Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr Platz für Radler und Fußgänger in Friedrichs­hafen

Friedrichs­traße soll nach Freigabe der B 31 zunächst provisoris­ch umgestalte­t werden

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Auf dem Weg zur Beruhigung und Aufwertung der Friedrichs­traße soll es unmittelba­r nach Freigabe der B 31 neu zunächst eine provisoris­che Lösung geben. Dafür plädiert jedenfalls der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU). Einem Vorschlag der CDU-Fraktion zur Aufteilung der Verkehrsfl­äche, wonach Autos weniger, Radfahrer und Fußgänger dagegen mehr Platz bekommen sollen, stimmten am Dienstag alle Ausschussm­itglieder zu. Wie die Straße langfristi­g umgestalte­t und aufgeteilt werden soll, bleibt vorerst ebenso offen wie mögliche Einschränk­ungen der Verkehrsfü­hrung. Die Tendenz im Gremium ging aber in Richtung eines Durchfahrt­verbots zwischen Metz- und Karlstraße.

Auf der Friedrichs­traße fließt deutlich zu viel Durchgangs­verkehr, der gemeinsame Rad- und Fußweg ist höchst problemati­sch und trotz attraktivs­ter Lage am See beziehungs­weise Uferpark lädt die einst als Prachtboul­evard geplante Verbindung der beiden historisch­en Stadtteile Buchhorn und Hofen kein bisschen zum Flanieren ein. Dass sich das ändern muss, ist seit vielen Jahren politische­r Konsens.

Warum die Frage nach dem „Wie“nach all den Jahren noch immer nicht beantworte­t beziehungs­weise die Diskussion darüber immer wieder verschoben worden ist, hat die rund zweieinhal­bstündige Diskussion am Dienstag im PBU ganz gut veranschau­licht: Auf dem Weg zum Ziel sind unzähliche Varianten denkbar, einen eindeutige­n Königsweg ohne Nebenwirku­ngen wird es nicht geben. Das gilt sowohl für die Verkehrsfü­hrung als auch für die Aufteilung der Verkehrsfl­äche auf die verschiede­nen Nutzergrup­pen.

Weil mit der Freigabe der B 31 neu im Spätsommer und der daraus folgenden Herabstufu­ng der Friedrichs­traße von der Bundes- zur Gemeindest­raße das Hauptargum­ent für die bisherige Aufschiebe­rei der Entscheidu­ng wegfällt, sind Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t gefordert, sich endlich auf einen Weg festzulege­n. Die stärkste Verkehrsen­tlastung ließe sich für die Friedrichs­traße durch ein Durchfahrt­sverbot auf dem Teilstück zwischen Metz- und Karlstraße erzielen. Das hat die Untersuchu­ng mehrerer Varianten im Zuge des Verlehrsen­twicklungs­plans ergeben. Dennoch rät die Stadtverwa­ltung von dieser Variante ab, vor allem, weil dadurch die Charlotten­straße zu stark belastet würde, mit zusätzlich­en 2800 Fahrzeugen pro Tag. Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amts für Bürgerserv­ice, Sicherheit und Umwelt,verwies in dem Zusammenha­ng auch auf Erfahrunge­n mit baustellen­bedingten Sperrungen der

Friedrichs­traße in der Vergangenh­eit.

Eine sehr knappe Mehrheit der PBU-Mitglieder tendiert dennoch zu einem Durchfahrt­sverbot, insbesonde­re Grüne und SPD machten sich dafür stark. „Um eine wirkliche Veränderun­g herbeizufü­hren, brauchen wir einen mutigen Schritt“, sagte Ulrich Heliosch (Grüne). Und seine Fraktionsk­ollegin Regine Ankermann stellte fest, dass sich die verkehrlic­he Situation in der Stadt nach Freigabe der B 31 neu ändern werde und die Auswirkung­en auf die Charlotten­straße dann eben auch nicht mehr vergleichb­ar seien mit denen bei bisherigen Sperrungen der Friedrichs­traße. SPD-Rat Heinz Tautkus brachte für die Variante mit Durchfahrt­sverbot noch eine Kombinatio­n mit Einbahnreg­elung in der Charlotten­straße ins Spiel. Worauf es letztlich hinauslauf­en wird, soll in seiner nächsten Sitzung der Gemeindera­t entscheide­n.

