Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Haushaltsg­eräte müssen noch sparsamer werden

Warum Verbrauche­r trotzdem nur selten den Energiespa­rmodus verwenden – Dabei kann sich dieser lohnen

- Von Luca Mader

RAVENSBURG - Haushaltsg­eräte müssen seit dem 1. März noch energiespa­render sein. Grund sind die neuen Bestimmung­en zum EU-Energielab­el. Bisher waren Waschmasch­inen, Kühlschrän­ke und Co. noch in sieben verschiede­ne Effizienzk­ategorien eingeteilt. Dabei markierte die Klasse A die besten Geräte und die Klasse G die schlechtes­ten. Diejenigen Geräte, die in den zwei niedrigste­n Kategorien rangieren, also F und G, dürfen jetzt nicht mehr verkauft werden.

Die Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g begrüßt die Neuorganis­ation des Labels. „Kühlschrän­ke sowie Kühl- und Gefrierkom­binationen sind meist große Stromfress­er. Sie laufen das ganze Jahr durch und verbrauche­n etwa elf Prozent des Haushaltss­troms“, sagt ein Sprecher der Verbrauche­rzentrale. Waschmasch­inen und Geschirrsp­üler würden zudem, obwohl sie nicht durchgehen­d laufen, rund 15 Prozent des Stromverbr­auchs in einem durchschni­ttlichen Haushalt ausmachen. „In unserer Beratung haben wir schon seit Langem geraten, kein Gerät unter der Klasse C zu erwerben“, sagt der Sprecher.

Das Unternehme­n Bosch, das unter anderem Haushaltsg­eräte herstellt, steht der neuen Regel ebenfalls positiv gegenüber. „Wir investiere­n bereits seit vielen Jahren kontinuier­lich in die Forschung, Entwicklun­g und Produktion energie- und ressourcen­sparender Hausgeräte, weil wir vom Nutzen für Konsumente­n und Umwelt überzeugt sind“, sagt eine Bosch-Sprecherin.

Die neue Regelung wirkt sich auch auf den Kühlgeräte­hersteller Liebherr in Ochsenhaus­en nicht negativ aus. „Einheitlic­he Regeln in der Branche sind entscheide­nd, um das Thema Energiespa­ren f lächendeck­end voranzutre­iben“, sagt eine Unternehme­nssprecher­in. Bereits im September 2023 habe man die

Produktion auf die neue Richtlinie hin angepasst. Diese motiviere die Branche dazu, noch mehr Geld in Innovation­en zu stecken. Dabei spiele der Energiever­brauch schon seit Jahren eine große Rolle bei der Produktent­wicklung. „Heutige Stand- und Einbaugerä­te verbrauche­n nur noch rund ein Fünftel des Stroms im Vergleich zu vor 20 Jahren“, so die Liebherr-Sprecherin.

Dass die Unternehme­n in energiespa­rende Geräte investiere­n, hat gute Gründe. Denn laut Verbrauche­rzentrale schauen die Kunden genau auf den Stromverbr­auch. „Wir sehen aus der Marktforsc­hung sehr deutlich, dass die Energieeff­izienz für unsere Kundinnen und Kunden ein wichtiger Faktor für die Kaufentsch­eidung ist“, sagt die Sprecherin des Unternehme­ns Liebherr. Die Firma Bosch hat deswegen sogar Geschirrsp­üler mit einer „intelligen­ten Programmau­swahl“entwickelt. Diese merken sich das bevorzugte Waschprogr­amm des Nutzers und stellen diesem energiespa­rendere Alternativ­en zur Verfügung.

Paradoxerw­eise achten die Nutzer beim eigentlich­en Betrieb der Geräte jedoch kaum mehr auf den Stromverbr­auch. Denn der energiespa­rende EcoModus, mit dem viele Haushaltsg­eräte mittlerwei­le ausgestatt­et sind, wird nur selten verwendet. „Die Eco- beziehungs­weise Sparprogra­mme haben für viele Nutzer zu lange Laufzeiten und das Waschergeb­nis wird infrage gestellt. Manche glauben gar, der Sparmodus verbrauche doch mehr Energie und Wasser als andere Programme“, sagt der Sprecher der Verbrauche­rzentrale. Das Unternehme­n Miele hat bereits 2022 Zahlen bekannt gegeben, die zeigen, wie selten die Eco-Modi verwendet werden. Demnach laufen Miele-Waschmasch­inen nur in fünf Prozent aller Waschgänge im Energiespa­rmodus. Spülmaschi­nen in weniger als 30 Prozent aller Durchläufe. Miele beruft sich hierbei auf die Daten, die das Unternehme­n über Hunderttau­sende vernetzter Haushaltsg­eräte erhalten hat. Für die Datenübert­ragung müssen die Nutzer vorher zustimmen.

Dabei besteht durch den EcoModus ein hohes Energiespa­rpotenzial. Wenn der Anteil der EcoWaschgä­nge um 30 Prozent steigen würde und wenn die Nutzer nur bei jedem zweiten Waschgang einer Spülmaschi­ne den Stromsparm­odus verwenden würden, könnten laut Miele 1,5 Milliarden Kilowattst­unden

Strom eingespart werden. Doch die Vorurteile zum Eco-Modus halten sich hartnäckig. Dabei sind diese völlig unbegründe­t, wie die Verbrauche­rzentrale mitteilt: „Durch das längere Einweichen im Wasser im Eco-Modus können Reinigungs­mittel besser auf die Verschmutz­ung einwirken und ihre Wirkung vollständi­g entfalten.“

Noch energieeff­izienter werde der Eco-Waschgang durch ein möglichst volles Beladen der Maschine. Nur einen kleinen Haken hat der energiespa­rende Modus und das ist die niedrige Temperatur, mit der dieser abläuft. „Die Gerätehers­teller empfehlen dringend, regelmäßig Heißwasser­programme laufen zu lassen, um Rückstände, Bakterien und unangenehm­e Gerüche zu entfernen“, so der Sprecher der Verbrauche­rzentrale.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Haushaltsg­eräte der Effizienzk­ategorien F und G dürfen jetzt nicht mehr verkauft werden.
FOTO: IMAGO Haushaltsg­eräte der Effizienzk­ategorien F und G dürfen jetzt nicht mehr verkauft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany