Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aus vier Zutaten wird selbstgemachte Deocreme
Bloggerin Amelie Prokop zeigt bei Nachhaltigkeits-Workshop, wie Dinge einfach selbst gemacht werden
TETTNANG - Wenn das Deo im Bad leer ist oder das Waschpulver zur Neige geht, machen sich die meisten auf den Weg in den Supermarkt oder in die Drogerie, um Nachschub zu besorgen. Amelie Prokop hingegen öffnet einfach ihren Vorratsschrank und mischt sich die Sachen kurz aus wenigen Zutaten selbst zusammen. Wie das funktioniert, das zeigte die Nachhaltigkeits-Bloggerin aus Meckenbeuren vergangene Woche bei einem Workshop in der Mensa am Manzenberg.
Elf Teilnehmer waren gekommen, um bei dem Workshop Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu bekommen und einfache Rezepte auszuprobieren. Veranstaltet wurde das Ganze von der Stadt Tettnang und Klimaschutzmanagerin
Katharina Kuhn im Zuge der Veranstaltungsreihe zum Klimawandel. Bereits Ende vergangenen Jahres war Amelie Prokop als Referentin mit einem Vortrag in der Reihe mit dabei.
In dem Raum im Obergeschoss der Mensa stehen an diesem Abend überall Gläser mit verschiedensten Zutaten, Schüsseln und Küchenwaagen. Auf einem Tisch hat Amelie Prokop unterschiedliche Gegenstände aus ihrem Zero-Waste-Alltag ausgebreitet. Feste Seife statt f lüssigem Duschgel, Holz-Spülbürste statt der Plastikvariante oder Menstruationstasse statt Tampons – An einer Pinnwand können sich die Teilnehmer noch näher über verschiedene praktische Tipps zur Müllvermeidung informieren.
Dann geht es auch schon los mit dem ersten Rezept: Die zehn
Frauen und ein Mann wiegen Zutaten ab, die im Wasserbad geschmolzen und verrührt werden, wenig später halten sie ein Döschen selbstgemachten Lippenbalsam in den Händen. Ähnlich f lott geht auch die Herstellung von Deocreme, die aus Sheabutter, Natron, Kokosöl, Speisestärke und auf Wunsch ein paar Tropfen ätherischem Öl für den Duft gemacht wird.
Zwischendurch steht Amelie Prokop, die auf ihrem Blog vielekleine-dinge.de über das Thema Nachhaltigkeit mit all seinen Facetten schreibt, für Fragen der Teilnehmer bereit. Sie erklärt, wie Haarewaschen mit Roggenmehl statt Shampoo funktioniert, wie sie Deof lecken auf T-Shirts behandelt und wie vielseitig Orangen und Zitronen auch im Haushalt einsetzbar sind.
Seit rund acht Jahren beschäftigt sich die Meckenbeurerin bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit. „Der Anfang ist immer bei uns selbst“, sagt sie. Es seien oft kleine Dinge, die man in sein tägliches Leben integrieren könne, um einen Unterschied zu machen. „Da wo ich anfange, da bin ich auch Teil der Veränderung“, so Amelie Prokop.
Nachdem die Teilnehmer in mühsamer Handarbeit Kernseife geraspelt und zusammen mit Natron und Waschsoda zu Waschpulver vermischt haben, wird es kulinarisch im Workshop: Ein grünes Pesto steht auf dem Speiseplan. Gemacht wird es aus Radieschengrün – einem Bestandteil, der bei vielen direkt im Biomüll landet. „Die Blätter lassen sich, genauso wie beispielsweise Möhrengrün, zu wunderbarem
Pesto verarbeiten“, erklärt Amelie Prokop. Mit gerösteten Kernen und Nüssen, Knoblauch, Zitronensaft, Salz, Hefeflocken und Olivenöl landet das Grün im Mixer. „Sehr lecker“, lautet die Bilanz der Teilnehmer bei der anschließenden Verkostung. Viele von ihnen hatten zwar schon Berührungspunkte mit dem Thema Zero Waste und haben schon Dinge im Haushalt selbst hergestellt. Doch neben Deocreme, Lippenbalsam, Waschpulver oder Orangenreiniger dürften alle auch einige neue Impulse mit nach Hause genommen haben.