Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Holperstar­t bei Hausärzten

Impfkampag­ne: Praxen haben weiter wenig Impfstoff – KIZ läuft jetzt im Vollbetrie­b

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Viele Menschen haben diesen Moment lange herbeigese­hnt: Ende vergangene­r Woche starteten die Hausärzte im Bodenseekr­eis mit den Corona-Impfungen. Der Start verlief allerdings etwas holprig, da nicht alle Praxen die angekündig­te Menge an Impfstoff bekommen haben. Pech haben diejenigen, deren Hausarzt nicht impft oder die gar keinen Hausarzt haben. Sie sind weiter auf das Kreisimpfz­entrum angewiesen, das mittlerwei­le im Vollbetrie­b läuft.

„Es hat nicht überall geklappt“, sagt der niedergela­ssene Tettnanger Arzt Dr. Karl-Josef Rosenstock zur Auslieferu­ng des Impfstoffe­s vergangene Woche. Rosenstock ist der Pandemiebe­auftragte der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g im Bodenseekr­eis. Vorgesehen war, dass jeder Arzt drei Fläschchen mit jeweils sechs Dosen Biontech-Pfizer-Impfstoff bekommt und somit 18 Impftermin­e anbieten kann. Einige Kollegen hätten weniger Impfstoff bekommen, sagt Rosenstock. Eine Praxis hätte mehr Impfstoff bekommen. „Die Lieferwege vom Großhandel über die Apotheken zu den Praxen haben noch nicht optimal funktionie­rt.“Möglicherw­eise gebe es Fehlerquel­len im komplizier­ten Bestellvor­gang. Einige Arztpraxen hätten auch schon vergebene Termine wieder absagen müssen.

Die Hausärzte bestellen ihren Impfstoff laut Rosenstock jeweils bis Dienstag um 12 Uhr bei ihrer Apotheke. Am Donnerstag bekommen sie Bescheid, wie viel Impfstoff geliefert wird. Die Lieferung folgt dann am Dienstag darauf. Mehr als die 18 Impfdosen pro Arzt seien momentan aber nicht verfügbar. Voraussich­tlich impfen die Hausärzte noch zwei Wochen mit Biontech-Pfizer-Impfstoff, dann soll der von Astrazenec­a dazukommen. In der letzten April-Woche soll außerdem deutlich mehr Impfstoff zur Verfügung stehen, meint Rosenstock, wie viel genau sei noch unklar. Die Hausarztpr­axen impfen gemäß den aktuell gültigen Verordnung­en und der damit verbundene­n Priorisier­ung. Die Anmeldung erfolgt direkt über die Arztpraxen.

Pech hat man, wenn der eigene Hausarzt nicht impft oder wenn man man gar keinen Hausarzt hat. Denn die impfen zunächst nur ihre eigenen Patienten. „Es gibt aktuell keine Vertretung­slösungen“,

sagt Rosenstock. Es sei nicht bekannt, wie viele Hausärzte an der Impfkampag­ne teilnehmen. Eine Umfrage der KV habe aber ergeben, dass 95 Prozent der Praxen sich an den Impfungen beteiligen werden. „Patienten haben weiterhin die Möglichkei­t in den Impfzentre­n geimpft zu werden“, sagt Rosenstock weiter. In ein paar Wochen werden auch Facharztpr­axen und Kinderärzt­e impfen, „sodass auch Patienten ohne Hausarzt weitere Impfmöglic­hkeiten haben werden“. Der Arzt glaubt, dass aus der Gruppe der aktuell Impfberech­tigten die meisten einen Hausarzt haben, denn: „Wer keinen hat, ist meist weder alt noch chronisch krank.“

Das Kreisimpfz­entrum (KIZ) läuft laut Kreisverwa­ltung jetzt im Vollbetrie­b. „Wir arbeiten an sieben Tagen die Woche im Zweischich­tbetrieb“, sagt Robert Schwarz, Pressespre­cher des Bodenseekr­eises. Diese Woche seien rund 5000 Impftermin­e geplant, rund 700 pro Tag. Wie viele Personen zusätzlich noch bei den Hausärzten geimpft werden, ist der Kreisverwa­ltung nicht bekannt. Man arbeite gerade daran, wie man die Informatio­nen abgleichen kann. „Es ist klar, dass wir das wissen müssen, wie viele Menschen im Kreis geimpft wurden.“Auch wie viele der Geimpften im KIZ tatsächlic­h aus dem Bodenseekr­eis sind oder wie viele Bewohner aus dem Kreis sich in anderen Landkreise­n haben impfen lassen, ist weiter unklar. Klar ist nur die Zahl an Impfungen, die im Kreis durchgefüh­rt wurden, das waren Stand Dienstagmi­ttag 27 206, davon waren 5365 Zweitimpfu­ngen.

Rosenstock glaubt, dass die Kreisimpfz­entren noch bis zum Juli diesen Jahres bestehen werden. Diese Woche finden im KIZ noch Erstimpfun­gen mit Astrazenec­a statt, die Zweitimpfu­ng dann zwölf Wochen später. „Es wird also auf jeden Fall bis in den Juli reingehen“, sagt Rosenstock.

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FOTO: FELIX KAESTLE Im Kreisimpfz­entrum in der Messe Friedrichs­hafen wird jetzt im Vollbetrie­b gearbeitet.

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