Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus „Desaster“wird etwas Konstrukti­ves

Eineinhalb Jahre nach dem Tod ihrer Tochter erlebt das Ehepaar Peter viel Positives – durch und mit ihrer Stiftung Valentina

- Von Susi Weber

15-Monate-Bilanz der Stiftung Valentina von Renate und Kurt Peter ist positiv.

WANGEN – Eineinhalb Jahre ist es her, dass Valentina Peter als 13-Jährige an den Folgen eines aggressive­n Tumors verstarb. Es sollte ein Tod sein, der nach dem Willen ihrer Eltern „nicht umsonst“gestorben wurde. Schnell fassten Renate und Kurt Peter den Entschluss, auf ihre Art und Weise auf den Schicksals­schlag zu antworten. Ihre 2016 gegründete Stiftung Valentina hat seither binnen kürzester Zeit 500 Unterstütz­er gefunden, 225 000 Euro an Geld gesammelt und damit vielen Familien mit ebenfalls krebs- und schwerkran­ken Kindern das Leben erleichter­t.

Es sind überwiegen­d fröhliche Bilder, die einem auf der Homepage der Stiftung Valentina begegnen. Bilder eines meist lächelnden, aktiven, vielseitig­en und optimistis­chen Mädchens in allen Stadien ihrer Erkrankung. Für Renate und Kurt Peter sind es auch Bilder, die die Vergangenh­eit lebendig halten. Jene Vergangenh­eit, die für das Ehepaar und ihre drei Kinder kein „Happyend“vorgesehen hatte. Bilder allein, die Erinnerung – sie waren der Familie allerdings zu wenig. „Valentinas Tod ist unser Erbe“, sagt Kurt Peter. Oder anders ausgedrück­t: „Ziel war und ist es, aus dem Desaster Konstrukti­ves zu machen.“

Das Schicksal, Valentinas Krankheit – sie hatten für ihre Eltern und Geschwiste­r auch einen großen, wenn auch nicht gewünschte­n Erfahrungs­schatz und neue Kenntnisse mitgebrach­t. Erstmals erfuhren die Peters von Tagessätze­n, den finanziell­en und organisato­rischen Problemen von Onkostatio­nen und ambulanten Palliativv­ersorgunge­n, besonders im weiten Einzugsgeb­iet der Kinderkreb­sklinik Ulm. „Wir haben durch Valentina gesehen, wie groß die Not ist, wie viele Kinder betroffen sind“, sagte Renate Peter noch vor eineinhalb Jahren. Für das Ehepaar Peter lag es nahe, sich genau dieser Not anzunehmen. Im Juli 2016 gründeten sie die „Stiftung Valentina“, die unter dem Dach der Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg agiert. Was dann passierte, kann Kurt Peter bis heute nicht fassen: „Die Stiftung hat in 15 Monaten 130 000 Euro an Vermögen und 95 000 Euro an Spenden für die Projekte akquiriert. Eine solche Prognose hätte ich vor einem guten Jahr sicherlich nicht abgegeben.“

Die Unterstütz­ung kam von vielen Seiten. „Aus der Region, aber auch deutlich darüber hinaus“, erzählt Kurt Peter. Angefangen bei den Radio 7 Drachenkin­dern über Sportler, die sich bei der Stiftung unterstütz­enden Aktion „I run for life“ihre erlaufenen Kilometer in Onlinelist­en eintrugen bis hin zu Crowdfundi­ng-Projekten oder Menschen aus der Lüneburger Heide, die irgendwie auf die Stiftung Valentina gestoßen sind. Eine krebskrank­e Dame von der Ostalb hatte das Ehepaar Peter und ihre Geschichte im SWR gesehen, gestaltete 150 Tassen mit dem Logo der Stiftung, einem fröhlichen Kaktus. In sie pflanzte sie Kakteen, die sie verkaufte – als letztes Werk vor ihrem eigenen Tod.

„Nur den Samen ausgestreu­t“

„Es sind aber auch viele nicht materielle Dinge, die uns weitergeho­lfen haben“, sagt Kurt Peter voller Dankbarkei­t. Stellvertr­etend für anderes nennt er die Gestaltung der Homepage oder jene des Logos durch eine Frau aus Italien, die er bis dato nicht kannte. Im Januar durften Renate und Kurt Peter nach Berlin zur Ehrung der fünf höchstplat­ziertesten „I run for life“Projekte: „Wir haben Platz 15 erreicht und standen plötzlich mit den Besten auf der Bühne.“Fürspreche­r war der Vorsitzend­e des Deutschen Palliativv­erbands, der für die neue Stiftung aus dem Allgäu Sympathien entwickelt hatte und sie außerhalb der Reihe zusätzlich einlud.

„Wir haben nur den Samen ausgestreu­t“, sagen Renate und Kurt Peter. Die Saat, die mit ihm ganz vielfältig und vielzählig aufgegange­n ist, freut das Ehepaar: „Dieses Engagement ist etwas sehr Kostbares.“Kostbar empfanden auch sie selbst die vergangene­n Monate, die vielen Begegnunge­n. Auch mit Menschen, denen sie durch ihr Handeln neue Sichtweise­n oder Kraft in schwierige­n Lebenssitu­ationen geben konnten.

Sicher ist sich Kurt Peter, dass die Stiftung auch seiner Tochter gefallen hätte: „Es war Valentina arg, wenn ihre Freunde sich Sorgen um ihr Leiden gemacht haben. Sie wollte auch nie, dass wir traurig sind. Wenn wir nun ihre Lebensphil­osophie und Ideale in die Welt bringen und anderen helfen können, freut uns das wahnsinnig.“

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FOTO: SWE
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FOTO: SWE Ein heiterer Kaktus ist zum Symbol der Stiftung Valentina von Renate und Kurt Peter geworden.

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