Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So sieht das geplante Hotel am Bahnhof Ravensburg aus
Firma Sipple investiert 15 Millionen Euro – Bienen auf dem Dach und fleischloses Frühstück
RAVENSBURG - Der Bau eines Hotels am Bahnhof hat begonnen, derzeit wird die Tiefgarage ausgehoben. Im März 2020 soll nach aktuellem Zeitplan das Hotel mit 124 Zimmern eröffnet werden. Der Betreiber „Gold Inn Hotels“aus Berlin setzt in Ravensburg zum ersten Mal das neu entwickelte Konzept „Ginn City & Lounge“-Hotel um – mit Bienen auf dem Dach und fleischlosem Frühstück.
Die Ravensburger Firma Sipple investiert 15 Millionen Euro in den Neubau, der auf mindestens 20 Jahre an die „Gold Inn Hotels“vermietet wird, wie Geschäftsführer Markus Sipple sagt. Sechs Jahre lang hat die Firma Sipple Ideen für des Gelände direkt gegenüber dem Bahnhof erarbeitet, geprüft und wieder verworfen, bis die jetzige Lösung stand. Zunächst war geplant, zusätzlich zu einem Hotel mehrere Apartments zu bauen, die verkauft werden – doch schon 2016 wurde laut Sipple die Reißleine gezogen, weil das Konzept nicht aufging. In der Folge habe man die Apartments in den Plänen wieder verkleinert und das Hotelkonzept erarbeitet. Diesen Sommer wurde nun mit den Bauarbeiten begonnen. Im Herbst 2019 soll das Gebäude stehen, dann beginnt der Hotelbetreiber mit dem Innenausbau.
„Das soll unsere Handschrift tragen“, sagt Ingo Klettke, Mitglied der Geschäftsleitung bei „Gold Inn Hotels“. Bei der Ausstattung der Zimmer werde auf recycelbare Materialien gesetzt – auf Möbel aus Massivholz und einen Teppich aus Maisfasern. Im Hotelbetrieb solle möglichst auf Plastikpackungen verzichtet werden. Außerdem werde bei der Verköstigung der Gäste auf Fleisch und Wurst verzichtet. „Das Frühstück wird trotzdem opulent und großzügig sein, es wird viele Smoothies, frische Säfte und fleischlose Aufstriche geben“, sagt Klettke. „Die Gäste sollen sehen, dass es auch ohne geht.“Die Produkte sollen aus der Region kommen, man werde sich etwa einen hiesigen Bäcker suchen, der die Brötchen liefert. Und es sei geplant, auf dem Dach Bienen zu halten.
Keine Angaben zu Zimmerpreisen
Die Zielgruppen seien unter der Woche Businessleute, die in Ravensburg zu tun haben. Am Wochenende wolle man Touristen ansprechen, die sich die Region ansehen wollen. Was ein Zimmer kosten wird, dazu will Klettke keine Angaben machen. Das Hotel werde keine Dumpingpreise machen, sagt er, sondern das verlangen, „was am Markt möglich ist“. Das heiße, dass die Zimmer zu gewissen Zeiten teurer, zu anderen günstiger angeboten werden.
Wer das Hotel nach Fertigstellung betrete, stehe nicht in einer starren Hotelhalle, sondern – wie der Name verspricht – in einer „Lounge“, sagt Klettke, die gemütlich wirken soll. In diesem offen gestalteten Erdgeschoss gehen Frühstücksplätze, Bar und Lounge ineinander über. Ein Restaurant gibt es im Hotel nicht, es wird lediglich Frühstück angeboten. Eine Vielzahl von Restaurants sei für die Gäste zu Fuß gut erreichbar, so Klettke.
Sipple gefällt am Konzept der Hotelkette der Nachhaltigkeitsaspekt. Dadurch, dass die Kette gerade erst neu entstehe, habe er das Gefühl, ein modernes Konzept für Ravensburg an Land gezogen zu haben, das auch mindestens 20 Jahre lang funktionieren kann.
Derzeit sind mehrere Hotelprojekte in Ravensburg im Gespräch – allerdings noch in sehr frühen Planungsstadien wie etwa der Ausbau des Hotels „Storchen“zu einem Kongresshotel oder der Umbau des Gutes Büchel zum Vier-Sterne-Hotel. Das deutlich hochpreisiger angelegte Hotel im ehemaligen Möbel Maurer in der Unterstadt ist ebenfalls schon in Umsetzung. Vor mangelnder Nachfrage hat Sipple keine Angst. „Wir sind Projektentwickler“, sagt Sipple. „Wir würden kein Geld ausgeben, wenn wir nicht ans Projekt glauben würden.“Er halte den Standort am Bahnhof für optimal, weil viele Reisende genau dort ankommen. Potenzial sieht er im Bereich der Geschäftsreisenden – in Ravensburg gebe es genügend wachsende Firmen, so Sipple. Auch die gute Anbindung mit der Bodensee-OberschwabenBahn nach Friedrichshafen sei „perfekt“. Er erhofft sich, dass Geschäftsleute in Ravensburg schlafen und dann zum Termin in Friedrichshafen fahren. Er ist überzeugt, dass Ravensburg mehr zu bieten hat als die Stadt am See: „Die sind lieber zum Feierabend in Ravensburg, als in einem Gewerbegebiet in Friedrichshafen zu sitzen.“
Der Zeitplan für das Hotel hat sich leicht verzögert, zunächst war von einer Eröffnung 2019 die Rede gewesen. Grund dafür war eine längere Bearbeitungszeit im Bauamt – unter anderem wurde ein Schallgutachten bezüglich des Lärms, der vom Hotel ausgeht, vom Bauamt nachgefordert, so Sipple. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bewertet er dennoch als positiv.