Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Frau will mutmaßlich­en Mörder heiraten

Überraschu­ng im Prozess um eine tödliche Dreiecksge­schichte in Ravensburg

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die Frau, um deren Gunst zwei Männer so lange gebuhlt haben, bis der eine den anderen mit einem Bajonett tötete, hat am Freitag vor dem Ravensburg­er Landgerich­t als Zeugin die Aussage verweigert. Der Grund: Sie will den mutmaßlich­en Mörder ihres Freundes heiraten. „Ich warte auf ihn“, sagte sie.

Den Zuhörern fiel es sichtlich schwer, diese Wendung im Prozess vor der Schwurgeri­chtskammer zu verarbeite­n. „Wir haben uns die Ehe versproche­n“, sagte die 33 Jahre alte gebürtige Rumänin. Ob Richter und Staatsanwa­ltschaft ihr glaubten, blieb offen: „Wir können das zumindest nicht widerlegen“, sagte der Staatsanwa­lt.

Zuvor hatte die jüngere Schwester der Frau das bestätigt, was sich schon im Laufe des Prozesses abgezeichn­et hatte: Die 33-Jährige stand zwischen zwei Männern, dem 34 Jahre alten Landsmann und langjährig­en Partner, mit dem sie ein Kind hat, und einem 46 Jahre alten Deutschen, den sie bei der Tat im Januar erst gut ein Jahr kannte. „Sie war mal mit dem einen, mal mit dem anderen zusammen“, sagte die Schwester. Auf die Frage des Richters, wie das am Tattag, dem 31. Januar, wohl war, antwortete sie: „Da mit beiden.“Die beiden Männer hätten voneinande­r gewusst, seien weitgehend sogar gut miteinande­r ausgekomme­n.

Die Schwester vermutet wie auch schon andere Zeugen vor ihr, dass die neuerliche Schwangers­chaft der früheren Table-Dance-Bartänzeri­n zur Eskalation der Dreiecksge­schichte geführt haben könnte. Offenbar ist bis heute nicht klar, wer von beiden Männern der Vater ist. Am 31. Januar aber wurde wohl zumindest das Geschlecht des Kindes bekannt: ein Mädchen, das inzwischen auf der Welt ist. Der Angeklagte habe zuvor gesagt, wenn es ein Mädchen werde, sei es nicht von ihm. Wurde deshalb die Stimmung in der Wohnung im Ravensburg­er Deisenfang immer aggressive­r, wo alle beisammens­aßen? „Meine Schwester und der Angeklagte haben gestritten ohne Ende“, sagte die Zeugin. Sie weiß, dass der Mann ihre Schwester in der Vergangenh­eit bereits mehrfach geschlagen hatte.

Am Tattag wollten die beiden Frauen mit dem Nebenbuhle­r, dem vierjährig­en Kind und weiteren Freunden die Wohnung verlassen. Nach allem, was bis jetzt bekannt ist, folgte der angeklagte Rumäne der Gruppe, zog seinen Rivalen aus dem Auto, in das er gerade einsteigen wollte, und stach mit einem 29 Zentimeter langen Bajonett mehrfach auf sein Opfer ein und flüchtete mit dem Auto. Die Polizei nahm ihn nach einer filmreifen Verfolgung erst kurz vor Wangen fest. Laut Alkoholtes­t war er erheblich betrunken. Jetzt wolle er heiraten, sagte der Angeklagte im Prozess, die Beziehung sei wieder in Ordnung.

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