Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Integrationsbeauftragter zeichnet düsteres Bild
Langenargen sucht weiteren Wohnraum zur Unterbringung von Geflüchteten
LANGENARGEN - Mit Sorge, aber auch in dem Bewusstsein, dringend handeln zu müssen, haben die Langenargener Gemeinderäte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Sachstandsbericht des Integrationsbeauftragten Mirko Meinel über die aktuelle Notunterbringungslage in Langenargen zur Kenntnis genommen. Seine Kernaussage: „Die Zahlen gehen deutlich über das Maß von 2015 hinaus. Es ist dringend erforderlich, dass für die Flüchtlinge weiterer privater Wohnraum gefunden oder geschaffen wird.“
Mit ernster Miene und mit Nachdruck hat Meinel die derzeitige und vor allem künftige Situation bezüglich der Notunterbringungssituation von Geflüchteten in der Gemeinde Langenargen beschrieben. „Für 2024 reichen die Kapazitäten nicht mehr aus. Es wird düster werden“, stellte er fest. Bereits jetzt sei bekannt, dass im April dieses Jahres mehrere Hallenverträge in Kommunen mit dem Landratsamt auslaufen würden. Die Folge: Kommt es zu keiner Verlängerung oder zu Neuanmietungen, müsse man mit einer Verlegung in die Anschlussunterbringungen rechnen, was durch die ohnehin schon dichten Belegungszahlen weitere Konflikte mit sich bringen könne.
Als gute Nachricht befand der Beauftragte die Tatsache, dass man dieses Jahr 34 Personen im Bereich Bierkeller/Waldeck, in der Tettnanger und Lindauer Straße, in der Unteren Seestraße sowie im Heckenweg in Liegenschaften unterbringen könne, die jedoch teilwiese noch zu renovieren seien. In Richtung der Gemeinderäte appellierte er, dringlichst weitere Unterbringungsmöglichkeiten für die kommenden Jahre zu schaffen.
Derzeit hat Langenargen 111 ukrainische und 107 Menschen aus anderen Staaten in kommunalen und privaten Unterkünften aufgenommen, wobei sich die Zahlen täglich ändern können und als volatil zu betrachten sind. Aktuell liege man über der vorgegebenen Unterbringungsquote bei den Menschen aus der Ukraine und müsse daher keine weiteren Kriegsflüchtlinge aus diesem
Land aufnehmen. Dies sei allerdings dem Umstand geschuldet, dass die Flüchtlinge in der Festhalle in das vergebene Kontingent mit eingerechnet würden. „Läuft der Mietvertrag im August aus, werden die 50 Personen nach ihrem Auszug nicht mehr für Langenargen angerechnet, was die Situation weiter verschärfen wird.“Darauf regte Gemeinderat Krug (CDU) an, zügig mobile
Containermodule für die Unterbringung anzuschaffen. „Die Axt ist am Baum. Wir müssen sofort handeln“, unterstrich Roman Wocher (CDU).
Bürgermeister Ole Münder betonte, dass man vor einer gewaltigen Aufgabe stehe und die Unterbringung der geflüchteten Menschen als zentrales Thema betrachten müsse. Gleichwohl gab er zu verstehen, dass es nicht sein könne, dass alles auf den Rücken der Kommunen ausgetragen werde. Er erwarte diesbezüglich mehr Unterstützung seitens des Landes beziehungsweise des Bundes. Um das an seine Grenzen stoßende Integrationsteam in seiner Arbeit zu entlasten, kündigte der Bürgermeister zudem entsprechende Gespräche auf GVV-Ebene an.