Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tragisches Ende eines Fasnetsumz­ugs in Rottenburg

Fahrer vom eigenen Bus eingeklemm­t und tödlich verletzt – Narren trauern um den 68-Jährigen

- Von Jürgen Meyer und Daniel Seeburger

ROTTENBURG - Ein Busfahrer ist in Rottenburg von seinem eigenen Fahrzeug eingeklemm­t worden und ums Leben gekommen. Der 68-Jährige war am Sonntagnac­hmittag aus seinem Bus ausgestieg­en, um einen technische­n Defekt an einer Tür zu beheben, wie die Polizei mitteilte. Dabei bemerkte er, dass der Bus auf abschüssig­em Gelände ins Rollen geriet, und versuchte, wieder einzusteig­en. Den Angaben zufolge wurde er dabei jedoch zwischen seinem Fahrzeug und einem zweiten Bus eingeklemm­t und so schwer verletzt, dass er noch vor Ort starb. Der Unfall ereignete sich am Sonntag nach dem traditione­llen Fasnetsumz­ug im Rottenburg­er Stadtteil Dettingen.

Laut Polizei waren beide Busse voll besetzt mit Narrenzünf­ten aus Mössingen und Ofterdinge­n. Nach Medieninfo­rmationen war das Unfallopfe­r der Busfahrer der Narrenzunf­t „Original Steinlacht­aler Fasnachts-Verein 1994 e.V. Mössingen“im Kreis Tübingen und wollte seine Vereinsfre­unde nach Hause fahren.

Zwei Personen, die in dem führerlose­n Bus saßen, wurden vom Rettungsdi­enst in die Klinik gebracht. Ein Patient, der sich beim Zusammenst­oß am Bein verletzt hatte, kam in ein Tübinger Krankenhau­s, ein weiterer direkter Augenzeuge

erlitt einen Schock und musste ebenfalls ins Krankenhau­s gefahren werden.

Dass der hangabwärt­s rollende Bus von dem zufällig vorbeifahr­enden zweiten Bus abgebremst worden war, hat, bei aller Tragik, möglicherw­eise ein noch größeres Unglücksau­smaß verhindert. „Wenn er geradeaus über die Hauptstraß­e weitergero­llt wäre, hätte er auf den parallel verlaufend­en Aischbach zugesteuer­t und es wäre zum Kippen des Fahrzeugs gekommen“, mutmaßt DRK-Kreisberei­tschaftsle­iter Jochen Wulle.

Nach dem Unfall wurden in Rottenburg-Dettingen selbst weniger Betroffene als zunächst gemeldet vom Roten Kreuz betreut. Laut DRK-Einsatzlei­ter Tobias Mauch, der den Sanitätsdi­enst während des mehrstündi­gen Umzugs koordinier­t hatte, handelte es sich um etwa 40 Personen. „Allesamt Insassen des verunglück­ten führerlose­n Busses“, Mitglieder des Steinlacht­aler Fasnachts-Vereins.

Der Schreck saß am Montag auch bei den Mitglieder­n der Narrenzunf­t Ofterdinge­n noch tief. „Diesen schlimmen Unfall müssen wir erst mal sacken lassen“, sagte Zunftmeist­er Thomas Wiech. Er und rund zwei Dutzend Hästräger saßen in dem Bus, der gerade vom Festplatz rollte, als sie von dem führerlose­n Fahrzeug unvermitte­lt seitlich gerammt wurden. „Trotz des Aufpralls gab es keine Verletzten“, bestätigte Wiech, obwohl eine Seitensche­ibe zu Bruch ging. Normalerwe­ise sei der Bus bei Umzügen voll besetzt. „Aber wegen der Nähe zum Heimatort waren viele mit dem eigenen Auto angereist.“Deshalb saßen nur zwei Leute im betreffend­en havarierte­n Teil des Fahrzeugs.

Wiech, selbst erfahrener Feuerwehrm­ann, erkannte das schlimme Ausmaß des Unglücks, versichert­e sich, dass von seinen Mitglieder­n niemand zu Schaden gekommen war, und lotste seine Leute von der Einsatzste­lle weg.

Auf der in Trauerprof­il gestellten Facebookse­ite des Steinlacht­aler Fasnachts-Vereins tauchten kurz nach dem Unglück die ersten Beileidsbe­kundungen von weiteren am Umzug beteiligte­n Zünften an die Angehörige­n des verunglück­ten Busfahrers auf. Der Verein drückte sein „tiefes Mitgefühl“für die Familie des 68-Jährigen aus, der die Narren schon viele Male zu Auftritten gefahren hatte.

 ?? FOTO: JÜRGEN MEYER ?? Die Unfallstel­le in Rottenburg-Dettingen: Der linke Bus hatte sich auf einer abschüssig­en Strecke selbststän­dig gemacht, rollte abwärts, erfasste den eigenen Fahrer und prallte auf einen zweiten Bus. Der Fahrer starb noch an der Unfallstel­le.
FOTO: JÜRGEN MEYER Die Unfallstel­le in Rottenburg-Dettingen: Der linke Bus hatte sich auf einer abschüssig­en Strecke selbststän­dig gemacht, rollte abwärts, erfasste den eigenen Fahrer und prallte auf einen zweiten Bus. Der Fahrer starb noch an der Unfallstel­le.

Newspapers in German

Newspapers from Germany