Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Inter Bleistift“– Idee, die größer ist als der Fußball
40. Turnier für Hobbyfußballer nimmt in Buch ein ganz besonderes Ende
KEHLEN - So einzigartig wie der Zusammenschluss „Inter Bleistift“ist es auch, dass ein Turnier für Hobbyfußballer 40 Auflagen erlebt. Was jüngst in der Halle in Buch der Fall war und mit dem Team „AMJ“einen ebenso außergewöhnlichen Sieger hatte.
Im September 1972 war es, erinnert sich Albert Petri, dass „Inter Bleistift“im Beisein von Ernst Kleck als Vorstand des SV Kehlen, SVKTrainer Hermann Fürst sowie Gerhard Lauszat und Albert Petri gegründet wurde. „Heute noch dankbar“zeigt sich der seitherige Leiter der Abteilung Jedermannfußball darüber, dass „Inter Bleistift“vom SV Kehlen aufgenommen wurde.
Seit vielen Jahren bilden Eddy Buck, Eduard Heilig, Nobert Hensel und Albert Petri die Führungsmannschaft, die sich zuvorderst, aber nicht allein dem Freizeitfußball verschrieben hat. Neun Spiele werden im Jahr auf dem Großfeld ausgetragen, stets gegen Gegner aus dem näheren Umkreis. Nicht fehlen darf „Inter Bleistift“beim Turnier „Ein Dorf spielt Fußball“in Fischbach und beim Kickerfest in Lottenweiler. Dort holte man 2012 unter 36 Mannschaften den Turniersieg.
In der Halle sind die Hobbyfußballer bei dem Turnier in Ettenkirch zu finden – und eben beim eigenen Inter Bleistift Turnier in Buch, für dessen atmosphärische Güte eine Vielzahl an treuen weiblichen und männlichen Helfern sorgen.
Seit vier Jahrzehnten nehmen daran stets am letzten Samstag im November acht bis zwölf Mannschaften teil. Spannend ein Blick in die Siegerliste, die der FC Loreto aus Tettnang mit zehn Turniererfolgen anführt. Die Sparkasse Bodensee und die Volksbank Friedrichshafen haben je fünfmal gewonnen. Je zweimal trugen sich der SV Ettenkirch, die Scheinfreude und Lottenweiler in die Liste ein.
Und nun AMJ als Sieger des Jubiläumsturniers. Schon das 4:2 nach Neunmeterschießen im Halbfinale gegen die Räderfertigung ließ aufhorchen, und mit dem 1:0 gegen den FC Loreto gelang dem Überraschungsteam dann der „Coup“schlechthin. Hinter AMJ (die Abkürzung für die 1889 in Indien gegründete Ahmadiyya Muslim Jamaat) stehen Mitglieder der Ahmadiyya-Muslimgemeinde aus Weingarten, zu der „Inter Bleistift“seit vielen Jahren eine freundschaftliche Verbindung unterhält. Seit 1992 gibt es sie mit einem Einzugsgebiet von Friedrichshafen bis Biberach. Sie nehmen die verbreitete Angst und das Misstrauen in der Gesellschaft zum Anlass, mit Aufklärung dagegenzuhalten, gegen einen gewalttätigen Islam – so hatte es in einem SZ-Artikel aus dem Februar über eine bundesweite Kampagne geheißen, mit der die Ahmadiyya ihren Respekt gegenüber dem deutschen Staat erklärten.
Mit 60 Teilnehmern auf Reisen
Nicht nur in den Begegnungen mit den pakistanischen Freunden, die auch schon fußballerisch für „Inter“im Einsatz waren, zeigt sich, dass Inter Bleistift über den sportlichen Tellerrand hinausschaut. Zu den internen gemeinsamen Aktivitäten zählt ein Jahresausflug innerhalb Deutschlands oder Europas. In besonderer Erinnerung sind jedoch die Fernreisen geblieben: Mit 40 bis 60 Teilnehmern sei man in ferne Erdteile gereist, zählt Albert Petri Brasilien, Südostasien, Südafrika oder auch China auf.
„Der Fußball ist die Basis, aber das, für was INTER wirklich steht, ist etwas viel Größeres: Das ist Kameradschaft über alle kulturellen Grenzen hinweg. Gemeinschaft, Freundschaft, Kameradschaft, Fairness, Sportsgeist, Zusammenhalt“, so brachte es Dr. Stefan Schwarz auf den Punkt, der als Inter-Mitglied beim Siegerteam aushalf, das im Finale gar ohne Auswechselspieler auskommen musste.
Eine INTERnationale Aushilfe unter Freunden, die nicht mit Pokalen aufzuwiegen ist. Dass sich darauf mit dem Siegerpokal anstoßen ließ, zeigt, dass der Fußball immer noch die schönsten Geschichten schreibt – zumindest in seiner unverdorbenunentgeltlichen Fasson.