Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Im Vorteil ist, wer Schwäbisch versteht
Der 36. Band des Jahrbuchs „Leben am See“wird im GZH präsentiert
FRIEDRICHSHAFEN - „Das Thema Kulturlandschaft am Bodensee ist top aktuell bis zum heutigen Tag“, sagte Landrat Lothar Wölfle bei der festlichen Präsentation des neuen Jahrbuchs „Leben am See“am Mittwochabend im Graf-Zeppelin-Haus. Im Bodenseekreis existierten neben traditionellem Wein-, Obst- und Hopfenanbau einige Industrieareale, das sei eine Besonderheit dieser Landschaft. Auch gebe es viel zu entdecken, egal ob im badischen oder württembergischen Teil. Immer wieder erlebe er, dass Menschen, die dort wohnen oder arbeiten, noch Orte finden, die sie nicht kennen.
Bürgermeister Stefan Köhler gratulierte im Namen der Stadt Friedrichshafen zum 36. Band der Jahrbücher. Er lobte besonders die hervorragende Bebilderung und Aufmachung des Buches. „Gerade das Titelbild des Fotografen Stefan Trautmann mit der Ailinger Haldenbergkapelle zeigt sehr gelungen die Attraktivität der Landschaft. Hier möchte ich leben“, betonte er.
Die Landschaft des Bodensees gehöre zu den schönsten in Deutschland, so Köhler. Er warb für eine ganzheitliche Betrachtung, die Balance zwischen bebauter und unbebauter Landschaft gelte es zu wahren. „Kulturlandschaft bedeutet für mich auch Wohnen und Arbeiten“, erklärte er. Überhaupt müsse Kulturlandschaft in langen Zeiträumen gesehen werden.
Die beiden Redakteurinnen des Jahrbuchs Susann Ganzert und Katy Cuko machten unterhaltsam Appetit auf die Geschichten im Jahrbuch. Sie zogen Parallelen zu Märchen und Sagen, in denen es um Fürsten, Grafen und Glücksritter ging, aber auch Priester und Nonnen würden nicht zu kurz kommen. „Die Schöpfungsgeschichte des Sees, die Leistungen von König Wilhelm II. von Württemberg und warum Hopfen und Malz noch nicht ganz verloren sind, das alles gibt es im neuen Jahrbuch“, sagte Ganzert.
In seinem anschließenden Vortrag „Wer das Sagen hat, gibt den Ton an“schilderte der Journalist und Autor Thomas Kapitel, wie das Honoratiorenschwäbisch an den See gekommen ist. „Im Vorteil war, wer die schwäbischen Handelsherren verstehen konnte“, sagte er. „Global Trading ging mitten durch Friedrichshafen.“Auch das Dialektgefälle von Stadt zum Land war ein Thema und warum im Bodenseekreis so viele verschiedene Dialekte anzutreffen sind. „Hier ist die Durchmischung Normalität“, sagte Kapitel. Es gebe aber Einigkeit in der Tourismusregion: „Mir hens schee.“
Passend dazu erklärte der Frickinger Musiker und Komponist Martin Panteleev: „Musik ist die Sprache, die jeder versteht.“Er begleitete mit seiner Geige den Abend und spielte Melodien von Johann Sebastian Bach bis Béla Bartók. Er selbst stammt aus Bulgarien und hat seit 13 Jahren in der Gemeinde Frickingen eine neue Heimat gefunden.
Weitere Infos: Das Jahrbuch „Leben am See“wird im örtlichen Buchhandel und im Landratsamt Bodenseekreis zum Verkauf angeboten. Es kostet 20 Euro.