„Ich bin der bunte Hund unter den Ärzten“
Eckart von Hirschhausen über gefährliche Gesundheitstipps aus dem Internet, seine Medizinshow und sportliche Wunderheiler
Er gilt als Deutschlands lustigster Arzt: Eckart von Hirschhausen. Auch in der ARD-Show „Das fantastische Quiz des Menschen“bleibt der 48-Jährige seinem populären Mix aus Gesundheitstipps und Humor treu, wie er im Gespräch mit Cornelia Wystrichowski erklärt. Dieses Jahr gibt es sechs neue Ausgaben der Show, in der Prominente gegeneinander antreten – in der Auftaktfolge am 2. Juni sind der Turner Fabian Hambüchen und Fernsehstar Hans Sigl zu Gast. Die Ausgabe am 9. Juni dreht sich um die Fußball-EM.
Herr von Hirschhausen, Sie präsentieren dieses Jahr sechs neue Ausgaben Ihrer TV-Show rund um Körper und Gesundheit. Was passiert eigentlich im menschlichen Körper beim Fernsehschauen?
Dauerglotzen tut natürlich keinem gut, aber die sechs mal 90 Minuten gleich nach der „Tagesschau“lohnen sich mehrfach.
Und warum?
Dass wir mit dieser Sendung etwas bewirken, können wir mit einer sehr bewegenden Geschichte zeigen. Familie Tammen aus Schleswig-Holstein hatte im letzten Herbst die Folge von „Hirschhausens Quiz des Menschen“gesehen, wo es um Erste Hilfe ging. Als ihr Mann mit einem Herzinfarkt zusammenbrach, konnte Illona Tammen ihn durch Herzdruckmassage zurück ins Leben holen, bis der Rettungswagen kam. Als sie mir per E-Mail davon berichtete, war ich sehr glücklich. Ich traf die Familie und freue mich, dass sie bereit sind, ihre sehr persönliche Geschichte in unserer Sendung zu erzählen, um andere zu ermutigen.
Gibt es denn ein Patentrezept, wie man fit bleibt?
Wer sein Leben verlängern will, muss das weglassen, was es verkürzt. Ich selber rauche nicht, ich umgebe mich mit Menschen, die ich mag, und tue Dinge, die ich mit Freude tue. Für meinen Job gab es ja keine Stellenausschreibung „Hirschhausen gesucht“, sondern ich habe ihn mir über viele Jahre so aufgebaut, wie er jetzt ist. Das ist ein großes Glück für mich, dafür bin ich dankbar – und das ist eines der gesündesten Gefühle überhaupt.
Viele Leute holen sich Informationen und Tipps rund ums Thema Medizin mittlerweile aus dem Internet. Was halten Sie davon?
Das Internet ist gut für den, der weiß, wo er etwas findet. Wer darin nur sucht, geht verloren und kommt bei jedem geschwollenen Lymphknoten darauf, dass er Ebola, Hirntumor oder eine Vergiftung von einer internationalen Verschwörung gegen die Menschheit erlitten hat. Ich kämpfe hinter den Kulissen schon lange dafür, gut recherchierte und gut verständliche Gesundheitsinformationen im Netz für alle anzubieten – ohne Werbung.
Wo kann man sich denn im Netz vernünftig informieren?
Es gibt zum Beispiel die Webseite www.gesundheitsinformation.de, was sehr glaubwürdig ist, aber längst nicht allen bekannt. Auf unserer Seite www.quizdesmenschen.de stellen wir auch die Erste-Hilfe-Ausschnitte von den letzten Sendungen kostenlos zur Verfügung. Hoffentlich sehen das dort noch viele, die die Ausstrahlung verpasst haben. Dafür ist das Netz natürlich super.
Sie sind selber Arzt. Wie reagieren Mediziner auf Ihre Sendungen und Bühnenshows? Bekommen Sie viele Zuschriften und wenn ja: was haben die lieben Kollegen denn zu meckern?
Man könnte denken, ich sei das schwarze Schaf der Mediziner. Ich bin eher der bunte Hund unter den Ärzten, ein Querdenker und Vernetzer. Da ich sehr viel Zeit investiere, mich fachlich auf dem Laufenden zu halten, erzähle ich keinen Quatsch, auch wenn es leicht daherkommt. Das wird inzwischen sehr respektiert und für Kongresse, Stiftungen und staatliche Stellen angefragt. Ich engagiere mich mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für Themen wie Impfung, Organspende oder Gesundheitsförderung bei Kindern, mit dem Gesundheitsministerium für die Woche der Wiederbelebung oder mit der Stiftung Depressionshilfe für die seelische Gesundheit. Viele gute Ideen brauchen ein Sprachrohr, und das bin ich gerne, wenn mich etwas überzeugt.
Sie haben sich für Ihre ARD-Show wieder mehreren Selbstversuchen unterzogen – was war Ihr eindrucksvollstes Erlebnis?
Dieses Mal widme ich mich dem Thema ambulante Pflege. Ich bin einen Tag lang mit einer Schwester der Diakonie mitgegangen, um zu erleben, wie es ist, Menschen zu besuchen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ich habe beim Waschen geholfen, Blutzucker gemessen und gelernt, wie wichtig die persönliche Zuwendung ist. Ich war beeindruckt, mit wie viel Herz in der Pflege gearbeitet wird. Wir werden im Studio auch darüber sprechen, was passieren muss, damit der Pflegeberuf mehr Anerkennung, faire Bedingungen und viel Nachwuchs bekommt. Die Pflege ist die größte Gruppe im Gesundheitswesen und leistet jeden Tag unvorstellbar viel, worauf wir alle früher oder später einmal angewiesen sind. Mein Film ist deshalb auch ein großes Danke an diese Helden des Alltags.
In der zweiten Ausgabe Ihrer Sendung geht es nicht zuletzt um die Fußball-EM. Wären Sie gerne Mannschaftsarzt?
Natürlich bewundere ich die Kollegen, die aufs Spielfeld rennen und jemanden, der gerade kurz vor der Not-Operation stand, mit Eisspray wieder fit bekommen. Da sind echte Wunderheiler dabei.
Sind Sie vom Erfolg Ihrer Show überrascht?
Das eigentlich Überraschende ist doch, dass es nicht woanders oder auch in Deutschland schon früher eine augenzwinkernde Abendshow mit medizinischen Inhalten gab, sondern überwiegend dröge RatgeberMagazine. Die Leute haben sich schon immer für ihren Körper und ihre Seele interessiert. Medizin ist ein Thema, das jeden angeht. Jeder dritte Deutsche hat Fußpilz, wenn die alle meine Sendung einschalten, hat die Show eine Superquote.
Da sind wir ja bei einem unappetitlichen Thema gelandet. Ekeln Sie sich als Mediziner nicht mehr?
Mediziner bekommen schnell eine berufsbedingte Gelassenheit im Sinne von „Nichts Menschliches ist mir fremd“. Aber die Tatsache, dass ich vom Fach bin, gibt mir ja auch die Freiheit, in meiner Show respektlos an Themen ranzugehen, die bei anderen Moderatoren vielleicht eklig oder unter der Gürtellinie wirken würden. Gesundheit ist für mich nichts Bierernstes.