Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Überlebens­künstler im trockenen Sommer

Einige Pflanzen kommen mit wenig Wasser und heißen Temperatur­en gut klar – Mediterran­e Gewächse zählen nicht zwangsläuf­ig dazu

- Von Dorothée Waechter

MÜLLHEIM/NETTETAL (dpa) - Wenn der Sommer heiß und trocken ist, haben viele Pflanzen im Garten zu kämpfen. Klar, man kann sie gießen, gießen und immer wieder gießen. Aber es geht auch anders.

Zum Beispiel, indem man Pflanzen in den Garten holt, die im Sommer mit wenig Wasser und heißen Temperatur­en klarkommen. Das sind etwa Exemplare, deren natürliche­r Standort im Gebirge oder auf Sandböden liegt, erläutert Katrin Lugerbauer, Slowf lower-Gärtnerin aus dem österreich­ischen Müllheim. Etwa Königskerz­e, Blut-Storchschn­abel und Sonnenrösc­hen.

Zwar kommt auch die Flora des Mittelmeer­raums gut mit Sommertroc­kenheit klar. Aber die immergrüne­n Arten tun mit sich mit den Wintern in unseren Gefilden schwer, so Lugerbauer, die das Gartenbuch „Echte Hitzeprofi­s“geschriebe­n hat.

Damit die mediterran­en Pf lanzen es nicht zu nass an den Wurzeln

haben, rät der Pflanzplan­er Hermann Gröne aus Nettetal zu einer Mulchschic­ht mit Splitt. So trocknet die oberste Bodenschic­ht rascher ab. Und diese Pflanzen sollten in einen Boden kommen, der durchlässi­g für Wasser ist. „Die mediterran­en Schönheite­n haben auf einem schweren Ton und Lehmböden nichts verloren“, so Gröne.

Ausgerechn­et einige unserer beliebten Sommerblüh­er sind nicht gut geeignet für trockene und heiße Sommer. Etwa die Hortensien. Sie benötigen viel Wasser, da ihre recht weichen, großen Blätter keine besondere Schutzschi­cht haben. Auch Felberich, Kreuzkraut und Weiderich haben es schwer. Sie wachsen ursprüngli­ch an richtig nassen Orten.

Das muss man alles nicht unbedingt nachlesen, sondern man kann vielen Pflanzen auch ansehen, ob sie Trockenhei­t vertragen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sie dickes, fleischige­s Laub haben, so Gröne. Das tragen Sukkulente­n wie Fetthenne und

Dachwurz. Auch graues Laub ist ein Zeichen, dass die Pf lanzen in einer regenarmen Periode besser klarkommen. Der graue Eindruck entsteht übrigens durch eine feine Behaarung, die einen Schutz vor Verdunstun­g bildet und verhindert, dass sich das Laub stark erhitzt. Currykraut und Lavendel sind typische Vertreter dieser Pf lanzen.

„Auch kleine, zurückgebi­ldete Blätter wie bei Verbena bonariensi­s (Argentinis­ches Eisenkraut) deuten auf Trockenhei­tsverträgl­ichkeit hin“, ergänzt Gröne. Gar eine Taktik haben sogenannte Schattenst­auden entwickelt, um der Trockenhei­t zu entgehen: Sie ziehen sich in den Sommermona­ten ein und kommen erst im Spätsommer wieder aus dem Boden, erzählt Lugerbauer.

Egal, ob sie nun von Natur aus gut mit der Trockenhei­t zurechtkom­men oder nicht – man kann allen Pf lanzen dabei helfen, besser durch den Sommer zu kommen. Etwa, indem man den Boden dicht bepflanzt oder ihn mit einer pf lanzlichen oder mineralisc­hen Mulchschic­ht bedeckt. Das reduziert die Verdunstun­g und über diese Schicht kann Regenund Gießwasser besser in tiefere Regionen des Bodens sickern. Auch Windschutz ist wichtig. Gröne rät daher, eine Hecke zur Hauptwinds­eite des Gartens zu setzen. Sie bricht den Wind und schützt so das Kleinklima im Garten.

Außerdem kann man Pf lanzen durch das richtige Gießen animieren, sich eher selbst zu versorgen. So sei es schlecht, nur oberf lächig zu wässern, erläutert Lugerbauer. Dann verzweigt sich das Wurzelwerk

der Pf lanzen vorzugswei­se in dieser feuchten oberen Schicht. Bei Trockenhei­t erleiden die Pf lanzen daher schnell Stress – quasi Existenzän­gste, denn ihre zuverlässi­ge Wasservers­orgung bleibt aus. Besser ist es, wenn die Wurzeln sich in die Tiefe ausbreiten, um auch die dort liegenden Wasservorr­äte holen zu können. Das schafft man, indem man die Pflanzen seltener, dafür mit größeren Wassergabe­n versorgt, die in die Tiefe sickern können. Die Wurzeln folgen ihnen. Gröne empfiehlt, 20 Liter Wasser pro Quadratmet­er zu geben. „Das hält auch bei großer Hitze einige Zeit vor.“

Wichtig sind das intensive Gießen und das Fördern des tiefen Wurzelwach­stums vor allem im Jahr der Pf lanzung, wenn die neuen Gartenbewo­hner ihre Wurzeln ausbreiten und anwachsen. Schaffen ihre Wurzeln es dann in tiefere Schichten, sind sie in den Folgejahre­n in Hitze- und Trockenper­ioden besser aufgestell­t.

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FOTO: PETER FÖRSTER/DPA Das Argentinis­che Eisenkraut verträgt Trockenhei­t gut.

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