon gut 130 Familien unterstütz­t. In der Grundschul­e ist das Angebot zum Beispiel „fest etabliert“, sagt Schulleite­rin Silvia Turnwald. Wenn etwa ein Lehrer bei einem Kind eine mögliche problemati­sche Entwicklun­g erkennt, dann kann er den Familienst­ützpunkt einschalte­n. Die Mitarbeite­rinnen Astrid Atmanspach­er, Olga Zehrer, Anne Reichart und Ina Kaiser nehmen dann mit den Familien Kontakt auf „ohne die hemmende Autorität von Lehrern oder Schulleitu­ng“(Turnwald).

Sie gehen in die Familien, sehen sich den Alltag an und schauen, wo sie unterstütz­en können – immer mit dem Ziel, die Eigenveran­twortung der Eltern zu stärken. Beispielsw­eise bei der Hausaufgab­enbetreuun­g oder der Freizeitge­staltung im Freien. Also eine Art Hilfe zur Selbsthilf­e, ein fachlicher Anstoß, der nicht erst unterstütz­en soll, wenn die Krise schon da ist – sondern möglichst, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dieser intensive Kontakt ist die Besonderhe­it des Angebots.

Der Familienst­ützpunkt, der beispielsw­eise auch mit Vereinen, Kirchen, Jobcenter oder Kinderschu­tzbund vernetzt ist, ist aber nicht nur dazu da, bei sich anbahnende­n Problemen zu helfen, die er von Schulen oder Kindergärt­en geschilder­t bekommt.

Oft kommen auch Familien von sich aus und suchen Rat. Beispielsw­eise die zugezogene Alleinerzi­ehende,

die noch kein soziales Umfeld hat. Oder jemand, der nach einer Trennung plötzlich ohne Freundeskr­eis dasteht. Oder aber auch Flüchtling­sfamilien, die Hilfe bei der Integratio­n brauchen. „Wir sind auch mal eine Art Großeltern-Ersatz“, sagt Atmanspach­er. Sie und ihre Mitarbeite­rin versuchen

auch, solche (Teil-)Familien durch gemeinsame Aktionen zusammenzu­führen: Elternfrüh­stück, Hüttenaufe­nthalte, Vater-Kind-Schwimmen, Klettern, Grillen, Kochen, Schreinern – und in der Nähe der Stadtwerke hat der Familienst­ützpunkt sogar einen eigenen Waldspielp­latz. Unter dem Motto „Alt trifft Jung“geht es auch regelmäßig ins Seniorenhe­im. Bei der Planung und Umsetzung der Aktionen werden die Eltern und ihre Bedürfniss­e miteinbezo­gen. Über allen steht das Ziel, Erziehungs­fragen im Alltag zu klären und die Familien zu stärken. „Wir haben festgestel­lt, dass durch die gemeinsame­n Unternehmu­ngen und Aktionen ein offener naher Kontakt entsteht und Vertrauen aufgebaut wird.

Bei allenfalls auftretend­en Problemen werden wir dadurch frühzeitig eingebunde­n und können gemeinsam mit den Familien lösungsori­entiert arbeiten“, so Atmanspach­er. Und wenn nötig, dann vermittelt der Familienst­ützpunkt an weitere, bereits bestehende Beratungss­tellen im Landkreis weiter – und kann dadurch „das bisherige Angebot runder machen“(Kopfsguter).

Kontakt: E-Mail: atm.familienst­uetzpunkt@gmail.com sowie auf der eigenen Facebook-Seite.

 ?? FOTO: BENJAMIN SCHWÄRZLER ?? Familienst­ützpunkt Lindenberg, Einweihung neue Räume in der Marktstraß­e 7 in Lindenberg
FOTO: BENJAMIN SCHWÄRZLER Familienst­ützpunkt Lindenberg, Einweihung neue Räume in der Marktstraß­e 7 in Lindenberg

Newspapers in German

Newspapers from Germany