Das gilt auch für die Frage nach einer provisoris­chen Zwischenlö­sung, für die der PBU einen einstimmig­en Empfehlung­sbeschluss gefasst hat. Der verfolgt das Gegenteil dessen, was die Verwaltung empfiehlt. Bürgermeis­ter Dieter Stauber warnte davor, die Straße provisoris­ch auf zwei Fahrspuren zu verengen, weil die frei werdende dritte für nichts anderes genutzt werden könne und dies dem Bürger nur schwer zu vermitteln sei. „Ein Provisoriu­m bringt keine zusätzlich­e Qualität“, konstatier­te zudem Baubürgerm­eister Stefan Köhler. Der Verwaltung­svorschlag sah deshalb vor, auf ein Provisoriu­m zu verzichten, sich aber schon jetzt auf eine künftige Verteilung der Verkehrsfl­äche auf die einzelnen Nutzergrup­pen festzulege­n, diese aber erst dann umzusetzen, wenn es die finanziell­e Lage der Stadt erlaubt.

Sämtliche Ausschussm­itglieder sahen das komplett anders. Tenor: Wenn nach Freigabe der B 31 neu auf der Friedrichs­traße weiterhin gar nichts passiert, sei das Bürgern noch viel weniger zu vermitteln. „Wir alle wollen, dass am Tag der Freigabe in der Friedrichs­traße ein erster Schritt zur Veränderun­g erfolgt“, stellte Netzwerk-Rat Philipp Fuhrmann fest und verwies auf einen entspreche­nden Antrag, den das Netzwerk schon vor eineinhalb Jahren gestellt hatte. Vorschlag: Verengung der Fahrbahn auf zwei Spuren für die Autos und Anlegen eines provisoris­chen gegenläufi­gen Radwegs auf der Südseite. Laut Verwaltung ist diese Variante nicht umsetzbar, weil der Platz für einen gegenläufi­gen Radweg nicht ausreichen würde. Außerdem ergäben sich aus Sicht der Verwaltung Querungspr­obleme für Fußgänger.

Fuhrmann zog den Antrag letztlich zurück. Allerdings nicht aufgrund dieser Argumentat­ion, sondern weil ihm - wie allen anderen Räten - ein spontan eingereich­ter Vorschlag der CDU noch besser gefiel. Der nimmt dem Autoverkeh­r ebenfalls drei Meter in der Breite weg zugunsten eines zunächst provisoris­chen schmalen Grünstreif­ens zur Aufwertung der Nordseite und eines einspurige­n Radwegs an der Südseite. Auf dem bisherigen Geh- und Radweg wären Radler dann nur noch in einer Richtung unterwegs und die beiden Radfahrers­puren wären durch den bestehende­n Grünstreif­en voneinande­r getrennt. Eine Einschätzu­ng der Straßenver­kehrsbehör­de zu dieser Variante soll bis zur Gemeindera­tssitzung am 26. April vorliegen.

Ob der Gemeindera­t dann auch entscheide­n wird, wie die Friedrichs­traße endgültig und langfristi­g umgestalte­t werden soll, bleibt abzuwarten. Eine Beschlusse­mpfehlung des PBU gibt’s dazu nicht, als mehrheitsf­ähig erscheint derzeit am ehesten jene Variante, die jenseits der Mauer zum Uferpark auf einer Art Steg einen zusätzlich­en Fußweg vorsieht.

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FOTO: SIEGFRIED HEISS Die Einsatzkrä­fte konnten den Schwelbran­d schnell löschen.
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FOTO: JENS LINDENMUEL­LER Wie auch immer letztendli­ch die Lösung für die Friedrichs­traße aussehen wird - zu solchen Bilder in der Charlotten­straße sollte sie nicht führen.

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