Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Durch Sonthofen ist ein Ruck gegangen“
Lukas Slavetinsky mit ERC kurz vor erneuter Lizenzierung für Eishockey-Oberliga Süd
SONTHOFEN - Als Lukas Slavetinsky vor eineinhalb Jahren beim ERC Bulls Sonthofen aus der EishockeyOberliga als spielender Sportlicher Leiter anheuerte, war er sich bewusst, dass es ein mittelgroßes Abenteuer werden könnte. Dass es aber so hart werden würde, wie in den vergangenen Wochen, hat Slavetinsky, der zuvor bei den Ravensburg Towerstars zur Legende geworden war, nicht erwartet. Lange mussten die Sonthofener um die Lizenz für die kommende Saison bangen. Nun könnte doch noch alles gut werden. „Es war eine extrem harte Zeit für uns“, sagt Slaventinsky über die zurückliegenden Wochen.
Am Samstag landete Sonthofen im Kampf um den Erhalt der Lizenz für die kommende Saison in der Eishockey-Oberliga den wohl entscheidenden Etappensieg. Nachdem der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) dem ERC im Juni eine Zulassung verweigert hatte, befasste sich nun das Spielgericht in München mit dem Fall. Während die Allgäuer für eine Lizenzerteilung plädierten, waren die beim Gericht eingegangenen Stellungnahmen des DEB, die auf den zunächst eingereichten Unterlagen beruhten, argumentativ auf einen Ausschluss des ERC ausgerichtet. In einer rund drei Stunden langen Sitzung wurde auf Anraten des Gerichts ein Vergleich geschlossen. Die Sonthofener bekommen die Lizenz, wenn sie bis Donnerstag zwei Auflagen erfüllen. Zum einen geht es um eine weitere Bankbürgschaft in nicht näher genannter Höhe, deren Beantragung der Verein nun vorlegen muss. Darüber hinaus ist auch eine weitere „kleine Patronatserklärung“Teil der Vereinbarung.
Alle Hebel in Bewegung gesetzt
Albert Füß, Chef der Sonthofener Spielbetriebsgesellschaft, zeigte sich nach der Verhandlung erleichtert. Die Auflagen seien machbar. „Wenn’s an dem scheitert, dann kann man uns auch nicht mehr helfen“, erklärte Füß mit Blick auf das, was der ERC in den zurückliegenden Wochen geleistet hat. Mit welcher Mühe die Funktionäre seit der Nichterteilung der Lizenz gekämpft hatten, erkannte auch der DEB. Dort ist Marc Hindelang aus Lindau als Vizepräsident für den Betrieb der Oberligen zuständig. Er erklärte nach der Verhandlung: „Es war für unsere Vertreter deutlich zu sehen, dass sich der ERC Sonthofen noch einmal bewegt und auch sehr bemüht hat, seine zuvor eingereichten Unterlagen nachzubessern.“Der DEB-Vize sagte auch, dass der ERC alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, um die erforderlichen Unterlagen vorzulegen. Im Laufe der Prüfung sei den DEB-Vertretern klar geworden, dass man dem Vergleich unter gewissen Bedingungen zustimmen könne.
Dass eine Nachbesserung letztlich nötig war, haben auch die Bulls eingesehen. „Schuld sind wir selbst. Hätten wir das erbracht, was notwendig ist, wäre die Lizenzierung schon damals durchgegangen“, sagte Füß am Wochenende. Er selbst war übrigens immer optimistisch, was den Ausgang der Verhandlung anging: „Ich konnte mir eine Ablehnung nur schwer vorstellen, weil eine Nichtzulassung auch Probleme für andere Vereine mit sich gebracht hätte.“Dieses Argument führte auch das Spielgericht an. Im Sinne des Sports sei die Teilnahme des Clubs an der Oberliga für die Vereine von größerem Vorteil, als die Liga nur mit elf Teilnehmern antreten zu lassen, argumentierte das Gericht. Ohne Sonthofen wäre die Oberliga Süd zur Elfer-Liga geworden, mit der unausweichlichen Konsequenz, dass pro Spieltag immer ein Team frei gehabt hätte.
Fehlende Einnahmen drohen
„Schauen wir mal nach Memmingen: Dort wird pro Derby mit 2000 Zuschauern gerechnet“, verweist Füß auf fehlende Einnahmen im Falle eines Ausschlusses des ERC. Und auf die Schnelle einen Bayernligisten zu finden, der jetzt noch einspringt, wäre nach Ansicht von Füß unmöglich gewesen. Ebenso wichtig wie die Möglichkeit, nun in der wohl Ende September startenden Oberliga Süd spielen zu können, dürfte aber auch sein, dass die Finanzen soweit gesichert sind, dass das Geld für eine ganze Spielzeit reicht. „Die Saison ist so gut wie sicher“, beruhigt Füß. Das glaubt auch Hindelang: „Aufgrund der eingereichten Unterlagen und des Haushaltsplans des ERC ist davon auszugehen. Wie bei allen anderen Oberligisten.“
Freuen würde die Entscheidung letzten Endes auch alle Spieler mit gültigem Vertrag bei den Bulls. Diese hingen zuletzt wochenlang in der Luft. Spätestens Ende der Woche haben sie nun absolute Klarheit – das gilt auch für Lukas Slavetinsky. „Viel telefoniert“habe er in den letzten Wochen, um Spieler und deren Agenten zu beruhigen, sagt der Sportliche Leiter. Schließlich waren alle Verträge für die kommende Saison schon abgeschlossen, der Kader war komplett. Und das ist er weiterhin.
Sollte der ERC Sonthofen die Lizenz bekommen, ist Slavetinsky sicher, die Oberliga-Playoffs erreichen zu können. Und wenn nicht? „Dann wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen.“Er, der als beinharter Verteidiger viel gewohnt ist, will sich das lieber nicht vorstellen. Zu viel Herz hat er investiert. Und wenn es klappt? Dann geht Slavetinsky davon aus, dass Eishockey in Sonthofen eine dauerhafte Zukunft hat. Denn: „Durch Sonthofen ist ein Ruck gegangen.“Er hoffe, sagt der Sportliche Leiter, dass einige Leute jetzt endgültig begriffen hätten, worauf es ankomme: Es geht nur, wenn alle zusammenstehen und anpacken. Dazu gehöre neben der finanziellen Unterstützung diverser Gönner und Sponsoren auch, ins Stadion zu gehen, wenn die Bulls gerade keine Erfolgsserie hätten.