Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die US-Demokraten blamieren sich
Nach dem Auftakt der Vorwahlen zum Präsidentschaftskandidaten ist einen Tag lang unklar, wer gewonnen hat
WASHINGTON - Der Auftakt der Vorwahlen der Präsidentschaftskandidaten ist zur Blamage für die USDemokraten geworden. Am Montagabend hatten eingetragene Mitglieder oder Sympathisanten der Partei auf fast 1700 Wahlversammlungen in Iowa darüber abgestimmt, wen sie für den geeignetsten Herausforderer Donald Trumps halten. Doch die schon so oft praktizierte Aufgabe, die einzelnen Resultate zu sammeln, um das Gesamtergebnis zu ermitteln, endete im Chaos.
Normalerweise steht spätestens in den frühen Morgenstunden fest, wer den Wettlauf gewonnen hat. Diesmal konnten die Verantwortlichen auch am Morgen danach nicht einmal Bruchstückhaftes vermelden.
Erst am Dienstagabend deutscher Zeit standen vorläufige Resultate fest: Der aufstrebende Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg liegt bei der ersten Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen vorne. Buttigieg kam nach Auszählung von 62 Prozent aller Wahlbezirke im Bundesstaat Iowa auf die meisten Delegiertenstimmen – dicht gefolgt von dem linken Senator Bernie Sanders, wie die Demokratische Partei in Des Moines am Dienstag nach langem Warten mitteilte. Die Senatorin Elizabeth Warren rangiert demnach auf Platz drei. Der als einer der Favoriten gehandelte Ex-US-Vizepräsident
Joe Biden liegt bislang nur auf einen schwachen vierten Platz. Chaos bei der Auszählung hatte die Verkündung von Ergebnissen extrem in die Länge gezogen.
Einzelergebnisse konnten lange entweder nur mit großer Verzögerung oder zunächst überhaupt nicht an die Zentrale in Des Moines, der Hauptstadt des Bundesstaats, übermittelt werden. In etlichen Fällen scheint eine Handy-App nicht funktioniert zu haben, wegen eines Software-Fehlers, wie die Zuständigen etliche Stunden später erklärten. Verzweifelte Freiwillige, damit beauftragt, die Resultate ihrer Wahlversammlungen zu melden, berichteten ratlos von einer Serie technischer Pannen.
Kein Wunder, dass die Kampagne Donald Trumps umgehend Kapital aus dem peinlichen Kapitel zu schlagen versuchte. Prompt stempelte der Wahlkampfmanager des Präsidenten die Demokraten zu Amateuren, die zwar große Pläne entwerfen, aber selbst an den einfachsten Aufgaben scheitern. Den Jüngsten der elf demokratischen Bewerber, Pete
Buttigieg, hinderte das jedoch nicht daran, sich schon frühzeitig zum Sieger zu erklären. „Wir wissen, wenn alles unter Dach und Fach ist, habt ihr hier in Iowa die Nation geschockt“, jubelte Pete Buttigieg, 38 Jahre alt, bis vor wenigen Wochen Bürgermeister der mittelwestlichen Industriestadt South Bend. Die Wähler Iowas, suggerierte er, hätten ihn zum Spitzenreiter gemacht, ihn, den als Außenseiter Gestarteten, der es den Etablierten gezeigt habe. Elizabeth Warren sprach in der Nacht zu Dienstag von einem Ausgang, der zu knapp sei, als dass man bereits einen Sieger küren könne. Was auch nicht stimmte, denn wie knapp oder klar es war, konnte die Senatorin aus Massachusetts zu dem Zeitpunkt kaum verlässlich wissen.
Der Chef der Demokratischen Partei in Iowa, Troy Price, sagte dann am Dienstagabend, als die vorläufigen Ergebnisse feststanden, dass das, was in der Wahlnacht passiert sei, „inakzeptabel“sei. Er bitte dafür zutiefst um Entschuldigung. Die nun vorgelegten vorläufigen Zahlen seien absolut korrekt.