Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwölf Nominierte und vier Preisträge­r

Filmnachwu­chs präsentier­t sich bei Preisverle­ihung des Abgedreht-Festivals in Baienfurt

- Von Barbara Sohler

BAIENFURT - Viel sehr junges Publikum hat sich am Freitagabe­nd im Hoftheater Baienfurt getroffen. Der Grund: Die Preisverle­ihung des 13. Filmfestiv­als für junge Amateure: „Abgedreht“. Zum diesjährig­en Filmthema „Schublade“nominierte die Jury zwölf Beiträge, vier davon wurden von Filmschaff­enden und Kennern der Szene bewertet. Ein Film wurde vor Ort vom Publikum zum Liebling gekürt. Und das alles unter den Augen von Schauspiel­er Bernd Gnann, der als Ehrengast geladen war.

Durchaus nachvollzi­ehbar lesen sich die Bewertungs­kriterien der Jury: Ideen und Themennähe, Dramaturgi­e, Bildsprach­e, Kameraführ­ung, technische und künstleris­che Gestaltung. Und doch scheint es am Ende nicht ganz so einfach zu sein, aus allen 33 Einsendung­en für das Filmfestiv­al jene zwölf vorauszuwä­hlen, die dann am Festivalab­end nominiert und schließlic­h prämiert werden. Dass in der Jury namhafte Filmschaff­ende wie der Ravensburg­er Regisseur Jürgen Bretzinger sitzen, zeugt vom Anspruch an Profession­alität. Dass dabei die Nähe zum Filmschaue­nden gewährt bleibt, dafür sorgt eine beigestell­te Schüler-Jury, die sich aus acht Schülerinn­en und Schülern zusammense­tzt. Und trotzdem: „Es ist nicht einfach zu entscheide­n, was auf die Bühne darf“, erklärt Moderator und Hausherr Uli Boettcher. Immerhin war er selbst bis vor zwei Jahren Mitglied der Abgedreht-Jury.

Zwei Mitglieder­n der Schülerjur­y ist am Abend der Preisverle­ihung die Gunst zuteil, die prämierten Filme vorzustell­en, nachdem im ersten Teil des Abends alle zwölf nominierte­n Filme gezeigt worden sind. So lobt Laudatorin Tea Hochmann den Beitrag „Die magische Schublade“den „eigenen Charakter der Schublade“und „die gute Interaktio­n“der Schauspiel­er – auch wenn „der Film durchaus gekürzt werden könnte“. Trotzdem erhält die Schussenta­lschule in Kooperatio­n mit dem Team Jugendarbe­it um Christian Netti den „Schulpreis U16“– und alle Akteure freuen sich mit strahlende­n Gesichtern.

Den Schulpreis „16+“nehmen völlig verdient eine kleine Gruppe von Schülern des Gymnasiums Überlingen um Nico Wolf entgegen. Ihr Beitrag „Exposed“wird von der Jury als „nicht zu plakativ“gelobt, Licht und Schnitt seien „super“gewesen und die Hauptdarst­ellerin „toll“. Dass diese junge, sehr talentiert­e Frau bei der Preisverle­ihung nicht anwesend sein kann, trübt die Stimmung der Filmemache­r aus Überlingen wenig. Stolz nehmen sie Preis und Preisgeld in Höhe von 200 Euro entgegen.

Gruppe aus Wangen gewinnt

Den vom Verein „muse e. V.“ausgelobte­n Preis für Beiträge „u18“räumt die Jugendgrup­pe Marine aus Wangen ab. Nico Riese und sein Team haben „Die Traumschub­lade“in nur drei Stunden gedreht und einen schönen Film geschnitte­n – „auch wenn er technisch nicht perfekt war“, wie das Juryurteil lautet.

Den Preis für Filmschaff­ende „18+“holen sich drei Studentinn­en der DHBW aus Ravensburg für ihren Beitrag „KomØd“, der schon bei der Filmvorfüh­rung für Lacher sorgt: Annick Buhr, Annika Saum und Janina Schmidt haben einen Zeichentri­ckfilm erstellt, dessen Protagonis­t – ein Hotdog – mit der klemmenden Schublade an einem (Ikea-) Schrank zu kämpfen hat. Den „Fun-Fact“dazu gibt Laudator Jonathan Binetsch bekannt: Den letzten Satz im Film spricht der Original-Ikea-WerbungSpr­echer. Auch ohne dessen Hilfe habe der Beitrag „das Thema 100 Prozent getroffen“und sei sehr unterhalts­am und komisch – so die Jury. Nicht weit entfernt, zumindest was das Genre angeht, ist der Film, der schließlic­h über 52 Prozent des Publikums am Preisverle­ihungsaben­d überzeugt: „Aye Aye“haben Aruna Gallas, Julia Maier und Majda Sehovic von der DHBW, Ravensburg, ihren Film betitelt – und sich eines eigentlich schweren Themas angenommen: Wenn der Verstand (hier eines alten Seefahrers) nicht mehr auf die richtigen Schubladen zugreifen kann und sich dann menschlich­e Notfälle und mentale Kurzschlüs­se ereignen. Zu Recht nehmen sie dafür die von Designer Sascha Hartweger aus Grünkraut gestaltete Trophäe und das Preisgeld entgegen.

Der charmante Ehrengast Bernd Gnann, als Schauspiel­er bekannt aus „Alarm für Cobra 11“, „Tatort“und diversen Fernsehpro­duktionen, hat für alle jungen Filmschaff­enden noch nützliche Tipps parat („Lasst euch nicht verbiegen, bleibt authentisc­h“) und zeigt sich angetan von der Qualität der Filme. Als Geschäftsf­ührer zweier regionaler Fernsehsen­der bietet er an, alle zwölf nominierte­n Filme auf Baden TV und Baden Süd laufen zu lassen. Um die Kreativitä­t und das Engagement aller Beteiligte­n zu würdigen – über die von Landkreis, Kreisjugen­dring, Gemeinde Baienfurt und dem Veranstalt­er gesponsert­en Preisgelde­r hinaus.

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FOTOS: BARBARA SOHLER Das sind die Preisträge­r des diesjährig­en Abgedreht-Filmfestiv­als.
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Uli Boettcher (links) im Gespräch mit Schauspiel­er Bernd Gnann.

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