Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fregatte „Hessen“mit massiven Problemen
Hauptwaffensystem des Kriegsschiffs im Roten Meer versagt – Munitionsproblem droht
RAVENSBURG - Bei den beiden ersten Angriffen auf anfliegende Flugobjekte hat das Hauptwaffensystem der zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer eingesetzten deutschen Fregatte „Hessen“offenbar versagt. Am am Montag hatte die „Hessen“auf eine US-Drohne geschossen, die über einem Seegebiet mit 15 zivilen Handelsschiffen f log, aber zuvor nicht als Waffe einer verbündeten Nation gemeldet oder erkannt worden war. Die Raketen der Fregatte verfehlten ihr Ziel. Am Dienstag wurde erstmals ein Angriff der aus dem Jemen agierenden Huthi-Miliz abgewehrt: Auch hier verfehlten die eingesetzten Raketen ihr Ziel, die beiden Drohnen wurden mit anderen Waffen abgeschossen.
Der Inspekteur der Deutschen Marine, Jan Christian Kaack, hatte der Besatzung anschließend für ihren entschlossenen Einsatz gedankt. Der Vizeadmiral verteidigte die Soldaten zugleich gegen Kritik nach dem Beschuss der nicht identifizierbaren US-Drohne: „Da wurde wie im Lehrbuch vorgegangen. Die Drohne war eindeutig als feindlich klassifiziert. Ich hätte als Kommandant ganz genauso gehandelt.“
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Florian Hahn (CSU), hingegen zeigt sich im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“alarmiert und spricht von einem „vielschichtigen Problem. Wieso konnte die als Gefahr identifizierte Drohne nicht abgeschossen werden? Und warum hat bisher noch kein Flugkörper sein Ziel getroffen?“ Hahn befürchtet, dass die Auftragserfüllung und die Truppe in Gefahr seien, wenn dieses mutmaßlich technische Problem bestehen bleiben sollte: „Allein der Verdacht, dass eine der Hauptbewaffnungen der Fregatte im Gefecht nicht erfolgreich war, muss umgehend ausgeräumt werden.“Er fordert eine Unterrichtung der Obleute im Verteidigungsausschuss.
Ebenso besorgt zeigen sich Hahn und auch die Ravensburger Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger (Grüne) darüber, dass der „Hessen“ein Munitionsproblem drohen könnte. Knappe Vorräte an Bord, bisher keine geregelten Nachschubwege und ein leer gefegter Weltmarkt ohne entsprechende industrielle Kapazität zur Produktion der dringend benötigten Flugabwehrraketen werden als mögliche Herausforderungen genannt. Zu diesen Punkten äußerte sich die Marine bislang nicht.
Brugger sagte der „Schwäbischen Zeitung“, die Munitionsknappheit bei der Bundeswehr und der Marine im Besonderen seien bekannt „und über 16 Jahre verschleppt worden“. Als Koalition unterstützen die Grünen nach Bruggers Worten das Verteidigungsministerium darin, die Bestände aufzufüllen: „Das Missmanagement der letzten Jahre lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen beheben.“
Für den Einsatz der „Hessen“bestehe keine Gefahr, so Brugger: Das Kriegsschiff sei voll ausgestattet aufgebrochen und könne nachversorgt werden, ohne dafür nach Deutschland zurückkehren zu müssen. LEITARTIKEL, POLITIK