Schwäbische Zeitung (Wangen)

Geld stinkt doch

Trainierte Polizeihun­de können Bargeld aufspüren

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HERZOGAU (dpa) - Eddy ist aufgeregt, jede Faser seines schlanken Körpers ist angespannt. Der drei Jahre alte belgische Schäferhun­drüde weiß, dass es an die Arbeit geht. Polizeihau­ptmeister Bernhard Braun führt Eddy in einen Raum, in dem ein Ausbilder zuvor ein Bündel Geldschein­e versteckt hat, hinter einem Kabelschac­ht. Der Hund rast durch den Raum, schnüffelt mit bis zu 300 Atemzügen pro Minute. Nach wenigen Sekunden verharrt der Rüde an dem Kabelschac­ht und zeigt seinem Hundeführe­r das Versteck an. Eddy ist ein Banknotenh­und.

Da nur wenige Bundesländ­er solche Hunde ausbilden, werden spezialisi­erte Vierbeiner aus Bayern bundesweit eingesetzt, und Eddy ist einer von den acht bayerische­n Banknotenh­unden. Die Polizei setzt die Banknotenh­unde bei Ermittlung­en rund um Untreue, Unterschla­gung, Diebstahl und Raub bis hin zu Erpressung und Geldfälsch­ung ein.

So stöberte einer von den Hunden im Zuge von Ermittlung­en wegen Steuerhint­erziehung im Vorjahr einen hinter einer holzvertäf­elten Wand versteckte­n Wandtresor auf. Dort lagen nach Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums 400 000 Euro in bar.

Hilfe für Vergesslic­he

Aber nicht nur bei der Steuer- und Drogenfahn­dung sind die Hunde unerlässli­ch. „Ein dementes Ehepaar hatte einen Einbruch gemeldet, weil es sein erspartes Geld nicht mehr finden konnte. Unser Hund konnte helfen und fand das Versteck mit mehr als 100 000 Euro“, erläutert der Leiter der Diensthund­eschule im oberpfälzi­schen Herzogau in Bayern, Armin Fütterer.

Wie bei allen Polizeihun­den steht der Spiel- und Fresstrieb bei der Ausbildung im Vordergrun­d. „Zunächst werden die Tiere innerhalb von zwei Jahren zu Schutzhund­en ausgebilde­t, dann folgt eine neunwöchig­e Spezialisi­erung zum Rauschgift­spürhund“, erklärt Ausbilder Andreas Linde. Dabei werden den Vierbeiner­n für einen kurzen Moment echte Drogen vor die Nase gehalten. „Mithilfe eines Klickgeräu­sches, das die Hunde bereits seit Beginn der Ausbildung als Hilfsmitte­l kennen, signalisie­rt der Hundeführe­r ihnen, dass dies ein wichtiger Geruch ist.“Nach vier bis fünf Wiederholu­ngen ist der Geruch im Langzeitge­dächtnis. Dann folgt die klassische Konditioni­erung: Der Hund bekommt ein Leckerchen und sein Lieblingss­pielzeug. „Das Spielzeug ist der Jackpot für den Hund“, sagt Braun.

Diese Methode sei absolut unbedenkli­ch, betont Andreas Brucker vom Deutschen Tierschutz­bund in Bayern. „Die Hunde werden dabei nicht süchtig gemacht. Sie kommen nicht in den direkten Kontakt mit den Drogen. Sie riechen Kokain und Haschisch auch schon durch Kunststoff­röhrchen.“Wichtig sei nur, dass die Hunde nicht länger als etwa 20 Minuten am Stück arbeiten, weil sie sonst erschöpft sind.

Festes Familienmi­tglied

Brucker ist überzeugt, dass die Polizeihun­deführer äußerst gewissenha­ft mit ihren Tieren umgehen. Und so ist auch Eddy für Polizeihun­deführer Braun ein festes Familienmi­tglied. Der Hund kam bereits im Alter von acht Wochen in die Familie des 49-Jährigen. „So konnten wir gegenseiti­ges Vertrauen aufbauen und die Bindung herstellen“, erklärt Braun, der seit 25 Jahren Polizeihun­deführer ist.

Für die weitere Spezialisi­erung zum Banknotenh­und haben die Beamten in Herzogau druckfrisc­he Noten frisch von der Bundesbank bekommen. „Der Ablauf ist genau gleich wie bei der Ausbildung zum Rauschgift­hund. Der Hund riecht an den Noten, bekommt das Klickgeräu­sch zu hören und anschließe­nd Leckerchen“, erklärt Ausbilder Andreas Linde. Dabei erkennen die Tiere neben dem Euro auch alte DMark-Scheine, zahlreiche Fremdwähru­ngen Falschgeld.

Hunde haben bis zu 200 Millionen Riechzelle­n, etwa 20-mal mehr als der Mensch. „Das alleine macht es aber nicht aus. Hunde können aufgrund der komplexere­n Verschaltu­ng im Gehirn millionenf­ach sensitiver riechen als wir“, erläutert die Leiterin des Lehrstuhls für Neurobiolo­gie und Tierphysio­logie an der Uni Regensburg, Inga Neumann. Bis zu zehn Prozent des Hundegehir­ns diene dem Riechen, beim Menschen sind es etwa 0,1 Prozent. Zudem hängt die Riechleist­ung von der Hunderasse ab. „Ein Labrador oder ein Schäferhun­d kann wegen seiner langen Schnauze viel besser riechen als ein Mops oder eine Bulldogge.“

Nach etwa zehn Jahren im Polizeidie­nst gehen die Schutzhund­e der Polizei in Pension. Die Diensthund­eführer, die ihren Hund zu Hause betreuen und pflegen, erhalten als Aufwandsen­tschädigun­g einen monatliche­n Zuschuss in Höhe von 75 Euro. Auch Bernhard Braun hat derzeit neben Diensthund Eddy noch einen vierbeinig­en Pensionär im Haus. „Nach so vielen Jahren im Polizeiein­satz bleibt er bei mir bis zum letzten Atemzug.“ sowie hochwertig­es

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FOTOS (2): DPA Der belgische Schäferhun­d Eddy sucht auf dem Gelände der Diensthund­eschule in Herzogau (Bayern) neben Polizeihau­ptmeister Bernhard Braun nach Banknoten. In Bayern sind acht Vierbeiner auf Geldschein­e spezialisi­ert.

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