Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gesunde Bräune gibt es leider nicht
Von der Sonne gebräunte Haut mag gut aussehen – Aus Sicht von Experten gilt es aber, sich vor schweren Hautschäden zu schützen
Raus ins Freie, Sommer und Sonne genießen: Das Licht und die Wärme streicheln die Seele, setzen Glückshormone frei und steigern so das Wohlbefinden. Zudem sorgt die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) dafür, dass der Körper das lebenswichtige Vitamin D3 produziert. So viel zu den guten Seiten. Doch für Dermatologen steht fest: Zu viel Sonne schadet der Haut. „Wer sich braun gebrannt präsentiert, zeigt im Prinzip, dass seine Haut einen bösen Schaden erlitten hat“, betont Professor Eckhard Breitbart. Er ist erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP).
Das Problem beim Sonnen: Viele unterschätzen die UV-Strahlung. Sie ist für das menschliche Auge unsichtbar und dringt tief in die Haut ein. „Die UV-Strahlung kann das genetische Material in der Haut nachhaltig
negativ verändern“, erklärt der Dermatologe Thomas Dirschka aus Wuppertal. Die Folge: vorzeitige Hautalterung und schlimmstenfalls Hautkrebs. Die Erkrankung tritt dabei oft nicht unmittelbar nach der Schädigung durch UV-Strahlung auf, sondern Jahrzehnte später. „Es gibt Fälle, in denen Leute in ihrer Kindheit ihre Haut durch zu viel Sonne geschädigt haben und später im Alter von 50 oder 60 Jahren Hautkrebs bekamen“, so Breitbart.
Und: Die Häufigkeit dieser Art von Tumoren nimmt weltweit rasant zu. Besonders betroffen sind hellhäutige Menschen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) verweist auf eine Studie, nach der Forscher bis zum Jahr 2030 eine Verdopplung der Erkrankungszahlen an hellem Hautkrebs erwarten.
Auch Breitbart rechnet mit einer solchen Zunahme – wobei es dafür wohl mehrere Gründe gibt. „Dazu gehört unter anderem, dass sich Menschen ungeachtet aller Warnungen ohne ausreichenden Schutz über einen längeren Zeitraum der prallen Sonne aussetzen“, sagt Breitbart. Immer noch komme es massenhaft zu Sonnenbränden. Das Problem ist: Die Haut „vergisst“die Schädigung nicht. Summiert sich im Laufe des Lebens die Zahl der Sonnenbrände, erhöht dies auch das Risiko für Hautkrebs. „Irgendwann ist das Fass übergelaufen“, erklärt Dirschka. Doch was folgt daraus? „In jedem Fall ist Maßhalten angesagt“, sagt Breitbart. Akzeptabel sei, etwa zwei- bis dreimal in der Woche für 10 bis 15 Minuten in der Sonne spazieren zu gehen. „Das hebt die Stimmung und sorgt für die Bildung von ausreichend Vitamin D3“, erklärt der Experte.
Generell sollte man die Mittagssonne aber eher meiden, da sie dann am intensivsten ist, das gilt vor allem im Hochsommer. „Das heißt: zwischen 11 und 15 Uhr eher im Schatten bleiben“, rät Dirschka, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ist. Wer sich doch in der Sonne aufhält, sollte eine Kopfbedeckung mit breiter Krempe tragen. Sie schützt Augen, Ohren, Gesicht und Nacken vor der UVStrahlung. Auch die übrigen Körperteile sollten bedeckt sein – etwa mit einem langärmeligen T-Shirt.
Unbedeckte Körperteile schützt man mit Sonnencreme. Kinder und hellhäutige Menschen sollten dafür eine Lotion mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 verwenden, empfiehlt Breitbart. Um die Augen zu schützen, ist eine Sonnenbrille mit hundertprozentigem Schutz vor UVStrahlung nötig.
Apropos UV-Strahlung: Neben der natürlichen gibt es auch eine künstliche Variante – in Solarien. Auch hier gilt: „Ein Aufenthalt oder gar regelmäßige Aufenthalte auf einer Sonnenbank sind nicht empfehlenswert“, erklärt Dirschka. Wer dennoch nicht auf einen Solariumbesuch verzichten möchte, sollte sich das Sonnenstudio genau ansehen. So dürfen dort zum Beispiel nur Geräte zum Einsatz kommen, die eine maximale Bestrahlungsstärke von 0,3 Watt pro Quadratmeter nicht überschreiten.
Wer trotzdem braun werden will, hat noch eine Alternative: Selbstbräuner. „Die Cremes können ohne jede Bedenken verwendet werden“, so Breitbart.