Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Warum Schwäbisch und Alemannisch ein und dasselbe ist
Historiker Ulrich Büttner referierte über unsere Vorfahren, die Alemannen
TETTNANG - Mit seinem Vortrag „Die Alemannen, Eroberer des Südwestens und unsere Vorfahren“, zu dem der Förderkreis Heimatkunde geladen hatte, sorgte der Konstanzer Historiker, Germanist und Politologe Ullrich Büttner für einen bis auf den letzten der 130 Plätze besetzten Saal im Tettnanger Gemeindezentrum St. Gallus. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen stellte der Referent fest, dass die Herkunft der Alemannen nicht sicher und von ihnen sehr wenig bekannt sei, da sie nichts schriftlich überliefert haben.
In der Zeit zwischen 230 und 260 nach Christus drangen verschiedene Völker über den Limes von Norden und Osten in den heutigen Südwesten Deutschlands ein, den zuvor die Römer und Kelten besiedelt hatten. In dieser Zeit der Landnahme besetzten sie den als Rhätien bezeichneten Teil des Römischen Reiches bis zu einer Linie Oberrhein-Bodensee-IllerDonau. Die später für diese Siedler entstandene Bezeichnung Alemannen (abgeleitet von „alle
Männer“) ist ein Synonym für das Volk der Schwaben. Büttner stellte klar, das Schwaben und Alemannen, Schwäbisch und Alemannisch bedeutungsgleiche Begriffe sind und ein und dasselbe bezeichnen.
Römer und Alemannen lebten in relativ friedlicher Koexistenz zusammen. Erst infolge der Völkerwanderungen
ab dem Jahr 375 zogen die Römer ihre Truppen zum Schutz Oberitaliens aus dem Gebiet nördlich der Alpen ab. Die Alemannen breiteten sich über ihren bisherigen Lebensraum ins Elsass, in die Nordschweiz und ins heutige Bayrisch-Schwaben aus. Nach der „Schlacht auf den Katalaunischen
Feldern“451 wurde Alemannien ein Teil des Frankenreiches.
Die alemannischen Herzöge waren nun Vasallen der fränkischen Könige aus dem Hause der Merowinger. Ihre Epoche kennzeichnet den Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter. Im Jahr 724 wurde das Kloster Reichenau als wichtigstes spirituelles Zentrum in Alemannien gegründet. Aus dem alemannischen Kulturraum stammen mit den Welfen, Staufern, Habsburgern und Hohenzollern bedeutende Herrschergeschlechter, die zum Teil über das Mittelalter hinaus die Geschichte nicht nur im Mitteleuropa entscheidend geprägt haben.
Ab dem 11. Jahrhundert verschwand die Gebietsbezeichnung Alemannien nach und nach und wurde fortan durch den Begriff Herzogtum Schwaben ersetzt. Für die Franzosen, Spanier, Portugiesen und Türken hat sich jedoch bis heute der alte Name Allemagne, Alemania, Alemanha beziehungsweise Almanya als Bezeichnung für ganz Deutschland erhalten, so Büttner.