Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Franziskus beendet historische Reise mit erster Papstmesse Arabiens
135 000 Menschen feiern im Stadion von Abu Dhabi – Er spricht erstmals über den Missbrauch von Nonnen durch Geistliche
ROM/ABU DHABI (epd/KNA/AFP/ dpa) - Papst Franziskus hat seinen dreitägigen Arabien-Besuch beendet. Zum Abschluss seines Besuchs auf der Arabischen Halbinsel hat der Pontifex am Dienstag eine Freiluftmesse im Stadion von Abu Dhabi gefeiert. Nach Angaben des Internetportals „Vatican News“nahmen an dem Gottesdienst 135 000 Menschen aus etwa 100 verschiedenen Nationalitäten teil, darunter 4000 Muslime.
Papst Franziskus war als erstes katholisches Kirchenoberhaupt auf die Arabische Halbinsel gereist. In seiner Predigt erinnerte der Papst am Dienstag daran, dass die Christen in Abu Dhabi überwiegend als Gastarbeiter im Land seien. Für sie sei es nicht einfach, ohne ihre Familien weit weg von zu Hause zu leben und einer ungewissen Zukunft entgegenzusehen. Mit Blick auf die katholische Minderheit in der Region mit etwa einer Million Gläubigen betonte Franziskus die von Christen geforderte Bereitschaft, Härten und Ungerechtigkeiten zu ertragen. „Für Jesus sind die Armen, die Sanftmütigen, diejenigen, die auch auf das Risiko hin, sich zu blamieren, gerecht bleiben, und die Verfolgten selig“, sagte er. Gerecht und sanftmütig habe Jesus keinen Widerstand geleistet und sich zu Unrecht verurteilen lassen. Nichtmuslime dürfen ihren Glauben in den Vereinigten Arabischen Emiraten nur in Kultstätten, nicht in der Öffentlichkeit ausüben. Vor der Messe hatte der Papst die Kathedrale von Abu Dhabi besucht.
Am Vortag hatte er bei einer interreligiösen Begegnung die Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen betont, Gewalt im Namen von Glaubensüberzeugungen verurteilt und Religionsfreiheit gefordert.
Vor dem Hintergrund des Konflikts im Jemen, in dem die Vereinigten Arabischen Emirate als Bündnispartner von Saudi-Arabien gegen Huthi-Rebellen kämpfen, wies Franziskus bei der interreligiösen Begegnung in Anwesenheit des Großimams der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, auf das Leid der Bevölkerung hin. Im Jemen herrscht laut UN derzeit die schlimmste humanitäre Krise weltweit. „Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod“, sagte der Papst bei dem Treffen am Montag. Die Brüderlichkeit aller Menschen verlange von Religionsvertretern, jegliche Form der Billigung von Krieg zurückzuweisen.
Alle Menschen verfügten über die gleiche Würde, niemand dürfe „Herr oder Sklave anderer sein“, sagte Franziskus unter Anspielung auf die Christen, die als Gastarbeiter in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben. Man könne Gott nicht ehren, ohne die Heiligkeit jedes Menschen zu bewahren, sagte er hinsichtlich der Einschränkung der Menschenrechte in dem Land.
Auf dem Rückflug äußerte der Papst sich erstmals zum Missbrauch von Nonnen durch Geistliche. „Es gab Priester und auch Bischöfe, die das getan haben“, sagte er auf eine Frage an Bord des Flugzeuges. Derartige Vorfälle könnten „überall“geschehen, seien aber häufig in „einigen neuen Kongregationen und in einigen Regionen“, sagte der Papst. Der Vatikan arbeite seit langem an dem Problem. Einige Frauenglaubensgemeinschaften seien aufgelöst worden, einige Kleriker seien „suspendiert“und „weggeschickt“worden. Er fügte hinzu: „Muss man mehr (gegen das Problem) machen? Ja. Wollen wir mehr machen? Ja.“