Zwölf Nominierte und vier Preisträger
Filmnachwuchs präsentiert sich bei Preisverleihung des Abgedreht-Festivals in Baienfurt
BAIENFURT - Viel sehr junges Publikum hat sich am Freitagabend im Hoftheater Baienfurt getroffen. Der Grund: Die Preisverleihung des 13. Filmfestivals für junge Amateure: „Abgedreht“. Zum diesjährigen Filmthema „Schublade“nominierte die Jury zwölf Beiträge, vier davon wurden von Filmschaffenden und Kennern der Szene bewertet. Ein Film wurde vor Ort vom Publikum zum Liebling gekürt. Und das alles unter den Augen von Schauspieler Bernd Gnann, der als Ehrengast geladen war.
Durchaus nachvollziehbar lesen sich die Bewertungskriterien der Jury: Ideen und Themennähe, Dramaturgie, Bildsprache, Kameraführung, technische und künstlerische Gestaltung. Und doch scheint es am Ende nicht ganz so einfach zu sein, aus allen 33 Einsendungen für das Filmfestival jene zwölf vorauszuwählen, die dann am Festivalabend nominiert und schließlich prämiert werden. Dass in der Jury namhafte Filmschaffende wie der Ravensburger Regisseur Jürgen Bretzinger sitzen, zeugt vom Anspruch an Professionalität. Dass dabei die Nähe zum Filmschauenden gewährt bleibt, dafür sorgt eine beigestellte Schüler-Jury, die sich aus acht Schülerinnen und Schülern zusammensetzt. Und trotzdem: „Es ist nicht einfach zu entscheiden, was auf die Bühne darf“, erklärt Moderator und Hausherr Uli Boettcher. Immerhin war er selbst bis vor zwei Jahren Mitglied der Abgedreht-Jury.
Zwei Mitgliedern der Schülerjury ist am Abend der Preisverleihung die Gunst zuteil, die prämierten Filme vorzustellen, nachdem im ersten Teil des Abends alle zwölf nominierten Filme gezeigt worden sind. So lobt Laudatorin Tea Hochmann den Beitrag „Die magische Schublade“den „eigenen Charakter der Schublade“und „die gute Interaktion“der Schauspieler – auch wenn „der Film durchaus gekürzt werden könnte“. Trotzdem erhält die Schussentalschule in Kooperation mit dem Team Jugendarbeit um Christian Netti den „Schulpreis U16“– und alle Akteure freuen sich mit strahlenden Gesichtern.
Den Schulpreis „16+“nehmen völlig verdient eine kleine Gruppe von Schülern des Gymnasiums Überlingen um Nico Wolf entgegen. Ihr Beitrag „Exposed“wird von der Jury als „nicht zu plakativ“gelobt, Licht und Schnitt seien „super“gewesen und die Hauptdarstellerin „toll“. Dass diese junge, sehr talentierte Frau bei der Preisverleihung nicht anwesend sein kann, trübt die Stimmung der Filmemacher aus Überlingen wenig. Stolz nehmen sie Preis und Preisgeld in Höhe von 200 Euro entgegen.
Gruppe aus Wangen gewinnt
Den vom Verein „muse e. V.“ausgelobten Preis für Beiträge „u18“räumt die Jugendgruppe Marine aus Wangen ab. Nico Riese und sein Team haben „Die Traumschublade“in nur drei Stunden gedreht und einen schönen Film geschnitten – „auch wenn er technisch nicht perfekt war“, wie das Juryurteil lautet.
Den Preis für Filmschaffende „18+“holen sich drei Studentinnen der DHBW aus Ravensburg für ihren Beitrag „KomØd“, der schon bei der Filmvorführung für Lacher sorgt: Annick Buhr, Annika Saum und Janina Schmidt haben einen Zeichentrickfilm erstellt, dessen Protagonist – ein Hotdog – mit der klemmenden Schublade an einem (Ikea-) Schrank zu kämpfen hat. Den „Fun-Fact“dazu gibt Laudator Jonathan Binetsch bekannt: Den letzten Satz im Film spricht der Original-Ikea-WerbungSprecher. Auch ohne dessen Hilfe habe der Beitrag „das Thema 100 Prozent getroffen“und sei sehr unterhaltsam und komisch – so die Jury. Nicht weit entfernt, zumindest was das Genre angeht, ist der Film, der schließlich über 52 Prozent des Publikums am Preisverleihungsabend überzeugt: „Aye Aye“haben Aruna Gallas, Julia Maier und Majda Sehovic von der DHBW, Ravensburg, ihren Film betitelt – und sich eines eigentlich schweren Themas angenommen: Wenn der Verstand (hier eines alten Seefahrers) nicht mehr auf die richtigen Schubladen zugreifen kann und sich dann menschliche Notfälle und mentale Kurzschlüsse ereignen. Zu Recht nehmen sie dafür die von Designer Sascha Hartweger aus Grünkraut gestaltete Trophäe und das Preisgeld entgegen.
Der charmante Ehrengast Bernd Gnann, als Schauspieler bekannt aus „Alarm für Cobra 11“, „Tatort“und diversen Fernsehproduktionen, hat für alle jungen Filmschaffenden noch nützliche Tipps parat („Lasst euch nicht verbiegen, bleibt authentisch“) und zeigt sich angetan von der Qualität der Filme. Als Geschäftsführer zweier regionaler Fernsehsender bietet er an, alle zwölf nominierten Filme auf Baden TV und Baden Süd laufen zu lassen. Um die Kreativität und das Engagement aller Beteiligten zu würdigen – über die von Landkreis, Kreisjugendring, Gemeinde Baienfurt und dem Veranstalter gesponserten Preisgelder hinaus.