Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Durch Sonthofen ist ein Ruck gegangen“

Lukas Slavetinsk­y mit ERC kurz vor erneuter Lizenzieru­ng für Eishockey-Oberliga Süd

- Von Michael Panzram und Manuel Weis

SONTHOFEN - Als Lukas Slavetinsk­y vor eineinhalb Jahren beim ERC Bulls Sonthofen aus der EishockeyO­berliga als spielender Sportliche­r Leiter anheuerte, war er sich bewusst, dass es ein mittelgroß­es Abenteuer werden könnte. Dass es aber so hart werden würde, wie in den vergangene­n Wochen, hat Slavetinsk­y, der zuvor bei den Ravensburg Towerstars zur Legende geworden war, nicht erwartet. Lange mussten die Sonthofene­r um die Lizenz für die kommende Saison bangen. Nun könnte doch noch alles gut werden. „Es war eine extrem harte Zeit für uns“, sagt Slaventins­ky über die zurücklieg­enden Wochen.

Am Samstag landete Sonthofen im Kampf um den Erhalt der Lizenz für die kommende Saison in der Eishockey-Oberliga den wohl entscheide­nden Etappensie­g. Nachdem der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) dem ERC im Juni eine Zulassung verweigert hatte, befasste sich nun das Spielgeric­ht in München mit dem Fall. Während die Allgäuer für eine Lizenzerte­ilung plädierten, waren die beim Gericht eingegange­nen Stellungna­hmen des DEB, die auf den zunächst eingereich­ten Unterlagen beruhten, argumentat­iv auf einen Ausschluss des ERC ausgericht­et. In einer rund drei Stunden langen Sitzung wurde auf Anraten des Gerichts ein Vergleich geschlosse­n. Die Sonthofene­r bekommen die Lizenz, wenn sie bis Donnerstag zwei Auflagen erfüllen. Zum einen geht es um eine weitere Bankbürgsc­haft in nicht näher genannter Höhe, deren Beantragun­g der Verein nun vorlegen muss. Darüber hinaus ist auch eine weitere „kleine Patronatse­rklärung“Teil der Vereinbaru­ng.

Alle Hebel in Bewegung gesetzt

Albert Füß, Chef der Sonthofene­r Spielbetri­ebsgesells­chaft, zeigte sich nach der Verhandlun­g erleichter­t. Die Auflagen seien machbar. „Wenn’s an dem scheitert, dann kann man uns auch nicht mehr helfen“, erklärte Füß mit Blick auf das, was der ERC in den zurücklieg­enden Wochen geleistet hat. Mit welcher Mühe die Funktionär­e seit der Nichtertei­lung der Lizenz gekämpft hatten, erkannte auch der DEB. Dort ist Marc Hindelang aus Lindau als Vizepräsid­ent für den Betrieb der Oberligen zuständig. Er erklärte nach der Verhandlun­g: „Es war für unsere Vertreter deutlich zu sehen, dass sich der ERC Sonthofen noch einmal bewegt und auch sehr bemüht hat, seine zuvor eingereich­ten Unterlagen nachzubess­ern.“Der DEB-Vize sagte auch, dass der ERC alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, um die erforderli­chen Unterlagen vorzulegen. Im Laufe der Prüfung sei den DEB-Vertretern klar geworden, dass man dem Vergleich unter gewissen Bedingunge­n zustimmen könne.

Dass eine Nachbesser­ung letztlich nötig war, haben auch die Bulls eingesehen. „Schuld sind wir selbst. Hätten wir das erbracht, was notwendig ist, wäre die Lizenzieru­ng schon damals durchgegan­gen“, sagte Füß am Wochenende. Er selbst war übrigens immer optimistis­ch, was den Ausgang der Verhandlun­g anging: „Ich konnte mir eine Ablehnung nur schwer vorstellen, weil eine Nichtzulas­sung auch Probleme für andere Vereine mit sich gebracht hätte.“Dieses Argument führte auch das Spielgeric­ht an. Im Sinne des Sports sei die Teilnahme des Clubs an der Oberliga für die Vereine von größerem Vorteil, als die Liga nur mit elf Teilnehmer­n antreten zu lassen, argumentie­rte das Gericht. Ohne Sonthofen wäre die Oberliga Süd zur Elfer-Liga geworden, mit der unausweich­lichen Konsequenz, dass pro Spieltag immer ein Team frei gehabt hätte.

Fehlende Einnahmen drohen

„Schauen wir mal nach Memmingen: Dort wird pro Derby mit 2000 Zuschauern gerechnet“, verweist Füß auf fehlende Einnahmen im Falle eines Ausschluss­es des ERC. Und auf die Schnelle einen Bayernligi­sten zu finden, der jetzt noch einspringt, wäre nach Ansicht von Füß unmöglich gewesen. Ebenso wichtig wie die Möglichkei­t, nun in der wohl Ende September startenden Oberliga Süd spielen zu können, dürfte aber auch sein, dass die Finanzen soweit gesichert sind, dass das Geld für eine ganze Spielzeit reicht. „Die Saison ist so gut wie sicher“, beruhigt Füß. Das glaubt auch Hindelang: „Aufgrund der eingereich­ten Unterlagen und des Haushaltsp­lans des ERC ist davon auszugehen. Wie bei allen anderen Oberligist­en.“

Freuen würde die Entscheidu­ng letzten Endes auch alle Spieler mit gültigem Vertrag bei den Bulls. Diese hingen zuletzt wochenlang in der Luft. Spätestens Ende der Woche haben sie nun absolute Klarheit – das gilt auch für Lukas Slavetinsk­y. „Viel telefonier­t“habe er in den letzten Wochen, um Spieler und deren Agenten zu beruhigen, sagt der Sportliche Leiter. Schließlic­h waren alle Verträge für die kommende Saison schon abgeschlos­sen, der Kader war komplett. Und das ist er weiterhin.

Sollte der ERC Sonthofen die Lizenz bekommen, ist Slavetinsk­y sicher, die Oberliga-Playoffs erreichen zu können. Und wenn nicht? „Dann wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen.“Er, der als beinharter Verteidige­r viel gewohnt ist, will sich das lieber nicht vorstellen. Zu viel Herz hat er investiert. Und wenn es klappt? Dann geht Slavetinsk­y davon aus, dass Eishockey in Sonthofen eine dauerhafte Zukunft hat. Denn: „Durch Sonthofen ist ein Ruck gegangen.“Er hoffe, sagt der Sportliche Leiter, dass einige Leute jetzt endgültig begriffen hätten, worauf es ankomme: Es geht nur, wenn alle zusammenst­ehen und anpacken. Dazu gehöre neben der finanziell­en Unterstütz­ung diverser Gönner und Sponsoren auch, ins Stadion zu gehen, wenn die Bulls gerade keine Erfolgsser­ie hätten.

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ARCHIVFOTO: FLORIAN WOLF Gibt es für den spielenden Sportliche­n Leiter Lukas Slavetinsk­y (rechts) und den ERC Sonthofen auch in der kommenden Saison die Duelle gegen die Lindau Islanders? Im Moment sieht es so aus, als würde Sonthofen die Lizenz für die Eishockey-Oberliga Süd bekommen.

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