Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hafenweihnacht ohne Masken und 3G-Nachweis
Mehr Raum zwischen Buden auf der Lindauer Insel – Veranstalter setzen auf „gesunden Menschenverstand“
LINDAU - Lange Zeit war unklar, ob die Weihnachtsmärkte überhaupt stattfinden dürfen. Jetzt sollen sie fast ohne Auflagen über die Bühne gehen. Was die Besucher bei der 15. Lindauer Hafenweihnacht vom 25. November bis 19. Dezember erwartet.
Arnold Weiner, City- und Eventmanager des Lindauer Kulturamtes, ist erleichtert. „Wir sind wie auf Nadeln gesessen“, sagt er. Denn lange Zeit habe niemand gewusst, ob und wie der Weihnachtsmarkt stattfinden darf. Die Hände in den Schoß legen, bis eine Entscheidung fällt, war dennoch nicht möglich. Schließlich braucht so eine Hafenweihnacht Vorbereitung. Das Team um Arnold Weiner hat seine Hausaufgaben gemacht: Trotz des Damoklesschwertes Corona, das über aller Planung schwebte, war es im engen Kontakt mit den Händlern und spielte alle möglichen Alternativen durch. Nach der erlösenden Nachricht aus München haben sie endlich Gewissheit. „Es geht nun ganz konkret an die Planung.“
Das bayerische Wirtschaftsministerium hat am Dienstag grünes Licht für die Weihnachtsmärkte gegeben. Die einzigen Auflagen: Abstand einhalten und zu große Menschenansammlungen vermeiden. Weitere Bestimmungen, wie die 3G-Regelung oder eine generelle Maskenpflicht erließ es nicht. Weiner freut sich über die überraschend „großzügige“Auslegung. „Das ist für uns ein Traum.“Die 3G-Regelung wäre mit „enormen Kosten“verbunden gewesen, erklärt Weiner. Denn dann hätte der Weihnachtsmarkt eingezäunt werden und es zudem entsprechende Kontrollen geben müssen.
Auch die Hoteliers, Gastronomen, Einzelhändler und die Händler und Künstler der Hafenweihnacht freuten sich, heißt es in einer Presseerklärung des Kulturamtes. Sie alle hätten immer wieder nachgefragt, und nun komme endlich das erlösende „Ja“. Das bedeutet, dass es an allen vier Adventswochenenden – immer von Donnerstag bis Sonntag – vor der romantischen Kulisse am Hafen Lichterzauber, Weihnachtsmusik und weihnachtliches Kunsthandwerk geben wird.
Arnold Weiner verspricht eine „fast vollwertige Lindauer Hafenweihnacht“. Die Besucher müssten „weder auf Glühwein noch auf kulinarische Genüsse verzichten“. Es werde allerdings etwas weniger Buden geben. Denn um mehr Platz zu haben, habe die Stadt im Vorfeld nicht jeden Stand belegt. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, müsse die Lindauer Hafenweihnacht dieses Mal auch ohne Bühne auskommen. Auch den Märchenwald gibt es in diesem Jahr nicht, da Anton Rendle bereits frühzeitig angekündigt hatte, aus gesundheitlichen Gründen pausieren zu wollen. „Wir werden den Platz nutzen, um die Buden weiter auseinanderzuziehen.“Aus diesem Grund soll die Hafenweihnacht auch vom Bahnhof in
Richtung Reichsplatz ausgedehnt werden.
„Wo es möglich ist, soll ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Personen eingehalten werden. Zudem sollen sich durch Maßnahmen zur Besucherlenkung keine Menschenansammlungen bilden können“, heißt es in einer vom bayerischen Wirtschaftsministerium veröffentlichten Presseerklärung zum Rahmenkonzept für Weihnachtsmärkte. Wer die Lindauer Hafenweihnacht kennt, weiß, wie eng es angesichts der vielen Besucher dort ist. Ob sich die, nach ein oder zwei Tassen Glühwein, noch an das Abstandsgebot halten? „Wir bauen natürlich auf die gesunde Vernunft aller“, erklärt Weiner.
Der stürzt sich jetzt in die konkrete Planung. Der Zeitplan, in enger Abstimmung mit allen Beteiligten, sei sportlich. „Die Vorbereitungen machen uns Spaß“, sagt Weiner, den damit verbundenen Stress nimmt er gern auf sich. Zu gut erinnert er sich daran, wie er vergangenes Jahr an dem Tag, an dem eigentlich der Aufbau der Hafenweihnacht gestartet wäre, alleine über den Seehafen gelaufen ist. „Da fehlt einem schon was.“
Dieses Jahr müssen die Lindauer nicht auf ihre Hafenweihnacht verzichten. Der Hafen werde mit Tausenden Lämpchen stimmungsvoll beleuchtet und die Weihnachtsbeleuchtung in den Inselkern fortgesetzt, um dort die Einzelhändler zu unterstützen. Es werde auch ein „der Besonnenheit angepasstes kleines Rahmenprogramm“geben: Nikolausschwimmen, Stadtführungen, Nachtwächterrundgänge, Schiffsrundfahrten und vermutlich auch das Weihnachtsschiff, das die Weihnachtsmärkte in Bregenz und Lindau verbindet, gehörten dazu.
Die gesamte Insel werde zur Weihnachtsinsel, festlich dekorierte Geschäfte laden zum Weihnachtseinkauf, Restaurants und Cafés zum Genießen ein. Die von Kindern geschmückten Christbäume werden wieder die Fußgängerzone bereichern. Am Alten Rathaus wird der große Weihnachtsbaum stehen, wo der Stadtnikolaus die Kinder beschenken wird. Es sollen auch Musikkapellen der Region spielen – wie deren Auftritte stattfinden sollen, darüber werde noch nachgedacht. Zudem wird es am 28. November einen verkaufsoffenen Sonntag geben.
Arnold Weiner weiß jedoch: In der Pandemie kann es – bei allem Optimismus und aller Vorfreude – immer noch zu Änderungen kommen. „Da ist Flexibilität gefragt.“
Die Lindauer Hafenweihnacht ist an vier Wochenenden vom
25. November bis 19. Dezember am Lindauer Hafen. Sie ist immer Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 21 Uhr geöffnet. Nähere Informationen unter www.lindauer-hafenweihnacht.de. Am 28. November findet von 11 bis 17 Uhr ein verkaufsoffener Sonntag auf dem Festland und der Weihnachtsinsel statt.