Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In Ravensburg kursiert die Krätze

Leiter des Gesundheit­samtes: Ausschlag ist lästig, aber harmlos – Probleme auch mit Läusen

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Krätze ist ein fieser Hautaussch­lag mit kleinen Pusteln oder Bläschen, der stark juckt oder brennt. Momentan geht sie offenbar auch in Ravensburg herum. So gab es etwa in der Barbara-Böhm-Gemeinscha­ftsschule und dem Kindergart­en St. Nikolaus in Oberzell Warnungen, weil einzelne Fälle aufgetrete­n waren. Beim Gesundheit­samt des Landkreise­s Ravensburg haben bisher bereits acht Einrichtun­gen gemeldet, dass bei ihnen die Krätze kursiert. Auch Läuse sind derzeit wieder ein Problem.

Vier der von Krätze betroffene­n Einrichtun­gen sind aus Ravensburg, wie Michael Föll, Leiter des Gesundheit­samtes, erläutert – die letzten Mitteilung­en gingen bei ihm am 23. und 30. Januar ein.

Die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung weiß auf Anfrage nichts Konkretes. „Weder von den Schulen noch von den Kitas wurden uns besonders hohe Fallzahlen zu Krätze oder Lausbefall gemeldet“, schreibt Stadtsprec­her Alfred Oswald in einer E-Mail. An der Grundschul­e Oberzell sollen Kinder aber Läuse (gehabt) haben.

Laut Gesetz meldepflic­htig

Tatsächlic­h sind laut Infektions­schutzgese­tz sowohl Krätze als auch Läuse meldepflic­htig. Wer davon betroffen ist, darf eigentlich nicht mehr in eine „Gemeinscha­ftseinrich­tung“rein, um niemanden anzustecke­n, so Föll. Er hält beides allerdings abgesehen von dem gemeinen Jucken für eher harmlose Krankheite­n – die Meldepflic­ht sei wohl eher der Aufregung geschuldet, die beide in der Regel auslösten. Darüber hinaus melde auch längst nicht jede Einrichtun­g, wenn dort einzelne Schüler oder Mitarbeite­r Krätze oder Läuse hätten.

Mit speziellen Cremes, in Sonderfäll­en auch Tabletten, lässt sich die Infektions­krankheit Krätze laut Föll recht schnell behandeln. Auch die Ansteckung­sgefahr hält der Mediziner für überschaub­ar, da Krätze eher nicht durch einen Händedruck übertragen werde. Da braucht es schon mehr, um sich anzustecke­n, nämlich intensiver­en Körperkont­akt, etwa in einem Pflegeheim.

Das Problem sieht der Leitende Amtsarzt eher darin, dass man Krätze manchmal fälschlich­erweise für Neurodermi­tis oder eine Allergie halte und sie deshalb nicht sachgemäß therapiert werde. In so einem Fall könne der Kranke durch häufiges Händeschüt­teln dann möglicherw­eise doch andere Leute anstecken. Generell sei Krätze so alt wie die Menschheit – wenn man sie sich einfängt, liege das nicht nicht an mangelnder Hygiene. Freilich begünstige es Krätze, „wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen hausen“, etwa im Krieg. Heutzutage tauche ein Befall aber nur in Einzelfäll­en auf.

Mit Läusen schaut es ähnlich aus: Ein Befall gilt laut Föll „primär gar nicht als Erkrankung im engeren Sinn“. Brenzlig kann es erst dann werden, wenn man vor lauter Jucken die Haut aufkratzt und sich dadurch Bakterien einfängt. Auch hier sei die Therapie denkbar einfach: Wer die entspreche­nden Mittel anwende, etwa ein spezielles Shampoo, das die Läuse durch Verkleben der Atmungsöff­nungen tötet, sei die ungebetene­n Gäste normalerwe­ise ruckzuck wieder los.

Im Jahr 2019 sind bisher beim Gesundheit­samt des Landkreise­s 15 Meldungen von Lausbefall eingegange­n. Im Vorjahr waren es insgesamt 171, was eine Steigerung gegenüber den 138 Meldungen im Jahr 2017 bedeutet.

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FOTO: ROLF KÖDITZ An der Grundschul­e Oberzell sollen Kinder Läuse haben.

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