Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Holperstart bei Hausärzten
Impfkampagne: Praxen haben weiter wenig Impfstoff – KIZ läuft jetzt im Vollbetrieb
FRIEDRICHSHAFEN - Viele Menschen haben diesen Moment lange herbeigesehnt: Ende vergangener Woche starteten die Hausärzte im Bodenseekreis mit den Corona-Impfungen. Der Start verlief allerdings etwas holprig, da nicht alle Praxen die angekündigte Menge an Impfstoff bekommen haben. Pech haben diejenigen, deren Hausarzt nicht impft oder die gar keinen Hausarzt haben. Sie sind weiter auf das Kreisimpfzentrum angewiesen, das mittlerweile im Vollbetrieb läuft.
„Es hat nicht überall geklappt“, sagt der niedergelassene Tettnanger Arzt Dr. Karl-Josef Rosenstock zur Auslieferung des Impfstoffes vergangene Woche. Rosenstock ist der Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung im Bodenseekreis. Vorgesehen war, dass jeder Arzt drei Fläschchen mit jeweils sechs Dosen Biontech-Pfizer-Impfstoff bekommt und somit 18 Impftermine anbieten kann. Einige Kollegen hätten weniger Impfstoff bekommen, sagt Rosenstock. Eine Praxis hätte mehr Impfstoff bekommen. „Die Lieferwege vom Großhandel über die Apotheken zu den Praxen haben noch nicht optimal funktioniert.“Möglicherweise gebe es Fehlerquellen im komplizierten Bestellvorgang. Einige Arztpraxen hätten auch schon vergebene Termine wieder absagen müssen.
Die Hausärzte bestellen ihren Impfstoff laut Rosenstock jeweils bis Dienstag um 12 Uhr bei ihrer Apotheke. Am Donnerstag bekommen sie Bescheid, wie viel Impfstoff geliefert wird. Die Lieferung folgt dann am Dienstag darauf. Mehr als die 18 Impfdosen pro Arzt seien momentan aber nicht verfügbar. Voraussichtlich impfen die Hausärzte noch zwei Wochen mit Biontech-Pfizer-Impfstoff, dann soll der von Astrazeneca dazukommen. In der letzten April-Woche soll außerdem deutlich mehr Impfstoff zur Verfügung stehen, meint Rosenstock, wie viel genau sei noch unklar. Die Hausarztpraxen impfen gemäß den aktuell gültigen Verordnungen und der damit verbundenen Priorisierung. Die Anmeldung erfolgt direkt über die Arztpraxen.
Pech hat man, wenn der eigene Hausarzt nicht impft oder wenn man man gar keinen Hausarzt hat. Denn die impfen zunächst nur ihre eigenen Patienten. „Es gibt aktuell keine Vertretungslösungen“,
sagt Rosenstock. Es sei nicht bekannt, wie viele Hausärzte an der Impfkampagne teilnehmen. Eine Umfrage der KV habe aber ergeben, dass 95 Prozent der Praxen sich an den Impfungen beteiligen werden. „Patienten haben weiterhin die Möglichkeit in den Impfzentren geimpft zu werden“, sagt Rosenstock weiter. In ein paar Wochen werden auch Facharztpraxen und Kinderärzte impfen, „sodass auch Patienten ohne Hausarzt weitere Impfmöglichkeiten haben werden“. Der Arzt glaubt, dass aus der Gruppe der aktuell Impfberechtigten die meisten einen Hausarzt haben, denn: „Wer keinen hat, ist meist weder alt noch chronisch krank.“
Das Kreisimpfzentrum (KIZ) läuft laut Kreisverwaltung jetzt im Vollbetrieb. „Wir arbeiten an sieben Tagen die Woche im Zweischichtbetrieb“, sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises. Diese Woche seien rund 5000 Impftermine geplant, rund 700 pro Tag. Wie viele Personen zusätzlich noch bei den Hausärzten geimpft werden, ist der Kreisverwaltung nicht bekannt. Man arbeite gerade daran, wie man die Informationen abgleichen kann. „Es ist klar, dass wir das wissen müssen, wie viele Menschen im Kreis geimpft wurden.“Auch wie viele der Geimpften im KIZ tatsächlich aus dem Bodenseekreis sind oder wie viele Bewohner aus dem Kreis sich in anderen Landkreisen haben impfen lassen, ist weiter unklar. Klar ist nur die Zahl an Impfungen, die im Kreis durchgeführt wurden, das waren Stand Dienstagmittag 27 206, davon waren 5365 Zweitimpfungen.
Rosenstock glaubt, dass die Kreisimpfzentren noch bis zum Juli diesen Jahres bestehen werden. Diese Woche finden im KIZ noch Erstimpfungen mit Astrazeneca statt, die Zweitimpfung dann zwölf Wochen später. „Es wird also auf jeden Fall bis in den Juli reingehen“, sagt Rosenstock.